Sieben Jahre ist der Weißenoher Josef Pöppel jetzt tot. Sein Sohn Hubert konnte aber die Vorstellung nicht ertragen, dass damit auch Pöppels Wissen um die Geschichte des Orts für immer verschwindet.
                           
          
           
   
          Ganz so brave Klosterbrüder müssen die Mönche in Weißenohe wohl auch nicht gewesen sein. Hinter den Mauern des Weißenoher Klosters menschelte es jedenfalls gewaltig, so viel steht fest. Es wurde nicht nur gebetet und studiert. Es wurde gelebt, geliebt, gestritten und Intrigen geschmiedet. 
Es gab eine Köchin, die plötzlich ein Kind erwartete. Von wem? Das hätten die Mönche auch gerne gewusst. Deshalb wurde getuschelt, spekuliert und sich das Maul zerrissen. 
Ob der Kindsvater tatsächlich ein Mönch war oder der Stöckacher Pfarrer, der es jemand anderem in die Schuhe schieben wollte, klärt das Buch "Weißenohe. Zur Geschichte von Kloster und Pfarrei." 
  
  Alter Computer, alte Disketten  Zugleich bieten diese 448 Seiten einen wahren Schatz an historischem Wissen und Daten rund um das Benediktinerkloster und die Pfarrei in Weißenohe. Ein Archiv, das sich der Weißenoher Josef Pöppel anlegte und in langjähriger Arbeit erweitert und stetig aktualisiert hat. 
Pöppel scheute keine Mühen, verglich Urkunden, holte sich Dokumente aus den Archiven und übersetzte die Unterlagen. Er las, verglich und schrieb die Unterlagen ab. Zuerst auf der Schreibmaschine, dann tippte er alles in seinen Computer. Pöppels Computer war ein alter Computer, mit alten Disketten. "In 20 Jahren wäre das nicht mehr lesbar gewesen", sagt sein Sohn Hubert. Damit wäre ein bedeutender Teil der Weißenoher Geschichte vielleicht für alle Zeiten weg gewesen. Wo doch gerade das der Antrieb von Pöppels Mühe gewesen ist. Er wollte Geschichte bewahren und das Wissen um sie an die nächste Generation übergeben. 
Im Jahr 2006 ist Josef Pöppel mit 76 Jahren gestorben. Aber sein Sohn Hubert spürte, dass er die Arbeit seines Vaters nicht dem Verschwinden anheim geben durfte. Die einzige Möglichkeit die Arbeit seines Vaters zu würdigen und mit ihr die Geschichte Weißenohes war es, sie zwischen zwei Buchdeckel zu klemmen. So sah das auch Hedwig Pöppel und half ihrem Sohn bei diesem Vorhaben. 
 Unter anderem hatte Josef Pöppel ein Archiv über die seit der Auflösung des Klosters in Weißenohe wirkenden Pfarrer angelegt. Die Pfarrer der vergangenen Jahre fügten dann Mutter und Sohn hinzu. Interessant an diesen Unterlagen ist auch, dass sie den Wandel spiegeln, was es heißt, Pfarrer zu zu sein. Dabei waren schon die Mönche alles andere als dumpfe Dorfpfarrer. "Anfangs gab es die Reformer mit liberalen Ideen. Dann kamen Konservative, die so manche Ideen im Nachhinein wieder unterdrückten, bis wieder freiere Pfarrer in den Kirchen das Sagen hatten", sagt Hubert Pöppel. 
  
  Streit um ein totes Kind  Angefangen hatte Josef Pöppels gesamte Arbeit mit der Chronik des Pfarrers Georg Adam Huber, der um das Jahr 1900 in Weißenohe lebte. Skurrile Geschichten finden sich in der Chronik. Auch über die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg, "als die Mönche das Kloster wieder aufbauten und ihre Vormachtstellung gegen den Pfarrer sichern wollten", wie Hubert Pöppel erzählt.
 Damals war der Stöckacher Pfarrer zugleich der Pfarrer für Weißenohe. Ausgetragen wurde dies, wie so oft, auf dem Rücken Unschuldiger. So wurde beispielsweise ein totes Kind nicht beerdigt und lag tagelang herum, weil sich Mönche und Pfarrer nicht einigen konnten, wo das Kind bestattet werden darf. 
Über diese Chronik Hubers stieß Josef Pöppel auf das Tagebuch von Willibald Schrettinger. Der war 1790 ins Benediktinerkloster in Weißenohe eingetreten und hatte 1795 die Priesterweihe erhalten. Anschließend arbeitete er hauptsächlich als Bibliothekar. 
Schrettinger ist keine unbedeutende Person, ist er doch der Begründer der Bibliothekswissenschaften. In diesen Tagebüchern entdeckte Josef Pöppel viele interessante Details und auch andere Geschichten über Eifersüchteleien bis hin zum Streit über die Aufhebung des Klosters. 
Doch auch die Säkularisation und die Kriege werden in dem Buch informativ und unterhaltsam thematisiert. Zudem fand Hubert Pöppel noch andere, sehr interessante und wendungsreiche Geschichten in den Unterlagen seines Vaters. Zum Beispiel über die Marienkapelle. 
Buch Josef Pöppel: Weißenohe. Zur Geschichte von Kloster und Pfarrei. Erhältlich für 
23, 90 Euro bei Books on Demand; ISBN 3732235807