Es war keine leichte Geburt: Nachdem in der vergangenen Woche eine Sitzung ergebnislos verlaufen war, hat sich erst in einem zweiten Anlauf am Dienstag die neue SPD-Stadtratsfraktion konstituiert.
Die neue Fraktionsführung sei einstimmig gewählt worden, heißt es in einer Pressemitteilung. Vorsitzender ist weiterhin Reinhold Otzelberger, Stellvertreter sind Uwe Kirschstein und Lisa Hoffmann. Ab 2017 soll dann der OB-Kandidat und neue Stadtrat Uwe Kirschstein die Fraktionsführung übernehmen. Soweit die dürre Verlautbarung.
Wie unserer Zeitung bekannt wurde, habe es in der ersten Runde jedoch schwere Meinungsverschiedenheiten über den Führungsanspruch von Kirschstein gegeben. Dabei seien Stimmen laut geworden, die für den Stichwahlkandidaten, angesichts seines respektablen Wahlergebnisses, schon jetzt den Fraktionsvorsitz eingefordert hätten. Von einem SPD-Mitglied, das nicht genannt werden will, wurde das erste Treffen als "Warm-up-Phase" bezeichnet.
Der wiedergewählte Fraktionsvorsitzende Reinhold Otzelberger bemüht sich unterdessen, den Ball flach zu halten.
"Es ist nicht unüblich, dass in einer Situation, in der sich eine Fraktion konstituiert, noch Fragen offen sind", erklärt Otzelberger. Man habe sich entschlossen, dies in einer zweiten Sitzung zu klären. Dabei sei einvernehmlich eine Lösung gefunden worden - und zwar die, dass Kirschstein, der erst kürzlich zum Ortsvorsitzenden gewählt wurde, ab 2017 die Fraktionsführung übernimmt. Eine Lösung, die nach den Worten Otzelbergers, zwischen der Beibehaltung von Kontinuität und der Notwendigkeit einer Positionierung Kirschsteins einen vernünftigen Weg eröffne. Damit verbunden ist, dass der langjährige stellvertretende Fraktionsvorsitzende Albert Dorn jetzt den Stuhl frei gemacht hat für den aufstrebenden Newcomer. Auch dies sei einvernehmlich geschehen, versichert Otzelberger, und betonte, dass er Dorn auf der Sitzung ausdrücklich für sein Engagement gedankt habe.
Die von außerhalb der Partei zu vernehmenden Kolportagen, wonach es in der "Warm-Up-Sitzung" so heiß hergangen sei, dass altgediente Funktionsträger damit gedroht hätten, das Handtuch zu werfen und die Fraktion zu verlassen, wollte Otzelberger nicht bestätigen. Es könnten wohl laute Worte gefallen sein, aber man habe einvernehmlich zusammengefunden.
"Mein Bestreben war und ist es immer, zusammenzufügen", unterstreicht der neugewählte alte Fraktionsvorsitzende. Die SPD-Fraktion will in den nächsten sechs Jahren ihre kommunalpolitischen Ziele im Stadtrat einbringen und für inhaltliche Mehrheiten werben, heißt es in der Pressemitteilung.
Vor jedem "Großen Wurf" gibt es bekanntlich Geburtswehen. Bis 2017 darf er noch, der Stumpfianer. Nach dem 20. Umzug des roten Bogenschützen vielliecht auch noch etwas länger. Verdient hätte er es.