Bei Geburtstagen dürfen Eltern ihren Kleinen immer öfter nicht immer selbstgemachtes Essen von zuhause mitgeben. Grund sind unter anderem die Verwendung allergieauslösender Inhaltsstoffe.
Der selbstgebackene Geburtstagskuchen war früher ein Ritual. Heute lehnen ihn die Leiterinnen vieler Kindertagesstätten (Kitas) ab. Zu groß ist die Sorge vor Salmonellen und Ähnlichem.
So manches stressgeplagte Elternteil mag es als gute Nachricht auffassen: Den Aufwand, vor dem Kindergeburtstag noch schnell einen Kuchen für den Kindergarten zu backen, können sie sich sparen. Denn der selbst gebackene Kuchen ist in Kitas nicht mehr gern gesehen.
Wie ist aber die Situation in Franken? Andrea Schütz leitet den Kindergarten in Hetzles (Landkreis Forchheim). Sie erklärt auf Anfrage: "Wir haben schon vor 20 Jahren die Entscheidung getroffen, dass Eltern zu Geburtstagen keine Kuchen mitbringen sollen." Vielmehr können die Kinder in Hetzles aus zwei verschiedenen Gerichten auswählen - entweder gibt es Eis zu den Geburtstagsfeiern oder Knabberteller.
"Die Eltern sind sehr zufrieden mit unserer Lösung, sie müssen so auch nichts selbst organisieren. Und alle unsere Kinder können so auch das Gleiche genießen", berichtet Schütz. Die erfahrene Erzieherin will mit ihrem Kuchen-Verbot einen Wettbewerb der Eltern untereinander (Wer backt die größten und schönsten Torten?) vermeiden. Auf diese Bestimmung weist der Kindergarten auch in speziellen Info-Briefen hin.
Vorher absprechen
Anders dagegen im Kinderhaus Don Bosco. Hier bringen Eltern weiterhin Kuchen mit. "Wir achten aber darauf, dass keine Zutaten verwendet werden, auf die Kinder allergisch sind", erklärt die Leiterin der Einrichtung, Ursula Rank. "Wir haben ein Kind, das verträgt keine Erdbeeren, ein anderes keine Nüsse. Das wissen die Eltern und nehmen darauf Rücksicht."
Damit auch Kinder mitfeiern können, die kein Schweinefleisch essen (dürfen), gibt es statt der normalen "Wienerla" eben Putenwiener. Und die Gummibärchen sind gestrichen. "So gibt es keine Probleme", findet Kindergartenleiterin Ursula Rank. Lernen mit der Andersartigkeit von Menschen umzugehen, hält sie für ein wichtiges Erziehungsziel.
Das sieht auch Ursula Fischer von der Kindergarten-Aufsicht des Landratsamtes ähnlich. "Wie das in Don Bosco gehandhabt wird, ist das übliche Praxis", bestätigt sie. So würden auch die EU-Vorgaben eingehalten. Ein Weg, der auch in Bamberg beschritten wird.
Bei den Sonnen-Käfern, einer Großtagespflegestelle in Bamberg, setzen die Betreuerinnen der Kleinen ebenfalls auf Gespräche mit den Eltern. Moni Neurohr sagt: "Bei uns gibt es kein generelles Verbot für Kuchen. Mütter und Väter fragen bei Geburtstagen nach, was sie mitbringen sollen." Empfehlung der Erzieherinnen: Obst für die Mädchen und Jungen oder Muffins zur Verfügung stellen. "Wir möchten das immer individuell mit den Eltern absprechen."
Dachverband rät ab
Ein anderer Kindergarten in einem Ortsteil von Kronach wollte namentlich nicht genannt werden. Dort hieß es aber auf Anfrage dieser Zeitung, dass selbst gebackene Kuchen nicht mitgebracht werden dürfen. Grund: "Wir legen Wert auf eine gesunde Ernährung und möchten das auch so in unserer Einrichtung den Kinder vermitteln."
Franken bildet da in Bayern keine Ausnahme: "Wir raten unserem Personal dringend davon ab, selbst gebackenen Kuchen anzunehmen", erklärt eine Sprecherin eines bayerischen Kita-Zweckverbands und nennt gleich mehrere Gründe. Zum Beispiel: Kinder, deren Eltern nicht selbst backen könnten oder wollten, würden stigmatisiert. Oder: Kinder die sich auf Wunsch der Eltern vegan ernähren, könnten Kuchen zu essen bekommen, der diesen Anforderungen nicht genügt. Gleiches gelte für die Ernährungsregeln muslimischer Kinder.
Strenge Hygienevorschriften
Doch auch die strengen Hygienevorschriften bereiten Kitas Probleme. Schließlich wüssten Erzieherinnen nicht, welche Zutaten die Eltern beim Backen verwendet hätten.
So ein Kuchen könne aber Allergien auslösen oder voller Keime sein - womöglich sogar voller gefährlicher Salmonellen, wenn er unter 70 Grad gebacken worden sein sollte. Nicht auszudenken, was beim Verzehr eines Stück Kuchens alles passieren kann.
Auch anderswo legen Träger von Kindertagesstätten ihren Einrichtungen nahe, auf selbst gebackenen Kuchen zu verzichten. Der Kita-Zweckverband des Bistums Essen tut das seit knapp einem Jahr - allein schon, weil der Kuchen verbotene Inhaltsstoffe enthalten könnte, wie eine Sprecherin erklärt. "Kinder aus veganen oder muslimischen Familien dürfen zum Beispiel bestimmte Fette nicht essen, das ist in einem mitgebrachten Kuchen nirgends nachvollziehbar."
Überhaupt, so ein Geburtstag dürfe nicht auf einen Kuchen reduziert werden, ein liebevoll geschmückter Geburtstagsstuhl, Geburtstagsbücher oder Geburtstagskronen bereiteten einem Kind gleich viel Freude - genauso wie ein Waldspaziergang. Wenn es unbedingt ein Kuchen sein müsse, könne der auch in den Kitas gemeinsam gebacken werden.
Ähnliche Kuchen-Warnungen spricht übrigens auch das Institut Lernen und Leben in Vorpommern-Rügen aus. Passiert ist dort zwar noch nie etwas, aber Beate Arndt, die zuständige Leiterin für Kindertagesstätten und Horte, findet: "Muss denn immer erst etwas passieren, bevor man reagiert?"
Furcht vor Klagen
Die Beispiele verdeutlichen, wie hochsensibel das Thema ist: Niemand will eben der Paragrafenreiter sein, der Kindern den Geburtstagskuchen verbietet. Gleichzeitig fürchten sich Kitas und Betreiber vor Klagen von Eltern, wenn ihre Kinder das "falsche Essen" bekommen.
Schließlich geht es bei aller Diskussion nicht nur um ideologische und religiöse Fragen, sondern auch um gesundheitliche: Viele Kinder vertragen eben die eine oder andere Zutat nicht oder reagieren gar allergisch darauf.
In den Kitas fängt es an und auf Vereinsfesten und -events hört es auf!
Es wird noch soweit kommen, dass auf Festen und Events keine selbstgebackenen Kuchen und Torten mehr verkauft werden dürfen, weil eben die gesunde Ernährung von Kindern beeinträchtigt werden könnte und die Andersartigkeit in unserem Lande mit dem Flüchtlingszustrom immer größer wird.
Armes Deutschland!
Kommentatoren hier nur zustimmen. Ich habe die Kindheit auch trotz (oder wegen?) Geburtstagskuchen oder Essen bei (Schul-) Freunden überlebt.
Gerade in der Nachbarschaft erlebe ich aber fast täglich wie eine junge Mama m.E. ziemlich viel falsch macht. Da werden die Kids jeden Tag in die Schule gefahren und abgeholt, statt die 800m mit dem Rad zu fahren, und die richtige Ernährung ist ein Dauerbrenner. Aber ja kein Fußball, da könnte was passieren. Beim stundenlang vor der Konsole sitzen passiert direkt (außer Spätfolgen wie Verfettung) ja erstmal nix.
Ganz schlimm wird's, wenn eins von den Kids mal einen Kratzer hat, daß der Notarzt nicht kommen muß, ist alles...
.. auch das draußen spielen verbieten... schließlich KÖNNTEN die Kinder hinfallen oder sich einen Schnupfen holen. Oder man bedenke die vielen Bakterien und vielleicht sogar Katzenkot (! - oh mein Gott !) der im Sandkasten sein KÖNNTE.
Ich finde wir sollten die Kinder in einen gekachelten Raum mit Edelstahlmöbel stecken. Da wäre es sicher... Natürlich sollte jedes Kind vorher die Hände desinfizieren.
Und dann wundern wir uns, dass die Kinder viel anfälliger sind. Weil sie anfälliger sind, schützen wir sie noch mehr.. vielleicht sollte man mal über so einen Kreislauf nachdenken!
Jetzt mal ehrlich.. also meine Generation hat es noch geschafft groß zu werden obwohl ich oft Geburtstagskuchen im Kindergarten und bei Freunden daheim gegessen habe.. auch meine Eltern haben es geschafft (sonst hätten sie mich ja nicht bekommen anno dazumal). Meine Oma hat sogar nach dem Krieg den Schimmel vom Brot schneiden müssen und ist 90 Jahre alt geworden.
Also man kann es auch übertreiben.
Vegan erzogene Kinder sollten, wenn es so wichtig ist, genauso wie Muslimische Kinder, über die "Gefahren" aufgeklärt werden. Die Kinder sind ja auch anderen Orts den "Gefahren" ausgeliefert. Man bedenke nur die böse private Geburtstagsfeier oder die Freunde, die man nach der Kiga besucht. Oder die Oma oder das Hotel im Urlaub. Ich kann doch nicht alles verbieten...
Wie gesagt, schade dass wir mittlerweile in einem Land leben, in dem jeder vor allem Angst hat..
Selbst WENN sich jmd mal Salmonellen zuziehen würde, ist unser Gesundheitssystem so ausgereift, dass man hier zu jeder Zeit Hilfe und Heilung bekommt (übrigens genauso wie wenn man von der Schaukel fällt).
Also lasst mal die Kirche im Dorf und den Kuchen auf dem Tisch..
So wie das oben geschrieben wurde, ist einiges durcheinander geworfen.
Zum Einen gibt es wie bei jeder Essenszubereitung Gefahren. Das können Salmonellen sein, aber auch giftige Pflanzenstoffe (Sekundärmetaboliten) wie z.B. das Solanin der Kartoffel. Wenn man vernünftig kocht, sind diese Gefahren gut in den Griff zu bekommen. Einfache Regeln (nur gebackene Kuchen, kein TiramiSu, etc.) können diese Schwierigkeiten eliminieren.
Zweitens gibt es Allergene. Gefühlt gibt es viel mehr Allergiker als früher - aber die Praxis zeigt, dass es eben doch nicht mehr sind. Wichtig bei Allergenen ist eine korrekte Deklaration. Da aber nicht jede Hausfrau die Allergene kennt, sollte einfach das Rezept mit aufgeschrieben werden.
Drittens gibt es religiöse Speiseverbote. Das ist das Albernste überhaupt. Nur weil ein paar Muslime im Kindergarten sind, werden die Gummibärchen gestrichen? Ja geht's noch? Sollen halt keine Essen. Aufklärung statt generelles Verbot!
Und bitte keine rein vegane Ernährung für Kinder. Das grenzt an Körperverletzung und Kindesmisshandlung!
Insgesamt geht durch das Verbot des Selbermachens viel Kindergartenkultur verloren. Beachtet man die beiden Regeln (Hygiene, Allergenkunde) - dann kann eigentlich nicht viel passieren. Schließlich haben wir auch überlebt.