Geburtstagskuchen in Kindergärten ist gestrichen

3 Min
Lieber ein kräftiges Wurstbrot, als ein Geburtstagskuchen? Im Kindergatre n Don Bosco, Forchheim, gibt es auch Süßes. Foto: Josef Hofbauer
Lieber ein kräftiges Wurstbrot, als ein Geburtstagskuchen? Im Kindergatre n Don Bosco, Forchheim, gibt es auch Süßes.  Foto: Josef Hofbauer

Bei Geburtstagen dürfen Eltern ihren Kleinen immer öfter nicht immer selbstgemachtes Essen von zuhause mitgeben. Grund sind unter anderem die Verwendung allergieauslösender Inhaltsstoffe.

Der selbstgebackene Geburtstagskuchen war früher ein Ritual. Heute lehnen ihn die Leiterinnen vieler Kindertagesstätten (Kitas) ab. Zu groß ist die Sorge vor Salmonellen und Ähnlichem.

So manches stressgeplagte Elternteil mag es als gute Nachricht auffassen: Den Aufwand, vor dem Kindergeburtstag noch schnell einen Kuchen für den Kindergarten zu backen, können sie sich sparen. Denn der selbst gebackene Kuchen ist in Kitas nicht mehr gern gesehen.

Wie ist aber die Situation in Franken? Andrea Schütz leitet den Kindergarten in Hetzles (Landkreis Forchheim). Sie erklärt auf Anfrage: "Wir haben schon vor 20 Jahren die Entscheidung getroffen, dass Eltern zu Geburtstagen keine Kuchen mitbringen sollen." Vielmehr können die Kinder in Hetzles aus zwei verschiedenen Gerichten auswählen - entweder gibt es Eis zu den Geburtstagsfeiern oder Knabberteller.

"Die Eltern sind sehr zufrieden mit unserer Lösung, sie müssen so auch nichts selbst organisieren. Und alle unsere Kinder können so auch das Gleiche genießen", berichtet Schütz. Die erfahrene Erzieherin will mit ihrem Kuchen-Verbot einen Wettbewerb der Eltern untereinander (Wer backt die größten und schönsten Torten?) vermeiden. Auf diese Bestimmung weist der Kindergarten auch in speziellen Info-Briefen hin.


Vorher absprechen

Anders dagegen im Kinderhaus Don Bosco. Hier bringen Eltern weiterhin Kuchen mit. "Wir achten aber darauf, dass keine Zutaten verwendet werden, auf die Kinder allergisch sind", erklärt die Leiterin der Einrichtung, Ursula Rank. "Wir haben ein Kind, das verträgt keine Erdbeeren, ein anderes keine Nüsse. Das wissen die Eltern und nehmen darauf Rücksicht."

Damit auch Kinder mitfeiern können, die kein Schweinefleisch essen (dürfen), gibt es statt der normalen "Wienerla" eben Putenwiener. Und die Gummibärchen sind gestrichen. "So gibt es keine Probleme", findet Kindergartenleiterin Ursula Rank. Lernen mit der Andersartigkeit von Menschen umzugehen, hält sie für ein wichtiges Erziehungsziel.

Das sieht auch Ursula Fischer von der Kindergarten-Aufsicht des Landratsamtes ähnlich. "Wie das in Don Bosco gehandhabt wird, ist das übliche Praxis", bestätigt sie. So würden auch die EU-Vorgaben eingehalten. Ein Weg, der auch in Bamberg beschritten wird.

Bei den Sonnen-Käfern, einer Großtagespflegestelle in Bamberg, setzen die Betreuerinnen der Kleinen ebenfalls auf Gespräche mit den Eltern. Moni Neurohr sagt: "Bei uns gibt es kein generelles Verbot für Kuchen. Mütter und Väter fragen bei Geburtstagen nach, was sie mitbringen sollen." Empfehlung der Erzieherinnen: Obst für die Mädchen und Jungen oder Muffins zur Verfügung stellen. "Wir möchten das immer individuell mit den Eltern absprechen."


Dachverband rät ab

Ein anderer Kindergarten in einem Ortsteil von Kronach wollte namentlich nicht genannt werden. Dort hieß es aber auf Anfrage dieser Zeitung, dass selbst gebackene Kuchen nicht mitgebracht werden dürfen. Grund: "Wir legen Wert auf eine gesunde Ernährung und möchten das auch so in unserer Einrichtung den Kinder vermitteln."
Franken bildet da in Bayern keine Ausnahme: "Wir raten unserem Personal dringend davon ab, selbst gebackenen Kuchen anzunehmen", erklärt eine Sprecherin eines bayerischen Kita-Zweckverbands und nennt gleich mehrere Gründe. Zum Beispiel: Kinder, deren Eltern nicht selbst backen könnten oder wollten, würden stigmatisiert. Oder: Kinder die sich auf Wunsch der Eltern vegan ernähren, könnten Kuchen zu essen bekommen, der diesen Anforderungen nicht genügt. Gleiches gelte für die Ernährungsregeln muslimischer Kinder.


Strenge Hygienevorschriften

Doch auch die strengen Hygienevorschriften bereiten Kitas Probleme. Schließlich wüssten Erzieherinnen nicht, welche Zutaten die Eltern beim Backen verwendet hätten.
So ein Kuchen könne aber Allergien auslösen oder voller Keime sein - womöglich sogar voller gefährlicher Salmonellen, wenn er unter 70 Grad gebacken worden sein sollte. Nicht auszudenken, was beim Verzehr eines Stück Kuchens alles passieren kann.
Auch anderswo legen Träger von Kindertagesstätten ihren Einrichtungen nahe, auf selbst gebackenen Kuchen zu verzichten. Der Kita-Zweckverband des Bistums Essen tut das seit knapp einem Jahr - allein schon, weil der Kuchen verbotene Inhaltsstoffe enthalten könnte, wie eine Sprecherin erklärt. "Kinder aus veganen oder muslimischen Familien dürfen zum Beispiel bestimmte Fette nicht essen, das ist in einem mitgebrachten Kuchen nirgends nachvollziehbar."
Überhaupt, so ein Geburtstag dürfe nicht auf einen Kuchen reduziert werden, ein liebevoll geschmückter Geburtstagsstuhl, Geburtstagsbücher oder Geburtstagskronen bereiteten einem Kind gleich viel Freude - genauso wie ein Waldspaziergang. Wenn es unbedingt ein Kuchen sein müsse, könne der auch in den Kitas gemeinsam gebacken werden.
Ähnliche Kuchen-Warnungen spricht übrigens auch das Institut Lernen und Leben in Vorpommern-Rügen aus. Passiert ist dort zwar noch nie etwas, aber Beate Arndt, die zuständige Leiterin für Kindertagesstätten und Horte, findet: "Muss denn immer erst etwas passieren, bevor man reagiert?"


Furcht vor Klagen

Die Beispiele verdeutlichen, wie hochsensibel das Thema ist: Niemand will eben der Paragrafenreiter sein, der Kindern den Geburtstagskuchen verbietet. Gleichzeitig fürchten sich Kitas und Betreiber vor Klagen von Eltern, wenn ihre Kinder das "falsche Essen" bekommen.
Schließlich geht es bei aller Diskussion nicht nur um ideologische und religiöse Fragen, sondern auch um gesundheitliche: Viele Kinder vertragen eben die eine oder andere Zutat nicht oder reagieren gar allergisch darauf.