Gastronomie-Krise am Paradeplatz Forchheim

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Nachbarn im Leide: Die Alte Wache (vorne) hat schon geschlossen, der Pächter des Gasthauses Fäßla macht im Oktober zu.
Nachbarn im Leide: Die Alte Wache (vorne) hat schon geschlossen, der Pächter des Gasthauses Fäßla macht im Oktober zu.

Seit Monaten ist in der Alten Wache "Zapfenstreich", bald dreht auch der Pächter des benachbarten Fäßlas den Hahn zu. Damit sind auf dem Paradeplatz zwei von vier Gaststätten dicht. Auch der Schwanenwirt hat neue Pläne.

"Es gibt in Forchheim zu viele Gaststätten und zu wenig Publikum", damit bringt Thierry Christmann das Problem auf den Punkt - und deshalb will er auch die Küchenschürze an den Nagel hängen und Ende Oktober sein "Fäßla" schließen.

Vor vier Jahren hat er die Traditionsgaststätte am Paradeplatz übernommen und nach einer aufwendigen Renovierung versucht, mit einer Mischung aus regionaler Küche und elsässischen Spezialitäten, als "Flammerie" und Weinstube Fuß zu fassen. Und um abends Leben in die Stube zu bringen gab's Salsa und Discofox-Parties. Alles vergebens. "Es ist zwar in der Mittagszeit ab und zu was los , vor allem wenn Touristen kommen", erklärt der Wirt. Aber das Geschäft gehe nur in den Sommermonaten - und abends könne man ab 20 Uhr schließen.
"Da läuft nichts mehr in Forchheim". Das reiche nicht für einen Umsatz, von dem man existieren könne - oder wie es Thierry Christmann drastisch ausdrückt: "Das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel".

Dabei muss sich der Wirt nicht den Vorwurf machen, er verstehe nichts von seinem Gewerbe: "Ich bin seit 38 Jahren in der Gastronomie tätig und davon 28 Jahre selbstständig - vier Jahre habe ich es mit dem Fäßla probiert, aber jetzt muss ich die Flügel strecken in Forchheim." Ein neuer Pächter sei allerdings in Aussicht, berichtet Thierry Christmann.

Technischer Ko für die "Alte Wache"
Mit noch ganz anderen Problemen hat die Nachbargaststätte zu kämpfen: Für die Alte Wache brachte eine defekte Lüftungsanlage den "technischen Ko". Schon vor Eröffnung im Dezember 2012 war der Umbau von Pech und Pannen begleitet: Obwohl die Großbrauerei Tucher als Betreiber rund eine halbe Million Euro in das Gebäude gesteckt hatte, musste die Stadt als Eigentümerin selbst noch einmal rund 180.000 Euro draufsatteln, weil die Bedachung größere Schäden als vermutet aufwies.

Die Pechsträhne riss nicht ab, als Pächter Haldun Yildirim auf das Alleinstellungsmerkmal "Buchenholzgrill" setzte, aber die Lüftungsanlage nicht so arbeitete, wie sie sollte. "Die hat von Anfang an nicht funktioniert - die Gäste sind nicht mehr gekommen, weil sie wie in einer Räucherkammer saßen", ärgert sich der Wirt. Tucher habe das Problem zwar mit einem anderen Dunstabzugsmotor zu lösen versucht - vergeblich: Denn dann habe der Kaminkehrer das Grillen wegen der Brandschutzvorschriften nicht mehr genehmigt.

Auch den "Kombidämpfer" in der Küche habe er nicht mehr benutzt dürfen, weil der Gasbetrieb nicht den Lüftungsvorschriften entspreche, berichtet der frustierte Wirt. Er habe Tucher die Gelegenheit gegeben, während der mehrwöchigen Schließung über's Annafest und die Urlaubszeit, die entsprechenden Reparaturen vorzunehmen . "Aber weil diese Arbeiten bis jetzt nicht ausgeführt worden sind, kann ich nicht aufmachen", erklärt der Wirt. Wird er überhaupt noch einmal die alte Wache öffnen? Das komme darauf an, ob die Technik funktioniere, betont Yildirim: "Dann werde ich mit Tucher ein Gespräch führen, mein neues Konzept vorstellen und dann entscheiden, ob ich mit der Alten Wache weiter mache". Der Wirt zeigt sich selbstbewusst: "Ich kann auch ohne Alte Wache leben - denn ein Geschäft macht nur einen Sinn, wenn es sich wirtschaftlich rechnen". Yildirim betreibt mit seiner Frau noch eine Schulmensa und bietet Catering für Veranstaltungen an.

Auch er sieht die Ursache für die Probleme der Gastronomie in Forchheim am fehlenden Kundenpotenzial und am kulinarischen Überangebot: "Jeder Metzger bietet doch schon einen Mittagstisch an".

Ähnlich denkt Schwanenwirt Uwe Koschyk: "Man sollte darüber nachdenken, ob zwei Mal in der Woche ein Hendl-Grillwagen auf dem Paradeplatz stehen muss." Er verweist darauf, dass in der Innenstadt 1500 Außenplätze zu bewirtschaften seien. Da werde der Kuchen klein für jeden einzelnen Wirt. Und Stefan Schick von der Werbegemeinschaft nennt noch eine weitere starke Konkurrenz für die Innenstadtgastronomie - zumindest im Sommer: Das sind die 30  000 Sitzplätze im Kellerwald! Schick betont, dass er für den Paradeplatz große Hoffnungen in die Ansiedlung eines großen Textilers gesetzt habe - wegen des Ausbleibens eines solchen Magneten, hätten sich diese Erwartungen jedoch zerschlagen.
Schwanenwirt Uwe Koschyk jedenfalls schmiedet bereits Pläne für ein anderes gastronomisches Vorhaben in der Nähe Forchheims. Dabei reizt ihn ein angegliedertes Gästehaus. Näheres will er erst verraten, wenn die Verträge "in trockenen Tüchern " sind.

Ob er die Schwane am Paradeplatz noch weiter betrieben will, auch darüber hält er sich bedeckt. "Das kommt auf die Verhandlungen mit dem Verpächter an ",erklärt Koschyk.