Fränkische Schweiz: Hänge brennen in lodernden Flammen

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Lichterprozession in Obertrubach Foto: Tourismuszentrale Fränkische Schweiz
Lichterprozession in Obertrubach Foto: Tourismuszentrale Fränkische Schweiz

Einmalig in Deutschland sind die Lichterprozessionen als Beschluss der ewigen Anbetung in der Fränkischen Schweiz - vom 20. Dezember bis 6. Januar.

Ein kleiner Ort im Tal, umgeben von 150 Meter hohen Hängen. Mittelgebirgslandschaft, typisch für die Fränkische Schweiz. Viele Menschen gehen in die Kirche, am Tag der ewigen Anbetung, den der Bamberger Bischof schon 1759 eingeführt hat, um den "Glauben an die wahrhafte Gegenwart Christi" zu stärken.

Am späten Nachmittag werden es immer mehr Gläubige, darunter Vereinsabordnungen mit ihren Fahnen, die in das Gotteshaus gehen. Feuerwehrleute postieren sich in ihren Uniformen an neuralgischen Verkehrsplätzen. Emsiges Treiben herrscht um und in den Dorfhäusern. Es werden Lichterketten postiert, Heiligenfiguren aufgestellt, der Hof gekehrt. In den steilen Felshängen tummeln sich viele junge Leute, die vorsichtig unzählige kleine Holzstöße errichten, Kabelstränge ziehen und katholische Symbole aufstellen und montieren.

Nach der letzten Betstunde

Nachdem die letzte Betstunde vorbei ist - die erste war schon früh um 8 Uhr - sammeln sich fast alle Dorfbewohner und etliche Schaulustige vor der Kirche. Der Pfarrer tritt mit der Monstranz in der Hand und eingerahmt von Ministranten beim Geläute der Altarschellen und der Kirchenglocken unter den Baldachin, "Himmel" genannt, der von vier Feuerwehrleuten getragen und von sechs weiteren Feuerwehrleuten mit Fackeln beleuchtet und begleitet wird. Nach und nach reihen sich alle Kirchenbesucher in bestimmte Gruppen ein, Holzfeuer auf den Hängen werden entzündet und auf das Einsetzen des Vorbeters, der sich ein Mikrofon vor die Brust geschnallt hat, beginnt die Prozession mit dem Spiel der Blaskapelle.

Auf den Augenblick gewartet

Auf diesen Augenblick haben die zahlreichen jungen Leute in den Hängen gewartet: Es werden viele kleine Lichter entlang der Prozessionsstrecke entzündet. Das Tal wird in helles gelbliches Licht getaucht, dessen Eindruck gegebenfalls durch reflektierenden Schnee noch verstärkt wird. Nach kurzer Zeit brennen auf Geländern und in Fensterbänken, zusätzlich zu den Holzfeuern, tausende kleine, selbst gemachte Wachsfeuer: Eine Blechbüchse, die Holzspäne und Wachs enthält, das durch den angezündeten Docht verbrannt wird.

Beleuchtete Kreuze

Riesige Heiligenbilder, beleuchtete Kreuze auf den Höhen und das IHS-Symbol erstrahlen im Scheinwerferlicht. Kommt die Prozession einem der Hänge näher, werden dort zusätzlich rote bengalische Fackeln entzündet, die in kleinen Höhlen oder beim Schein auf der Wasseroberfläche des Flusses mystische Stimmung erzeugen. Der Eindruck entsteht, Hänge brennen in lodernden Flammen; unwirkliches rotes Licht legt sich über das Tal. Der Vorbeter liest derweil monoton und durch Lautsprecher verstärkt, uralte Texte, unterbrochen nur von gesungenen Liedstrophen, die die Blaskapelle intoniert. Die Feuerwehrleute leisten ganze Arbeit und sperren alle Dorfstraßen für den Autoverkehr, so dass Platz genug ist für die Prozession, die ungehindert ihre Runde ziehen kann. In den Häusern werden alle Lichter gelöscht. Nur die extra angebrachten Lichterketten leuchten weit in die Dunkelheit hinaus und kleine Heiligenfiguren in den Nischen der Häuser oder auf Fensterbrettern platziert, erstrahlen beim Anschluss an die Steckdose plötzlich in leuchtenden Farben. Viele Zaungäste schließen sich dem Zug an und staunen beim Gang durch das Dorf über die entstandene meditative Stimmung. Ruhe kehrt ein. Viele Menschen bleiben stehen schauen, verarbeiten das Gesehene und blicken auf die beleuchteten Hänge. Es ist kalt, weshalb sich die Straßen bald leeren. Bis spät in die Nacht ist der Schein der zahllosen Feuer zu sehen. Als möchten sie sagen: Geht nur, wir wachen heute über euch.

Alle Termine

Donnerstag, 20. Dezember, um 18 Uhr in Oberailsfeld Sonntag, 23. Dezember, um 17 Uhr in Volsbach (Ahorntal)

Mittwoch, 26. Dezember, um 16 Uhr in Gößweinstein

Montag, 31. Dezember, um 17 Uhr in Nankendorf

Donnerstag, 3. Januar, . um 17 Uhr in Obertrubach

Sonntag, 6. Januar, um 17 Uhr in Pottenstein

Hintergrund

Papst Klemens VIII. führte 1592 das "vierzigstündige Gebet" ein. Daraus entwickelte sich ein Brauch, heute als "ewige Anbetung" bezeichnet. Der Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (1757 bis 1779) sorgte ab dem 1. Januar 1759 im Bistum für dessen Einführung. Sein Wunsch: Jeden Tag sollte in einer der Kirchengemeinden ein Tag des Gebetes abgehalten werden, so dass "auf ewig" jeden Tag vor dem allerheiligsten Altarsakrament gebetet wird. Daher rührt auch das ewige Licht. Das ewige Licht ist in der Synagoge und der katholischen Kirche ein immerwährendes Licht. Es dient als Symbol zur Erinnerung an die ständige Gegenwart Gottes.

Grundlage für die Einführung war das Konzil von Trient (1545 bis 63), das die eucharistische Verehrung auf eine neue Ebene hob. An diesem Konzil nahm unter anderem auch Bischof Nausea teil, ein gebürtiger Waischenfelder, der dort 1552 an einem Fieber starb und seine letzte Ruhestätte im Stephansdom zu Wien fand. Eng verknüpft mit der Anbetung ist der "Eucharistische Segen", der gewöhnlich zum Schluss der ewigen Anbetung gespendet wird.