Fränkische Schweiz: Feuerwehren sind tagsüber nicht "alarmsicher"

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Das Feuerwehrgerätehaus in Unterailsfeld besteht lediglich aus einer Fertiggarage am Straßenrand am Ortsausgang in Richtung Tüchersfeld. Der Marktgemeinderat Georg Rodler (CSU) kritisierte das Haus als nicht mehr zeitgemäß. Foto: Thomas Weichert
Das Feuerwehrgerätehaus in Unterailsfeld besteht lediglich aus einer Fertiggarage am Straßenrand am Ortsausgang in Richtung Tüchersfeld. Der Marktgemeinderat Georg Rodler (CSU) kritisierte das Haus als nicht mehr zeitgemäß. Foto: Thomas Weichert

Die neun Feuerwehren der Marktgemeinde Gößweinstein sind wegen Berufstätigkeit der Aktiven am Tag nicht oder nur begrenzt einsatzbereit.

Neun Monate haben die neun Kommandanten der neun Gößweinsteiner Feuerwehren zusammen mit Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) am ersten Feuerwehrbedarfsplan in der Geschichte der Marktgemeinde Gößweinstein gearbeitet. Herausgekommen dabei ist ein 117-seitiges Gesamtwerk.

Zimmermann selbst stellte den Plan aufgrund der Verhinderung des federführenden Kommandanten Marco Brendel während der Marktgemeinderatssitzung vor. Der Bürgermeister schlug dabei auch Alarm, weil keine der neun Gößweinsteiner Ortswehren tagsüber "alarmsicher" sei.

Nachts sind zwar alle Feuerwehren mit ihren insgesamt 303 aktiven Feuerwehrleuten "alarmsicher", dass heißt in der nach dem Feuerwehrgesetz geforderten Einsatzstärke bei Alarm auch ausrückbar, jedoch während des Tages aufgrund der Berufstätigkeit nicht.

Einzig die Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein, die 58 Prozent aller Einsätze im gesamten Marktgebiet bewältigt, ist tagsüber begrenzt "alarmsicher". "Wir brauchen daher ganz viele neue Kameraden", folgerte Zimmermann. In den nächsten fünf Jahren - so lange gilt der nun ausgearbeitete Feuerwehrbedarfsplan - sei es daher ganz wichtig, die Ist-Stärke der Feuerwehren zu erhöhen.

Werbung schon im Kindergarten

Der vorgelegte Maßnahmenkatalog sieht daher vor, dass man durch Präsenz in den Ortschaften und persönliche Ansprache die Mitgliedergewinnung forcieren will. Schon im Kindergarten und in der Schule soll die Nachwuchsgewinnung durch Infoveranstaltungen stattfinden. Um die Einsatzbereitschaft der Wehren zu erhöhen, sollen diese künftig enger zusammenarbeiten und gemeinsam üben, vor allem die Atemschutzwehren Gößweinstein, Kleingesee und Morschreuth.

Das Beschaffungskonzept für die nächsten fünf Jahre sieht Gesamtinvestitionen in Ausrüstung, Gerät und Feuerwehrhäuser von rund 1,1 Millionen Euro vor, ohne die eingeplanten Staatszuschüsse von insgesamt rund 290.000 Euro.

Die Feuerwehr Behringersmühle, deren neues Feuerwehrhaus für rund 340.000 Euro schon fast fertig ist, soll das zehn Jahre alte wasserführende Fahrzeug der Feuerwehr Kleingesee übernehmen, die dafür für rund 170.000 Euro ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser (TSF-W) bekommt.

Georg Lang (CSU) sprach sich eher dafür aus, für beide Wehren ein neues Fahrzeug anzuschaffen und dafür das gebrauchte Kleingeseer Auto zu verkaufen. Dies lehnte Zimmermann ab. "Die Behringersmühler sind heiß auf das Fahrzeug aus Kleingesee", sagte Zimmermann. Denn damit lassen sich Straßenreinigungsarbeiten durchführen und kleine Flächenbrände ohne Hilfe anderer Wehren löschen.

Die Stützpunktfeuerwehr Gößweinstein bekommt für das alte Löschfahrzeug (LF) 8, Baujahr 1997, ein neues und größeres LF 20, das eine Ausrüstung für den Katastrophenschutz hat. 350.000 Euro sind dafür vorgesehen. Das bisherige LF 20 der Gößweinsteiner Wehr wird für technische Hilfeleistungen mit Wechselladerboxen und weiterem akkubetriebenem Gerät umgerüstet: Kosten dafür rund 90.000 Euro.

In die persönliche Schutzausrüstung der Wehrleute werden rund 28 000 Euro investiert. Ein Schlauchpflegekonzept, eventuell mit der Anschaffung einer "Schlauchwaschmaschine", kostet weitere 50.000 Euro. Hier besteht deshalb Handlungsbedarf, weil der Schlauchtrockenturm in Gößweinstein saniert werden müsste.

Die Feuerwehr Etzdorf-Türkelstein bekommt neue Fenster und Türen für 3000 Euro. Die Feuerwehr Leutzdorf erhält ein neues Feuerwehrhaus für 200.000 Euro. Der Austausch der Fenster mit einer Tür für das Feuerwehrhaus in Wichsenstein ist mit 3000 Euro eingeplant. Für die Feuerwehr Unterailsfeld sind keine großen Investitionen vorgesehen, obwohl Georg Rodler (CSU) die Fertiggarage für die Unterailsfelder Wehr für "nicht mehr zeitgemäß" hält. Dies demotiviere die ehrenamtlichen Helfer aus Unterailsfeld, Kohlstein und Hungenberg.

Problem in Unterailsfeld

Rodler sieht als großes Problem auch die Alarmierung in diesen Ortschaften. Die Sirene, wenn sie denn funktioniert, geht nur in Unterailsfeld. In Hungenberg und Kohlstein hört man sie nicht. Einmal brannte es sogar neben dem Gerätehaus in Unterailsfeld und die Unterailsfelder Wehr wurde dazu gar nicht alarmiert. "Warum nicht?", wollte Rodler wissen. Dies wusste auch Kreisbrandrat Oliver Flake nicht.

Wie Flake betonte, müsse die Ortsfeuerwehr immer alarmiert werden, weil der örtliche Kommandant immer der Einsatzleiter vor Ort sei. Bürgermeister Zimmermann wusste jedoch die Antwort: Die Sirene war defekt. Außerdem, so Zimmermann, sei mit den Kommandanten abgesprochen, dass die Einsatzkräfte künftig auch über WhatsApp auf ihr Handy alarmiert werden.

Die Unterbringung des Geräts in Unterailsfeld in einer Fertiggarage bezeichnete Flake als "nicht gerade adäquat". Die Frage ist laut Flake, inwieweit dies akzeptabel sei, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer Gefahrenlage für die Wehrleute komme. Laut Rodler sei dieses Thema schon seit 30 Jahren "auf dem Tisch".

Lang betonte, dass von den zu erwartenden 1,3 Millionen Euro an Stabilisierungshilfe bei 1,1 Millionen an Investitionen für die Feuerwehren sogar noch was übrig bleibe. Angesichts der 2,5 Millionen Euro an Rücklagen könnte man dies sogar aus der Portokasse bezahlen. Deshalb müsse man sich wegen einer halben Million Euro hin oder her keine Gedanken machen. FW-Sprecher Rainer Polster betonte, dass der Bedarfsplan toll gemacht sei. Dem Feuerwehrbedarfsplan wurde einstimmig zugestimmt.