Fränkische Schweiz: erstmals historisches Dreschfest, aber wegen Corona ohne Gäste

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Auf dem Dreschfest in Kohlstein Foto: Thomas Weichert
Auf dem Dreschfest in Kohlstein Foto: Thomas Weichert
Auf dem Dreschfest in Kohlstein Foto: Thomas Weichert
Auf dem Dreschfest in Kohlstein Foto: Thomas Weichert
 
Die Dreschhelfer nach getaner Arbeit vor ihrer historischen Dreschmaschine Foto: Thomas Weichert
Die Dreschhelfer nach getaner Arbeit vor ihrer historischen  Dreschmaschine Foto: Thomas Weichert
 
Auf dem Dreschfest in Kohlstein Foto: Thomas Weichert
Auf dem Dreschfest in Kohlstein Foto: Thomas Weichert
 
Lothar Held und Agnes Brendel in historischen Dreschgewändern, oben auf der Dreschmaschine Anton Endres Foto: Thomas Weichert
Lothar Held und Agnes Brendel in historischen  Dreschgewändern, oben auf der Dreschmaschine Anton Endres Foto: Thomas Weichert
 

Die Kohlsteiner feiern ihr erstes Dreschfest - stilecht mit einer alten Dreschmaschine und traditioneller Dreschkleidung, allerdings wegen Corona ohne Gäste.

Am Wochenende feierte die Ortsgemeinschaft Kohlstein ihr erstes historisches Dreschfest wie vor 80 Jahren. Historisch deshalb, weil eine in den Jahren 1936 bis 1942 gebaute Dreschmaschine der einstigen Dreschmaschinenfabrik von Josef Dechentreiter mit der Bezeichnung "Dechentreiter JD 20" zum Einsatz kam, die Lothar Held sanierte und wieder zum Laufen brachte. Und historisch auch deshalb, weil es nach dem Dreschen eine zünftige Brotzeit gab wie vor 80 Jahren: mit Bauernbrot, geräuchertem Backsteinkäse, Presssack und Fleisch aus dem Glas. Die historische Dreschmaschine wurde von den Kohlsteinern bis etwa 1960 noch zum Dreschen von Getreide verwendet. Seitdem stand sie in einem Stadel der Familie Brendel, der nun für andere Zwecke gebraucht wird. Lothar Held, der in Kohlstein ein kleines Freilandmuseum mit historischen landwirtschaftlichen Geräten hat, übernahm die Dreschmaschine, bestellte Riemen aus dem Internet, richtete sie wieder her und brachte sie zum Laufen. Angetrieben wird die Maschine von seinem ebenfalls schon historischen Fendt-Dieselross mit Baujahr 1954.

Am Trafohäuschen

Früher wurde diese Dreschmaschine mit einer Dampfmaschine angetrieben, später dann am Trafohäuschen mit Strom. Held geht davon aus, dass einst Baron Groß von Trockau diese Dreschmaschine für die einstigen Pächter seines Anwesens neben dem Kohlsteiner Schloss gekauft hat, dem späteren Gasthaus Brendel.

Historische Tracht

Historisch war auch die fränkische Tracht, die Agnes Brendel zum Dreschen anhatte. "Die Tracht ist 100 Jahre alt und stammt von einer Frau aus Hohenmirsberg, die diese damals zum Dreschen getragen hatte", erklärt Agnes Brendel. Die Hemden, die Lothar Held und Anton Endres zum Dreschen trugen, waren auch historisch und selbst genäht. Diese "Dreschhemden" trug bis Anfang der 1960er Jahre Georg Held noch beim Dreschen.

Der Konstrukteur

Der Konstrukteur der Kohlsteiner Dreschmaschine, Josef Dechentreiter, leistete zum Durchbruch der Moderne durch die Motorisierung im Drusch einen wichtigen Beitrag. 1922 entwickelte er seine erste Dreschmaschine, die durch Strom angetrieben wurde. Die Nachfrage war groß: Sechs Jahre später wurde bereits eine erste Werkshalle errichtet. 1934 befanden sich schon zehn verschiedene Breitdrescher im Programm. 1937 legte Dechentreiter mit dem "Pressdrescher JD 150" einen weiteren Meilenstein. Das Unternehmen firmierte mittlerweile unter "Spezialfabrik für Motordreschmaschinen" und zählte Ende der 1930er Jahre zu den Großen der Branche. Die Dreschmaschine "Dechentreiter JD 20", die in Kohlstein wieder drischt, ist eine der kleinsten Dreschmaschinen, die Dechentreiter produzierte. Wegen Corona konnten die Kohlsteiner ihr erstes Dreschfest allerdings nur unter sich feiern. Es soll aber ein Fest werden, dass man jährlich feiern will und zu dem man auch die Öffentlichkeit einladen will, wenn es keine Corona-Beschränkungen mehr gibt.