Da Seniorenzentrum "Martin Luther" in Streitberg wurde von einem Corona-Ausbruch wie von einem "Tsunami" überrollt. Es gab am Freitag einen zweiten Todesfall. Ab Montag ist sogar die Bundeswehr im Einsatz.
Die Lage im Streitberger Seniorenzentrum "Haus Martin Luther" der Diakonie Bamberg-Forchheim ist nicht nur angespannt, sondern prekär. Von den 75 Bewohnern des Senioren- und Pflegeheims sind inzwischen 66 positiv auf Sars-Cov-2 getestet, zwei betagte Bewohner starben laut Heimleiterin Alexandra Dauer inzwischen an den Folgen der Viruskrankheit Covid-19, einer davon am Freitagfrüh in der Einrichtung. Die gesamte Einrichtung steht unter Quarantäne. Es herrscht absolutes Besuchsverbot.
Weiterhin gibt es nicht nur leichte, sondern auch schwerere Verläufe mit Covid-19 im Haus. Einige Bewohner befinden sich inzwischen im Klinikum Forchheim, ein Heimbewohner wird auf der Intensivstation beatmet.
Die Pflegekräfte
Prekär ist vor allem auch die Situation bei den Pflegekräften. 21 Altenpfleger sind inzwischen ebenfalls positiv getestet und befinden sich entweder in häuslicher Quarantäne oder müssen, soweit symptomfrei, mit voller Schutzausrüstung weiterarbeiten, um die Betreuung und Versorgung der ebenfalls infizierten Heimbewohner aufrechterhalten zu können. "Wir suchen händeringend nach Pflegekräften oder anderem Personal", sagt Alexandra Dauer. Sie bittet darum, dass sich jeder meldet, der nur irgendwie helfen möchte.
"Wir freuen uns auf Unterstützung, nicht nur in der Pflege", sagt Dauer, die aber auch betont, dass Helfern bewusst sein müsse, dass sie in ein Haus kommen, in dem das Coronavirus grassiert. Einige externe Helfer sind schon im Einsatz, weitere folgen ab Montag, unter anderem Lehrerinnen der Berufsfachschulen für Altenpflege und Altenpflegehilfe in Forchheim. "Das ist sehr erfreulich, aber reicht noch nicht aus", meint Dauer.
Der Heimträger Diakonisches Werk Bamberg-Forchheim stellt dabei die volle Schutzausrüstung, von Ganzkörperschutzanzügen über FFP2-Masken, Schutzbrillen bis hin zu Gesichtsschildern. Ihre Hoffnung setzt die Einrichtungsleiterin auch auf den wieder eingerichteten Pflegepool des Bayerischen Gesundheitsministeriums, bei dem man sich sofort "beworben" habe, um Pflegepersonal zu bekommen - und nun sogar auf die Bundeswehr, die am kommenden Montag vier Soldatinnen und Soldaten nach Streitberg abkommandieren wird.
"Die Kräfte der Bundeswehr sollen unser Team unterstützen, um Essen auf die Zimmer unserer Bewohner zu bringen, um Wäsche zu transportieren oder die Desinfektion zu gewährleisten", erklärt Dauer. Sie spricht von eine Welle, ja geradezu von einem "Tsunami", der das "Haus Martin Luther" überrollt habe.
Wie konnte es passieren?
Wie das passieren konnte, ist für die Heimleiterin nicht nachvollziehbar und auch nicht erklärbar. "Wir waren immer vorsichtig und haben alle Schutzmaßnahmen strikt eingehalten", beteuert Dauer. Sie meint, dass das Schlimme an dieser Krankheit sei, dass es Menschen gebe, die keinerlei Symptome hätten, aber andere Menschen dennoch anstecken könnten.
"Angefangen hat offenbar alles mit einem Bewohner, bei dem wir wussten, das er Corona hat", berichtet Dauer. Dann sei man zum Teil sehr erschrocken, wie schnell sich dies im Haus ausgebreitet habe, obwohl sämtliche Schutzmaßnahmen eingehalten und sogar noch verstärkt worden seien.
Vor einer Woche waren noch 45 der 75 Bewohner und 13 Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden. Wie sich das Virus nun dramatisch weiter ausbreiten konnte, obwohl schon da die ohnehin schon strengen Schutzmaßnahmen noch einmal verschärft wurden, kann sich Dauer nicht erklären. Sie hofft nun, dass nicht weitere schwere Verläufe auftreten.
Das Landratsamt bezieht Stellung
Pressesprecher Holger Strehl vom Landratsamt Forchheim bestätigt auf Anfrage, dass das Landratsamt die Diakonie nach besten Kräften unterstütze, um die Pflege der Heimbewohner sicherzustellen. Aktuell seien ihm keine weiteren schwerwiegenden Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen des Landkreises bekannt.
Das Landratsamt gehe von selbst damit auch nicht an die Öffentlichkeit, sondern nur nach Rücksprache und Einverständnis der jeweiligen Einrichtung, so Strehl. Im Falle von Streitberg werde man seitens des Landratsamts aber alles tun, um die Lage in den Griff zu bekommen.
Lage in Forchheim
Im Forchheimer Wohn- und Pflegezentrum "Jahnpark" entspannt sich die Lage inzwischen. Die Zahl der Infizierten geht weiter zurück. Ende November gab es 14 infizierte Bewohner und zehn infizierte Pflegekräfte. Fünf Bewohner verstarben mit Covid-19. Derzeit sind noch elf Bewohner und vier Mitarbeiter positiv, kein Heimbewohner im Krankenhaus, und beim Personal gibt es auch keine Engpässe.