Ich glaube ja und dafür will ich auch werben. Glauben allein reicht mir aber nicht. Deshalb habe ich das erste Forchheimer Verkehrskonzept gestartet. Verkehrs- und Haushaltsbefragungen haben schon stattgefunden. Jetzt wird das Verkehrskonzept erarbeitet und soll Anfang 2021 vom Stadtrat beschlossen werden.
Wie genau wollen Sie einen verbesserten Lärmschutz an der Autobahn umsetzen?
Wir brauchen auch tagsüber die Begrenzung auf 120 km/h. Das aktuelle Nacht-Tempolimit, das als Testlauf installiert ist, ist ein guter Anfang. Dies muss erweitert werden.
Am Bahnhof entstehen neue Radstellplätze: Wie kommen die Menschen von dort aus in die Innenstadt?
Mit einem verbesserten Busverkehr. Enge Taktzeiten, wie sie der Freistaat Bayern für Oberzentren vorsieht, muss der Landkreis als Träger des ÖPNV realisieren. Die Abstimmungsgespräche sind gestartet. Die Radstellplätze am Bahnhof dienen aber vor allem den Berufspendlern, die derzeit Forchheim leider noch verlassen müssen - die Fahrtrichtung ist also zum Bahnhof hin.
Welches Thema würden Sie überdies als allerstes angehen wollen?
Drängend sind das Verkehrskonzept und bessere Busverbindungen. Beides läuft bereits. Daneben werden wir ein Investitionsprogramm für die Haltestellen etablieren. Stichwort Bushäuschen. Das ist Aufgabe der Stadt und wird vom Landkreis vollkommen zu Recht seit gut 20 Jahren angemahnt. ÖPNV ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Annette Prechtel (Grüne): Verkehrswende endlich umsetzen
Wie würden Sie eine autofreie Stadt Forchheim umsetzen?
Darum geht es aktuell nicht. Es geht darum, die Verkehrswende in Forchheim endlich in die Tat umzusetzen. Für Klimaschutz und mehr Lebensqualität! Wir brauchen einen spitzenmäßigen Forchheim-Bus, müssen die Stadt fahrradfreundlich umbauen und Straßen und Plätze fußgängerfreundlich gestalten. Den nicht verlagerbaren Autoverkehr müssen wir verträglich leiten. Für weniger Lärm, weniger Parksuchverkehr, mehr Platz und Aufenthaltsqualität für Menschen im öffentlichen Raum.
Ausweitung Fußgängerzone: Sollte der Paradeplatz verkehrsberuhigt werden?
Natürlich soll der Paradeplatz verkehrsberuhigt werden. Solange der Durchgangsverkehr hier rollt, leidet der ganze Platz. Zukünftig sollten nur noch Fahrräder und Busse hier durchfahren können, der Platz soll nach wie vor ein zentraler Umsteigeort sein. Fußgänger, Radfahrer und spielende Kinder sollten sich den Platz gleichberechtigt teilen.
Wie genau wollen Sie einen verbesserten Lärmschutz an der Autobahn umsetzen?
Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass im Stadtgebiet Forchheim wieder Tempo 80 gilt. Lärm macht krank und der Schutz unserer Bürger steht an erster Stelle.
Am Bahnhof entstehen neue Radstellplätze: Wie kommen die Menschen von dort aus in die Innenstadt?
Wer mit dem Rad kommt, fährt in der Regel mit dem Rad in die Innenstadt. Deshalb brauchen wir attraktive Fahrradabstellmöglichkeiten, die gut anfahrbar und nicht versteckt sind.
Welches Thema würden Sie überdies als allerstes angehen wollen?
Ich würde einen Arbeitskreis Stadtbus gründen, den OB-Kirschstein sinnloser Weise verweigert. In diesem AK sollen Vertreter aller Fraktionen des Stadtrates gemeinsam mit Nahverkehrsexperten und Bürgern das neue Stadtbus-Angebot erarbeiten. Das geben wir dann beim Landkreis in Auftrag.
Udo Schönfelder (CSU): Keine Ächtung von Autofahrern
Wie würden Sie eine autofreie Stadt Forchheim umsetzen?
Gar nicht. Mit mir wird es die Stärkung des Radfahrens und des ÖPNV geben, aber keine Ächtung und Ausgrenzung von Autofahrern. Diese sind wichtig, insbesondere auch für die Innenstadt, die erreichbar bleiben muss. Die Hornschuchallee hat hier eine sehr wichtige Bypass-Funktion.
Ausweitung Fußgängerzone: Sollte der Paradeplatz verkehrsberuhigt werden?
Die Forchheimer Innenstadt ist zu klein, um die Fußgängerzone zu erweitern. Warten wir das beauftragte Verkehrsgutachten ab. Stand heute plädiere ich dafür, die Straße südlich des Paradeplatzes zumindest in einer Richtung befahrbar zu gestalten.
Wie genau wollen Sie einen verbesserten Lärmschutz an der Autobahn umsetzen?
Es gelang mir, nachts und zunächst für ein Jahr befristet, ein Tempolimit durchzusetzen. Meine Ziele sind klar: Dauerhaftes Tempolimit auch tagsüber und eine deutliche Verlängerung der westlichen Lärmschutzwand Richtung Süden.
Am Bahnhof entstehen neue Radstellplätze: Wie kommen die Menschen von dort aus in die Innenstadt?
Neben anderen "fahrradfreundlichen" Maßnahmen habe ich diese neuen Stellplätze letztes Jahr beantragt und mich freut deren Realisierung. Zweck ist sicherlich die Abstellmöglichkeit für Pendler, die anschließend mit dem Zug oder dem Bus (ZOB) fahren. In die Innenstadt würde ich persönlich laufen oder radfahren, möglich wären auch Busse oder Taxen.
Welches Thema würden Sie überdies als allerstes angehen wollen?
Günstigere und einfachere Gestaltung des Busfahrens, darüber hinaus planerisch ein weiteres Parkhaus auch auf der Ostseite des Bahnhofes und nicht, wie die SPD dies möchte, außerhalb von Reuth am Schweizer Keller.
Kommentar von Ekkehard Roepert, FT-Redaktion Forchheim
Auch im aktuellen Kommunalwahlkampf war immer wieder zu hören, dass Parteizugehörigkeiten keine Rolle spielen; dass es den Kandidaten um Sachthemen gehe und dass die Gemeinsamkeiten viel größer seien als die Unterschiede. Doch dieser Schein trügt - das zeigt die Verkehrspolitik, in der es ja längst nicht mehr nur um Mobilität geht. Sondern vor allem auch um die Erfüllung der Klimaziele.
Daher drängt sich die Frage nach einer autofreien Stadt Forchheim viel mehr auf, als die aktuelle Debatte vermuten lässt. Während der konservative Kandidat diese Möglichkeit kategorisch ausschließt und der Sozialdemokrat sie für unwahrscheinlich hält, kommt sie bei der Grünen Kandidatin zumindest als Möglichkeit vor. Auch beim Thema "Paradeplatz" zeigt sich der unterschiedliche umweltpolitische Zugriff. Uwe Kirschstein glaubt an einen Paradeplatz ohne Autos und nimmt damit eine Art Mittelposition ein. Annette Prechtel weiß, wie sehr die Aufenthaltsqualität dieses Forchheimer Ankunftsortes unter Autos leiden würde - und schließt sie dort aus. Während Udo Schönfelder traditionell auf Befahrbarkeit setzt.