GWS-Chef Alexander Dworschak schlägt Alarm: Eine "Forchheimer Lösung" soll die desolate Wohn-Raum-Situation verändern.
In Forchheim gibt der soziale Wohnungsbau noch kleine Lebenszeichen von sich, doch oberfrankenweit ist er schon tot. Ein alarmierendes Bild vom Angebot auf dem Mietwohnungsmarkt zeichnete Alexander Dworschak am Donnerstag im Stadtrat. Der Geschäftsführer der Forchheimer Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft (GWS) legte zwar einen Wirtschaftsplan vor, der eine geordnete Vermögens- und Ertragslage auswies ("Die Bilanzsumme liegt im Branchendurchschnitt"); doch Dworschak nannte auch einige Zahlen, die die Stadträte aufschrecken ließen.
"Was glauben Sie", fragte der GWS-Geschäftsführer in die Runde, "wie viele Sozialwohnungen im Jahr 2012 in ganz Oberfranken gebaut wurden?". Nach einem ratlosen Schweigen gab Dworschak die Antwort selbst: "Keine einzige, Null!"
Im Jahr 2013 wurden dann in ganz Oberfranken drei Häuser mit 34 Wohnungen gebaut; zwei Drittel davon in Forchheim: Zehn Wohnungen baute WVG.
Und fünfzehn Wohnungen schuf die GWS in der Hölderlinstraße und in der Herderstraße (siehe Bild).
Der Dialog ist eröffnet Obwohl Forchheim also statistisch gesehen vorbildlich dasteht, unterstrich Alexander Dworschak, wie brisant die Lage für Menschen ist, die sich keine eigene Wohnung leisten können und in Miete wohnen: Die Nachfrage nach Drei-Zimmer-Wohnungen in Forchheim sei in den letzten beiden Jahren "um 100 Prozent gestiegen".
Der GWS-Geschäftsführer (der zugleich Stadtplaner ist) nahm die dramatische Lage auf dem Mietwohnungsmarkt zum Anlass, in die Offensive zu gehen. "Ich möchte für preisgünstiges Wohnen in Forchheim werben und zu diesem Thema einen Dialog eröffnen." Dworschak appellierte an alle Räte, mit ihm in diesen Dialog einzutreten: "Ganz Oberfranken hat das Problem.
Vielleicht finden wir eine Forchheimer Lösung."
54 Prozent Mieter in Forchheim Thomas Werner (CSU) meinte, man solle sich grundsätzlich von dem Begriff "sozialer Wohnungsbau" verabschieden; der sei "negativ besetzt" und überdecke die Tatsache, dass generell günstige Wohnungen fehlten. "54 Prozent der Forchheimer wohnen zur Miete", sagte der CSU-Rat. Wer heute einen "normalen Beruf" wie Bankkaufmann oder Friseurin ausübe, könne sich die Forchheimer Mietpreise zwischen 8,50 und 10 Euro gar nicht mehr leisten. Hinzu käme ein enormer Mangel an Wohnraum, sagte Werner: "Wer am Samstag in Internet unter Imoscout nachschaut, findet vielleicht mal acht Wohnungen."
Manfred Hümmer (FW) war "begeistert" vom Vorstoß des GWS-Geschäftsführers.
Der habe "in Rekordzeit" auf die Anträge der Politik reagiert; zuletzt sei der Geschoss-Wohnungsbau ja im Zusammenhang mit der Erschließung neuen Baulandes in Buckenhofen thematisiert worden.
Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) warnte vor Euphorie: "Ohne private Geldgeber werden wir nicht weiterkommen." Reinhold Otzelberger (SPD) wies ebenfalls auf die Malaise hin, die ja auch aus der GWS-Bilanz herauszulesen sei. Obwohl die GWS über 500 Wohnungen vermiete, habe sie gerade mal einen Gewinn von 50.000 Euro im Jahr: "Es ist keine Eigenkapital vorhanden, daher sind auch keine Investitionen möglich", folgerte Otzelberger.
Wie der von ihm geforderte "subventionierte Wohnungsbau" funktionieren könnte, darauf gebe es noch keine Antwort, sagte Alexander Dworschak: "Wenn es eine einfache Lösung gäbe, hätten wir schon davon gehört." Der GWS-Geschäftsführer gab dennoch eine klare Parole aus: "Neubau ist möglich." Es sei ihm wichtig, "mit dem Vorurteil aufzuräumen", dass keine günstigen neuen Wohnungen gebaut werden könnten.