Forchheimer Künstler: Rainer Schütz fällt aus dem Rahmen

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"Hinter-Glas-Acryl-Malerei" nennt der Forchheimer Kulturpreisträger Rainer Schütz sein neuestes Experimentierfeld, auf dem er traditionelle und digitale Kunst verbindet. Fotos: Barbara Herbst
"Hinter-Glas-Acryl-Malerei" nennt der Forchheimer Kulturpreisträger Rainer Schütz sein neuestes Experimentierfeld, auf dem er traditionelle und digitale Kunst verbindet.  Fotos: Barbara Herbst

Der Grafik-Designer aus Eggolsheim, der mit immer neuen Kunst-Formen experimentiert, erhält den Forchheimer Kulturpreis 2015. Nach einem "Bruch mit der Malerei" packt der 56-Jährige jetzt wieder die Farben aus.

Von der Kunst zu leben, darum habe er sich "nie bemüht", sagt Rainer Schütz. Um die überregionalen Ausstellungen hat er eher einen Bogen gemacht. "Den Kunstbetrieb muss es geben, aber das starke Präsentieren ist nicht meine Sache", meint der 56-Jährige. Er versteht sich als Grafik-Designer, der mit Kunst experimentiert. Dafür wird er nun mit dem Forchheimer Kulturpreis ausgezeichnet.

Der Weg dahin war verschlungen. Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre Rainer Schütz heute Architekt. Doch er sei ein "grottenschlechter Schüler" gewesen. Ihn lockten die Musen: Der begabte Klavierschüler fand vor allem Lust am Umgang mit Stiften und Farben. "Ich wollte zeichnen, es hätte für mich nichts anderes gegeben", sagt Schütz rückblickend.

Nach dem Abitur begann - typisch für seine Generation - die "wilde Zeit" des Protestes und der Ostermärsche. Drei Jahre genoss der junge Mann aus Eggolsheim die "alternative Szene" in Nürnberg. Mit dem katholischen, konservativen Elternhaus im Rücken- "da habe ich ausbrechen müssen".


Liegend malen

Dann lernte er eine Restauratorin kennen und plötzlich machte sich sein Talent als Zeichner bezahlt: Rainer Schütz richtete seinen Blick auf Gründerhäuser und Ornamente. Er verbrachte seine Zeit "auf dem Rücken liegend" mit der Restaurierung von Deckenmalereien. Gleichzeitig stellte er eine Bewerbungsmappe zusammen und klopfte bei der Grafik-Fachhochschule an. Mit Erfolg. Nach der Ausbildung wechselte Rainer Schütze in die Akademie der bildenden Künste und lernte sechs Jahre freie Malerei.


Von seinem Lehrmeister gerpägt

Die Handschrift seines Lehrmeisters Professor Ludwig Scharl findet sich in sämtlichen Schütz-Werken. Egal ob er malt, digitale Kunst fertigt oder mit Acryl-Glas arbeitet: Immer sind es die abstrakt-figurativen Formen, die das Schaffen von Rainer Schütz prägen. "Ich hab nie realistisch gemalt." Die von ihm favorisierte "Flüchtigkeit" und die "Verfremdung gesehener Dinge" wird der Betrachter auch in der Ausstellung entdecken, die es parallel zur Preisverleihung in der Kaiserpfalz geben wird.

Kunst sei etwas, das er nicht machen müsse, aber machen wolle, sagt Schütz. Dabei hat ihn schon immer die Verbindung zwischen Kunst und Grafik angetrieben. Auch im öffentlichen Raum kann sie betrachtet werden: Am Bahnhofsplatz steht eine verfremdete Litfaßsäule, die Rainer Schütz als geteilten digitalen Informations-Zylinder gestaltet hat.

Und nachdem er sich in den vergangenen Jahren der digitalen Kunst gewidmet hatte, ist er aktuell mit einem weiteren Experiment beschäftigt: "Ich packe die Farben wieder aus und versuche die traditionelle Malerei mit der digitalen Kunst zu verbinden."




Kulturpreis Rainer Schütz ist der sechste Träger des Forchheimer Kulturpreises. Die Gesellschaft zur Förderung von Kultur (in Verbindung mit der Stadt und der Sparkasse Forchheim) zeichnet Schütz am Sonntag, 8. November, 17 Uhr, im Kaisersaal der Forchheimer Kaiserpfalz aus. Der Preisträger erhält den von Harro Frey gestalteten Triton und ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro. Die Laudatio wird ein langjähriger Weggefährte von Rainer Schütz halten, der Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann.

Vita Der Eggolheimer Rainer Schütz ist 56 Jahre alt. Sein Ausbildungsweg: 1965 - 1970 Volksschule Eggolsheim; 1970 - 1979 E.T.A. Hofmann-Gymnasium Bamberg; 1982 Staatliche Fachoberschule Nürnberg, Fachabitur Gestaltung; 1984 - 1986 FH Georg-Simon Ohm: Studium für Grafik und Kommunikationsdesign; 1986 - 1992 Akademie der Bildenden Künste Nürnberg: Studium Freie Malerei bei Prof. Scharl und Prof. Grützke, Studienabschluß. Seitdem selbstständig als Maler und Grafik-Designer.