Forchheimer Klinikum im Kampf gegen das Coronavirus: "Der große Ansturm wird kommen"

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Oberärztin Katrin Wenz leitet das neue interdisziplinäre Corona-Ärzteteam am Forchheimer Klinikum. Foto: Barbara Herbst
Oberärztin Katrin Wenz leitet das neue interdisziplinäre Corona-Ärzteteam am Forchheimer Klinikum. Foto: Barbara Herbst
Oberärztin Katrin Wenz und Krankenpfleger Carl Göttler appellieren: Jeder kann die Mediziner im Kampf gegen das Virus unterstützen, indem er oder sie zuhause bleibt und Kontakte meidet. Foto Barbara Herbst
Oberärztin Katrin Wenz und Krankenpfleger Carl Göttler appellieren: Jeder kann die Mediziner im Kampf gegen das Virus unterstützen, indem er oder sie zuhause bleibt und Kontakte meidet. Foto Barbara Herbst
 
Pfleger Carl Göttler arbeitet in der Notfallambulanz Foto: privat
Pfleger Carl Göttler arbeitet in der Notfallambulanz Foto: privat
 

Wie wappnet sich das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz gegen die Pandemie? Eine Oberärztin und ein Krankenpfleger gewähren dem FT einen exklusiven Einblick. Sie warnen vor Lockerungen.

Hinter der Fassade des Klinikums kämpfen Ärzte und Krankenpfleger tagtäglich gegen das Corona-Virus. Ein Treffen mit der Presse ist wegen der Ansteckungsgefahr nur vor dem Krankenhaus möglich. Dennoch gewährt Oberärztin Katrin Wenz dem FT einen exklusiven Einblick ins Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz:

"Es ist eine gewisse Unsicherheit da, weil wir diese Krankheit neu kennen lernen. Das Corona-Virus ist etwas Neues. Täglich ändern sich auch die Therapie-Möglichkeiten und Maßnahmen. Wir lernen jeden Tag dazu", sagt Oberärztin Wenz. Die 37-Jährige leitet das neue interdisziplinäre Corona-Ärzteteam in der Forchheimer Klinik. Drei Unfallchirurgen, drei Allgemeinchirurgen , drei Internisten und eine Gynäkologin behandeln im Wechsel die erkrankten Corona-Patienten und Verdachtsfälle. "Zum Glück hatten wir die Vorlaufzeit, da uns die große Welle an Corona-Fällen noch nicht erreicht hat", sagt Wenz. Die Kliniken konnten dadurch von Italien und Spanien lernen und sich vorbereiten. "Wir merken aber, dass es von Tag zu Tag mehr Fälle werden. Der große Ansturm ist noch nicht da, aber er wird kommen." Aktuell (Stand: Donnerstag, 2. April 2020) behandeln die Forchheimer Ärzte und Pfleger vier positiv getestete Corona-Patienten und acht Verdachtsfälle.

Um die Corona-Pandemie im Landkreis Forchheim zu bewältigen, wurden mehrere medizinische Maßnahmen getroffen.

Auch in der Forchheimer Notfallambulanz, wo Krankenpfleger Carl Göttler arbeitet, hat das Virus die Arbeit verändert. Bereits zu Dienstbeginn gilt für ihn und seine Kollegen: Schutzmaske aufziehen. "Es gibt Menschen, die keine Symptome haben, das Virus selbst nicht merken und unwissentlich Überträger sind", erklärt der 23-Jährige. Oberärztin Wenz betont, dass Ärzte und Pfleger "mit großem Engagement" dabei seien. Im Moment laufe alles sehr gut.

Forchheimer Oberärztin warnt: Kein falsches Signal senden

Doch eines bereitet ihr Sorge: "In den vergangenen Tagen war von Politkern vermehrt die Rede von einer Lockerung der Maßnahmen. Da bekomme ich Schweißausbrüche, wenn ich das höre." Die Politik könnte zwar darüber nachdenken, die öffentliche Diskussion sei aber "ein falsches Signal". Wenz appelliert: Zuhause bleiben und Kontakte meiden. Damit die Corona-Welle Deutschland nicht in dem Ausmaß wie andere Länder erreiche. Pfleger Göttler fügt hinzu: "Aber jeder kann uns unterstützen, indem er sich an die Vorgaben hält. Damit wir nicht mit der Flut an Patienten überschwemmt werden, die zu einem Kollaps führen könnte."

Eine weitere Sorge: Auch in Forchheim ist es - wie überall - schwierig, an Schutzmaterial wie Masken und Handschuhen zu kommen. Das Forchheimer Klinikum bemüht sich, aber einige Lieferungen kämen verspätet oder nur teilweise an, sagt Wenz. In Forchheim hätten die Klinikmitarbeiter im Moment noch genügend Ausrüstung zur Verfügung. Aber die Oberärztin sorgt sich: "Bekommen wir auch in Zukunft genügend Material?" Das Klinikum hat auch Bedarf an selbst genähten Masken. Klinik-Angestellte und Menschen, die ins Krankenhaus kommen, sollen sie aufsetzen. Glücklicherweise hätten sich viele Mitarbeiter, Angehörige und Läden in Forchheim bereit erklärt, welche selbst zu nähen. Am Klinikum laufen alle bereits mit bunten Masken ein und aus. Im Zuge der Coronakrise stellen Forchheimer Firmen und Geschäfte stellen Masken und Visiere als Gesichtsschutz her.

Forchheimer Krankenpfleger: "Wir bleiben für euch da."

Göttler merkt, dass die Pandemie auch unter den Krankenhaus-Besuchern Verunsicherung auslöse: Einige Patienten hätten Hemmungen ins Wartezimmer zu kommen, warteten lieber vor der Ambulanz und würden sich auf dem Gang weniger unterhalten. Aber er und seine Kollegen bekämen auch viel Dankbarkeit zu spüren. Seine Botschaft angesichts der Krise: "Was ich mir wünsche ist, dass die Patienten Geduld mitbringen. Es kann hier zu Wartezeiten kommen, aber wir versuchen sie so kurz wie möglich zu halten. Der Spruch ,Wir bleiben für euch da.' zählt."