Forchheimer Hobby-Ornithologe sorgt sich um den Grünspecht

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Norbert Braunfoto: privat
Norbert Braunfoto: privat
Der Vogel des Jahres 2014: ein GrünspechtFoto: epd
Der Vogel des Jahres 2014: ein GrünspechtFoto: epd
 

Der Grünspecht ist zum Vogel des Jahres 2014 ernannt worden. Der Forchheimer Hobby-Ornithologe Norbert Braun macht sich allerdings schon ein wenig Sorgen um dessen Fortbestand.

Als Ornithologe möchte sich Norbert Braun im Grunde nicht bezeichnen. Diese Bezeichnung stehe nur den Wissenschaftlern zu. Gegen den Begriff eines Hobby-Ornithologen hat der 62-Jährige Forchheimer aber nichts einzuwenden.

Seit seinem 21. Lebensjahr beschäftigt sich Braun mit der Vogelwelt. Seit sechs Jahren beteiligt er sich auch an wissenschaftlichen Langzeituntersuchungen des Dachverbands Deutscher Avifaunisten.
Bei seinen Untersuchungen auf je einem Quadratkilometer Natur bei Waischenfeld und Oberailsfeld notiert Braun den Bestand der Vögel: Ob dieser stabil oder Veränderungen unterworfen ist. Nicht nur für den Bund Naturschutz (BN) leitet Braun zudem Vogelstimmenwanderungen, sondern auch für Schulklassen.

Er erklärt den Kindern und Jugendlichen, welche Vögel hier bei uns leben. Regelmäßig spricht Braun dann auch über den Grünspecht.

Wahrscheinlich wird er das bald noch ein wenig öfter machen. Denn der Grünspecht ist zum Vogel des Jahres 2014 gewählt worden.

Ist der Grünspecht eine gute Wahl?
Braun: In Deutschland ist der Grünspecht vielerorts gefährdet, da immer mehr Grünland in Ackerland umgebrochen wird. Da entsteht Not, weil die Wiesenameise seine Hauptfutterquelle ist. Auch hier bei uns wird es zum Problem. Der Grünspecht ist gefährdet, wenn aus den Wiesengebieten wie zwischen Forchheim und Reuth Acker entsteht. Auch die alten Streuobstwiesen werden rar. Stattdessen gibt es immer mehr moderne Obstplantagen mit den kleineren, dünnen Obstbäumen.

Braucht der Grünspecht Obstbäume und Wiesen, um leben zu können?
Ja. Der Grünspecht gehört zu den sogenannten Erdspechten, da er sich überwiegend von Wiesenameisen und deren Larven ernährt. Er scharrt am Boden und arbeitet mit dem Schnabel. Mit seiner langen Zunge holt er die Ameisen heraus. Wenn immer mehr Wiesen zugunsten des Ackerbaus verschwinden, hat er kein Futter mehr. Der Vetter des Grünspechts, der Grauspecht, ist hier bei uns bereits eine Rarität.

Was macht der Grünspecht in den Bäumen?
Die Obstbäume braucht der Grünspecht zum Brüten. Er brütet eben nicht im dichten Wald, sondern in Parks und Streuobstwiesen. In Buchen, Birnbäumen, also bevorzugt in Hartholz, zimmert er sich seine Höhle direkt ins Grünholz. In seltenen Fällen auch in Fichten. Die Bäume der modernen Obstplantagen sind für den Grünspecht zu dünn und nicht hoch genug.

Ist der Grünspecht dann im Landkreis Forchheim überhaupt noch anzutreffen?
Hier hat er noch gute Bedingungen. Auch die Planquadratuntersuchung hat gezeigt, dass immer etwa zwei bis drei Brutpaare pro Probefläche vorkommen. Der Grünspecht ist ein Indikator für eine gut strukturierte Landschaft und ist hier noch überall anzutreffen. Er hat, wie ebenfalls aus den Untersuchungen hervorgeht, einen großen Revieranspruch und fliegt immer die gleiche Route ab.

Warum?
Er sucht die gleichen Futterplätze ab. Im Gegensatz zu anderen Spechten, die eher trommeln, um ihr Revier anzuzeigen, klingt das beim Grünspecht wie ein Lachen.

Was sind weitere Erkennungsmerkmale des Grünspechts?
Er ist etwa 30 Zentimeter groß und hat einen mächtigen Schnabel. Beide Geschlechter haben auf dem Kopf eine rote Kappe und eine Maske im Gesicht. Die rote Maske kennzeichnet den Mann, die schwarze das Weibchen. Wie der Name bereits sagt, ist das Gefieder des Vogels grün, während die Jungvögel eine gesprenkelte Brust haben.

Und sein Flug?
Der Flug ist wellenförmig. Der Grünspecht schlägt ein paarmal mit den Flügeln, legt dann die Flügel an und lässt sich eine Weile gleiten. Anschließend schlägt er wieder einige Male.

Wenn der Grünspecht seinen Nistplatz in Bäume zimmert, gehört er zu den Höhlenbrütern. Wie viel Nachwuchs hat der Grünspecht?
Etwa vier bis sechs Jungvögel hat der Grünspecht. Im Dezember fängt er mit der sogenannten Vorbalz an. Die Paarbildung findet ungefähr im März statt. Mitte Mai schlüpfen dann in der Höhle die Jungen, die dann noch ungefähr zwei Monate gefüttert werden.

Wie können wir Menschen den Grünspecht unterstützen, vor allem im Winter?
Wichtig ist, dass die alten Bäume stehen bleiben und Wiesen und Ackerraine als Lebensraum für die Wiesenameise erhalten bleiben. Sie sind für den Grünspecht Gold wert. Früher war es hier im Fränkischen eine sehr gute Situation, da es auch hinter jedem Haus eine Obstwiese gab. Wenn die Landschaft vollends in Ackerland gewandelt wurde und die alten Bäume gerodet werden, wird der Bestand drastisch zurück gehen. Der Grünspecht ist ein wichtiger Indikator für eine artenreiche Natur.
Und der Einzelne von uns?
Der einzelne Mensch kann wenig tun. Er sollte allerdings die Ameise nicht als Feind betrachten.

Und was ist im Winter?
Im Winter kann man im Wald an großen Ameisenhügeln manchmal Scharr- und Kratzspuren entdecken. Hier hat der Grünspecht nach Waldameisen gesucht. Ein Nistkastenvogel, der zum Futterhäuschen kommt, ist der Grünspecht eher nicht. Dort ist eher der Buntspecht anzutreffen.


Das Gespräch führte
Petra Malbrich.