Das Aufstellungsverfahren für die Ansiedlung der Baywa in Sigritzau läuft. Doch nicht nur der Widerstand der Naturschützer und Politiker wächst. Auch die Bürger haben ein vehementes Signal gesetzt.
Selbst Hermann Ulm, der ungern polarisiert, hält sich in diesem Fall nicht zurück. Obwohl es ihn als Landrat "eigentlich nix angeht", sei ihm Sigritzau ein "Anliegen", hatte er bei der CSU-Nominierungsversammlung zur Landratswahl gesagt - und appelliert: "Versucht, dieses Idyll zu erhalten."
Das war vor 14 Tagen. Seitdem scheint sich ein Bewusstseinswandel angebahnt zu haben. So nimmt es jedenfalls Ulrich Buchholz (BN-Vorsitzender im Landkreis Forchheim) wahr: "Noch vor wenigen Wochen wusste keiner was und viele waren dafür." Jetzt mehrten sich die "kritischen Stimmen" gegen eine Baywa in Sigritzau.
Tatsächlich hat sich rasch ein vielstimmiges Aktionsbündnis Pro Wiesenttal gegründet. Dem gehören nicht nur ökologische Hardliner wie Alfons Eger oder Heinrich Kattenbeck (von der Bürgerinitiative Wiesenttal ohne Umgehung) oder Axel Schauder (BN) an, die vom "leichtfertigen Opfer eines sensiblen Bereiches" oder von "himmelschreiender Sünde" sprechen.
Mit Gisela Steinlein zum Beispiel hat sich die Stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende dem Aktionsbündnis angeschlossen. Der Erhalt wertvoller Landschaften sei Teil unserer Kultur, sagt sie. Steinlein hat die Schönheit Sigritzaus fotografisch dokumentiert, um für das "Kleinod" zu kämpfen. Sie scheint auf Emotionen zu setzen, wie es besonders drastisch Alfons Eger tut: "Eine intravenöse Giftspritze in die Ader der Fränkischen Schweiz", nennt er den Versuch einer Baywa-Ansiedlung. Sie würde Silos, Rattengift und tote Vögel mit sich bringen. "Aus Fränkischer Schweiz wird dann Fränkischer Scheiß", sagt Eger, der "die Emotionen nicht rausnehmen" wolle. "Rational und emotional, statt fatal und letal" sei angesagt.
Werden Bürger überrollt?
Auch ein so kühler Kopf wie der BN-Ehrenvorsitzende Hansotto Neubauer spricht von "der Angst", die Bürger könnten "überrollt" werden . "Die Reue der Politiker kommt schon, aber wer stoppt das Verfahren?" Neubauer hat im Liegenschaftsamt recherchiert. Er zeigt Pläne, die belegen, dass die Stadt in Kersbach zwölf Hektar Land besitzt. "Warum redet niemand über Grundstückstausch?"
Und warum, fragt Friedrich Oehme, der BN-Geschäftsführer, spricht niemand von dem Verstoß gegen das Gesetz. "Wo ist die gerechte Abwägung, die das Naturschutzgesetz verlangt? Dass sich ein Konzern über ein Schnäppchen freut und ein Landwirt über viel Geld, das reicht nicht."
Selbst in der Staatsspitze sei die Idee des Flächenschutzes angekommen, sagt der Grüne Emmerich Huber. Er weist auf den "sehr guten Auftakt" des Forchheimer Bürgerbegehrens hin. Über 200 Unterschriften in wenigen Stunden. Huber ist überzeugt: Wenn nicht die Politik gegen die Baywa in Sigritzau entscheidet, dann werde es ein Bürgerentscheid richten.
Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen die Baywa ihre Standorte an Bahnstrecken gebaut hat. So konnten die landwirtschaftlichen Produkte, die Düngemittel und auch alles sonstige über die langen Strecken mit der Bahn transportiert werden. Außerdem gab es sehr viele dieser Standorte.
Nach und nach wurden dann immer mehr Standorte geschlossen, an den verbleibenden die Gleisanschlüsse rausgerissen. Die Bauern mussten immer weiter fahren um ihre Produkte bei der Baywa anzuliefern und ihre Einkäufe dort abzuholen. Die Ferntransporte geschahen nur noch mit dem LKW.
Heute schreit die Politik andauernd "Mehr Güter auf die Bahn!". Aber was geschieht wirklich - mit Unterstützung durch genau diese Politiker? Ansiedlungen weit ab davon, Gewerbegebiete werden nach optimiertem Straßenanschluss gebaut, die Schiene nicht beachtet. Auch die Baywa macht das genauso, auch der Standort Siegritzau passt in dieses Muster.