Forchheim ist 286 Millionen Euro wert

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In der Doppik wird der Wert sämtlicher "Anlagegüter" festgelegt: Die Kämmerei hat das Forchheimer Vermögen auf 286 Millionen Euro berechnet. Fotos: Archiv / Fotomontage: Michael Beetz (ft)
In der Doppik wird der Wert sämtlicher "Anlagegüter" festgelegt: Die Kämmerei hat das Forchheimer Vermögen auf 286 Millionen Euro berechnet. Fotos: Archiv / Fotomontage: Michael Beetz (ft)

Mit der Umstellung auf die sogenannte Doppik hat die Stadt Forchheim bayernweit eine Vorreiterrolle übernommen. Jetzt legt die Kämmerei die Eröffnungsbilanz vor - und überrascht mit einer "stolzen Summe".

Sechs Jahre lang hat die Autorin Sonja Kohlmann-Huberth recherchiert und geschrieben. Am Dienstag war ihr die Freude (und auch etwas Erleichterung) anzumerken, ihr Werk endlich der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Knapp 800 Seiten sind es geworden. Titel: "Eröffnungsbilanz der Großen Kreisstadt Forchheim".

Es ist ein Buch voller Zahlen, auf das zumindest die politisch interessierten Leser in Forchheim seit Jahren gewartet haben. Denn schon im Juli 2007 hatte der Stadtrat beschlossen, "eine neue Steuerung der Verwaltung mittels der so genannten Doppik" einzuführen.

Hinter diesem so einfach formulierten Beschluss stand ein gewaltiger Auftrag. Eine doppische Eröffnungsbilanz der Stadt zu erstellen, damit wäre ein Einzelner überfordert gewesen. Daher trägt das Werk der Finanzexpertin Sonja Kohlmann auch die Handschrift von Kämmerer Gerhard Haagen und von Detlef Winkler, dem Amtsleiter der Kämmerei.

"Die Ermittlungsarbeit war eine enorme", lobte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) im Finanzausschuss die Leistung der Kämmerei. Das doppische Rechnungswesen habe drei Vorteile, hob Kämmerer Gerhard Haagen hervor: Transparenz, Generationengerechtigkeit und Steuerungsoptimierung. "Durch die Umstellung auf die Doppik haben wir festgestellt, dass wir reicher geworden sind - nicht nur an Erfahrung. Wir haben ein Vermögen erarbeitet, das wir vorher so nicht kannten, nämlich die stolze Summe von 286 Millionen Euro", sagte Haagen den Stadträten im Finanzausschuss.

Knapp zwei Stunden lang las dann Sonja Kohlmann-Huberth aus der Eröffnungsbilanz. Und die Diplomverwaltungswirtin fand faszinierte Zuhörer. Sie erinnerte daran, dass das Vermögen der Stadt nach kameralistischen Regeln 140 Millionen Euro betragen habe. "Die doppische Bilanzsumme liegt bei 286 Millionen Euro, das Vermögen der Stadt hat sich also buchhalterisch verdoppelt." Zum Vergleich: Die Eröffnungsbilanzsumme des Landkreises Forchheim betrug 2009 "nur" 135 Millionen Euro.

Die Forchheimer Eröffnungsbilanz bezieht sich auf die Haushaltslage der Stadt im Jahr 2010. Daher sind die vorgelegten Zahlen derzeit noch nicht sonderlich aussagekräftig. Sie werden es aber demnächst, sagte OB Franz Stumpf, wenn der Prüfungsverband das Werk genehmigt habe und wenn dann die Zahlen der Jahre 2011 bis 2014 nachgetragen würden.

Hilfreich ist die Doppik für die Stadträte deshalb, weil sie die Abschreibungen vor Augen führt. Wie Kohlmann-Huberth erläuterte: "Das neue Rechnungswesen stellt wesentlich verbesserte Informationen über den vollständigen Ressourcenverbrauch zur Verfügung und ermöglicht somit eine verbesserte Steuerung. Belastungen werden sichtbar, bevor sie in der Kasse zahlungswirksam werden."

Günther Hammer (SPD) warnte vor einem Missverständnis: Bei einer "stolzen Summe" von 286 Millionen Euro bestehe die Gefahr, sich "zu reich zu rechnen"; doch das hohe Vermögen der Stadt sei ja weitgehend "nicht abschöpfbar".

Genau deshalb erinnerte Detlef Winkler daran, dass "die Doppik ein Ressourcen-Verbrauchskonzept ist". Es gehe, wie Kämmerer Haagen ergänzte, darum, "Abschreibungen zu erwirtschaften". Viele der über 15.000 Anlagegüter, die in der Bilanz auftauchen, seien ja auch "immaterielle Güter", wie Kohlmann-Huberth betonte.

Wenn beispielsweise der Wald mit 30 Cent pro Quadratmeter veranschlagt sei, dann gehe es nicht darum, den Wald zu verkaufen. "Wir sind eine Daseinsvorsorge-Gesellschaft, die ihren Selbstzweck hat." Gerhard Meixner (FGL), anfangs ein Doppik-Skeptiker, zeigte sich "beeindruckt" von Kohlmann-Huberths Bilanz-Buch. "Aber ich warne davor, die Doppik mit der freien Wirtschaft gleichzusetzen. Straßen zum Beispiel kann man nicht verkaufen."

Dennoch stellte der Geschäftsmann Stefan Schick (CSU) den kaufmännischen Aspekt der Eröffnungsbilanz in den Vordergrund: "Ich bin stolz auf das Werk. Eigentlich sollten wir jetzt nicht mehr von Pro-Kopf-Verschuldung sprechen. Bei 286 Millionen Vermögen und 50 Prozent Eigenkapitalquote hat jeder Forchheimer ein Pro-Kopf-Vermögen von 9500 Euro."