Forchheim erinnert an den "Großen Krieg"

1 Min
Eines von vielen Fotos, das der Forchheimer Ludwig Steger aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht hat: Inspektion eines abgeschossenen Flugzeuges. Foto: Repro: Barbara Herbst
Eines von vielen Fotos, das der Forchheimer Ludwig Steger aus dem Ersten Weltkrieg mitgebracht hat: Inspektion eines abgeschossenen Flugzeuges. Foto: Repro: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Beginn des Ersten Weltkrieges jährt sich im Jahr 2014 zum 100. Mal. Forchheim erinnert an die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts".

Stadtarchivar Rainer Kestler sammelt seit Monaten Material für das Jahr 2014. Der Beginn des Ersten Weltkrieges jährt sich zum 100. Mal. Und die Stadt Forchheim will gemeinsam mit den französischen Partnern aus Le Perreux an die fürchterlichen Ereignisse der vier Kriegsjahre erinnern. Im Zentrum dieser Erinnerung steht eine Ausstellung; sie wird ab September zeitgleich in Forchheim und Le Perreux eröffnet. Unter den Exponaten wird auch das Fotoalbum von Ludwig Steger sein. Er war der Großvater von Annegret Schmidt und Luggy Schmidt, dem renommierten Pianisten aus Eggolsheim.

Fotos aus dem Krieg

Als Annegret Schmidt vom Aufruf Kestlers las, Material zur Ausstellung beizutragen, erinnerte sie sich an die Kriegsfotos ihres Großvaters. "Ich habe das Album geerbt und wollte es nicht wegwerfen", sagt die 1947 geborene Schmidt.
Viel weiß sie über ihren Großvater Ludwig Steger nicht mehr. Er sei "um das Jahr 1880 geboren" und starb 79-jährig in den 60er Jahren. Luggy Schmidt, 1945 geboren, erinnert sich auch nicht mehr an irgendwelche Kriegserzählungen seines Großvaters. Er wisse nur, dass er im 6. Bayerischen Infanterie-Regiment gedient habe.
Das Fotoalbum Stegers trägt den Titel: "Kriegsweihnachten 1916" und zeigt den Alltag der Soldaten vor Verdun und "An der Lothringer Front". Solche Alben anzufertigen, war damals üblich, weiß Rainer Kestler. Die Bilder Stegers seien in einer Zeit zusammengestellt worden, "als die Deutschen den Sieg noch für möglich hielten". In jedem Fall spüre der Betrachter, "wie hoch das Militär angesiedelt war", sagt Kestler. Zwar zeigen die Bilder des Albums auch Zerstörungen; aber sie verraten nichts vom Irrsinn und dem Leid des Ersten Weltkrieges, den Historiker aus heutiger Sicht als "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnen. Obwohl sich schon im ersten Kriegsjahr Ernüchterung breit machte, suggeriert "Kriegsweihnachten 1916" den Krieg als Arbeit und Abenteuer.
Kestler hat die Zeitungsberichte jener Jahre recherchiert und weiß: "Als über den ersten Forchheimer Gefallenen berichtet wurde und als dann noch im Jahr 1914 viele solcher Berichte folgten, war von der anfänglichen Euphorie nicht mehr viel übrig." Hinzu kamen Rationierungen von Kartoffeln, Kohle und Fleisch bereits Ende des Jahres 1914. Spätestens, als die ersten Feldpostbriefe in der Zeitung abgedruckt wurden, müsse das wie ein Schock gewirkt haben, meint Kestler. Da berichtete etwa ein Forchheimer Soldat vom Verlust von 30 Kameraden; davon, dass der Krieg eben nicht sei wie ein Manöver; und dass überall um ihn herum abgerissene Arme und Beine lägen.