Bestenfalls kannte man seinen Namen. Doch ein Begriff war Wilhelm Kleemann den allermeisten Forchheimern in den letzten 70 Jahren bestimmt nicht. Das änderte sich, als die Stadt ihren ehemaligen jüdischen Bürger endlich mit einem Straßennamen ehrte. Seit einem Jahr heißt der Weg zwischen Kloster- und Dreikirchenstraße Wilhelm-KleemannWeg.
Dank des Heimatvereins wird die Erinnerung an Kleemann jetzt kunstvoll erweitert. Eine Art Denkmal soll ab März auf das Leben und Wirken Kleemanns hinweisen. Beauftragt wurde der Forchheimer Künstler Harald Winter. "Der Heimatverein hat mir freie Hand gelassen", freut sich der in Weilersbach lebende Maler und Kunstpädagoge.
In Edelstahl geschrieben Zwar gab es Stimmen, die gerne mit einer Bronzetafel an Kleemann erinnert hätten. Stattdessen wird Harald Winter mit Platten arbeiten, die im Gehsteig des Kleemann-Weges eingelassenen werden: "Eine Tafel, vor der man andächtig steht, das passt nicht."
Seine in der Erde verankerte Kunst erfordert dagegen einen Betrachter in Bewegung. Auf einer acht mal zwei Meter großen, mit Betonplatten bedeckten Fläche wird sich ein fünfeinhalb Meter langes und zwanzig Zentimeter breites Granit-Band entlang ziehen.
Auf dem Band steht, mit Edelstahl-Buchstaben geschrieben: DR. WILHELM KLEEMANN 1869 - 1969 BANKIER EMIGRANT WOHLTÄTER
Er sei "von dem Konzept überzeugt", sagt Dieter George, der Forchheimer Kulturbeauftragte und Vorsitzende des Heimatvereins: "Harald Winter ist ja immer gut für Innovationen". Die Motivation des Heimatvereins, rund 9000 Euro in diesen Auftrag zu investieren, erklärt George so: Der Forchheimer Ehrenringträger Kleemann sei der erste früherer jüdische Bürger, dem die Stadt einen Straßennamen gewidmet habe. "Die Bedeutung dieser Namensgebung wollte der Heimatverein unterstreichen."
Harald Winter experimentiert gern mit multimedialen Effekten. Auch in diesem Fall. Auf einer quadratischen Granitplatte im Gehweg wird ein QR-Code zu einer Website führen. Dort finden sich Informationen zum Leben Wilhelm Kleemanns. Winters Tochter, die Grafikdesignerin Katharina Winter, gestaltet die Seite. "Sie soll im Lauf der Zeit erweitert werden, etwa durch Korrespondenzen Kleemanns oder durch Fotos", sagt Winter.