Regisseur Kari Hennig stellt in Eggolsheim seinen neuen Kurzfilm vor. Er spielt im Landkreis Forchheim und begleitet einen Mann auf einer langen Busfahrt.
Richtig kalt war es gewesen, an diesem Spätherbstsonntag am Forchheimer Bahnhofsplatz. Geduldig hatte eine Schar Leute jeden Alters gewartet, bis der Linienbus der Firma Schmetterling-Reisen um die Ecke bog. Das waren die Komparsen für den Kurzfilm "Der neue Fahrplan", den der Forchheimer Regisseur Kari Hennig damals drehte.
Ziemlich warm war es am vergangenen Freitag, als sich dieselben Personen in der Eggerbachhalle in
Eggolsheim versammelten: Filmpremiere. Der rote Teppich war ausgerollt, wortwörtlich, ehe Moderator Peter Heim von Radio Charivari zum Mikrofon griff. Allen, die dabei gewesen waren, und auch denen, die sich für Filmproduktion interessierten, stellte er die wichtigsten Beteiligten vor. Allen voran den Ideengeber, Drehbuchautor und Regisseur Kari Hennig.
Vorgänger gewann Preis
Er ist schon lange im Geschäft; auf 20 Jahre Kurzfilm kann er zurückblicken. Zuletzt hat er 2016 so richtig abgeräumt. Sein Kurzfilm "Die Grube" hat es zu internationalen Filmehren gebracht, sogar in Hollywood.
Beim Hollywood-Boulevard-Filmfestival wurde der kurze Streifen als bester ausländischer Kurzfilm ausgezeichnet. Der berühmte Anruf aus dem Filmmekka? "Es kam per E-Mail", bekannte Hennig. Und nun hofft er - und die ganze Crew - , dass auch der neue Film aufs internationale Treppchen kommt.
Der letzte Tag
In 14 Minuten erzählt der Film, wie es Heinrich Rotschild (Hans-Peter Ernst Schmid) an seinem letzen Arbeitstag in der Lackfabrik Brauner (Drehort: bei der Firma Kreul in Hallerndorf) erging. Arbeitsschluss. Der Laborleiter klemmt sich den Karton mit den letzten Utensilien unter den Arm und steigt wie jeden Tag in den Bus nach Hause.
Die Fahrerin kennt ihn, bietet ihm gleich den namengebenden neuen Fahrplan an. Diese Rolle teilten sich die Schauspielerin Xenia Hügel und für die Fahrtszenen die echte Busfahrerin Daniela Singer. Singer meisterte die Engstelle an der Marienkapelle - mit der dortigen fiktiven Halterstelle - bravourös.
Die Kurven beim Überlandfahren waren für Kameramann Philipp Jahn eine Herausforderung, verriet er bei der Präsentation in Eggolsheim. Doch auch umgekehrt musste er tricksen. Eine Sprechszene spielt während der Fahrt. Hier musste natürlich Hügel hinters Lenkrad. Da blieb ihm nichts Anderes übrig, als mit der Handkamera ein bisschen zu ruckeln.
Rotschild bringt es nicht über sich, an seiner Haltestelle auszusteigen; er dreht noch eine Runde mit und begegnet dabei einem Schüler (Chris Michaelsen), der eine Lehrstelle in der alten Firma sucht, und einem Kollegen (Moritz Rauch), dem er nicht sagen kann, dass es heute sein letzter Arbeitstag war. Es ist schon Nacht, als Rotschild nach der Tour quer durch den Landkreis wieder an seiner Haltestelle ankommt.
Schweren Herzens, so ist seiner Miene abzulesen, steigt er aus. Der Bus rollt an, doch da knallte etwas fürchterlich. Voller Schrecken springt die Fahrerin nach außen und sieht den Inhalt des Kartons unter den Rädern. Was ist passiert? Wo ist Rotschild?
Auch für die Mitwirkenden ist der Ablauf so neu, wurden doch die Szenen nicht in chronologischer Reihenfolge gedreht. Verantwortlich dafür ist ein ganz jungen Team aus Münchberg, vom dortigen Arbeitskreis des Jugendwerks. Sie waren immer ganz bei der Sache verraten die Bilder des Bonustracks.
Gefallen hat Film und Dreharbeit dem Mädchen Maria. "Ich wollte mal bei Werbeaufnahmen mitmachen", verrät sie. "Man muss klein anfangen." Einen älteren Mann lockte bei der Aufgabe, zu erfahren, wie ein Film entsteht. Tanja Welker war schon bei zwei anderen Filmen dabei. "Das Warten ging, bei den anderen Drehtermine war das schlimmer", erinnert sie sich. Und: "Es ist schon in Ordnung, dass man nicht in die Kamera schauen darf, auch wenn man neugierig ist", gibt sie eine wesentliche Verhaltensregel weiter.
Ohne Sponsoren geht nichts
Florian Hawranek vertrat die Firma Kreul auf der Bühne und freute sich, dass die kurzen Szenen aus dem Arbeitsalltag so realistisch gelungen sind. Für Landrat Hermann Ulm (CSU) und auch die Kulturbeauftragte der Stadt Forchheim Katja Browarzik ist Kulturförderung ein zentrales Anliegen. "Wenn man die Leute in der Region halten will, muss man ihnen eine Plattform geben", erklärte der Landrat die Unterstützungsbereitschaft der öffentlichen Hand.