Europaweiter Planungswettbewerb für neues Ortszentrum in Effeltrich

Vorrangiger Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung in Effeltrich war das Projekt "Planungswettbewerb für das Rathausgrundstück mit Festplatz".
Ingo Quaas vom Architekturbüro für Stadtplanung (Weimar) und seine Mitarbeiterin Katya Seydel waren angereist, um den Entwurf der von ihnen betreuten Auslobung des Realisierungswettbewerbs vorzustellen. Für das 1,4 Hektar große, unbebaute Areal um das Rathaus herum sowie für den jenseits der Dr.-Rühl-Straße sich anschließenden ehemaligen Festplatz soll ein neues städtebauliches Konzept gefunden werden: Der aus der Kirchenburg, der tausendjährigen Linde und dem Gasthaus "Zur Linde" bestehende bisherige Ortskern soll mit dem Rathaus und seinem neu zu gestaltenden Umfeld zu einem harmonischen Ganzen verbunden werden und die neue zentrale Mitte von Effeltrich bilden. In einer Vorbesprechung im Juli hatten die Räte ihre Vorstellungen zum Ausdruck gebracht, und zwar sowohl in Bezug auf Bestandsgebäude, die in die Planung einbezogen werden sollten, als auch im Hinblick auf das übergeordnete Ziel der neuen Bebauung, nämlich die soziale Daseinsvorsorge, etwa durch eine Tagespflegeeinrichtung oder durch Wohnangebote für ältere Menschen sowie Wohnneubauten.
Die von Ingo Quaas vorgetragenen Erläuterungen wurden durch Hinweise und Wünsche der Räte korrigiert oder erweitert. Danach ergab sich folgender Tatbestand: Der Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren wird unter dem Titel "Rathausplatz und Neuer Platz" laufen. Er wird im gesamten europäischen Raum ausgeschrieben. Teilnehmen können Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten. Zulassungskriterien sind die Mitgliedschaft in einer Architektenkammer sowie eine Referenz auf die bereits erfolgte Planung oder Fertigstellung eines öffentlichen Projektes.
Prämierung durch Preisgericht
Vorgesehen ist eine Teilnehmerzahl von 15 Wettbewerbern. Sollte die Zahl der Bewerber, die die inhaltlichen Auswahlkriterien erfüllen, diese Zahl überschreiten, so entscheidet das Los. Die Prämierung erfolgt durch ein Preisgericht, das aus drei vom Wettbewerbsbetreuer Quaas vorgeschlagenen Fachpreisrichtern und fünf Sachpreisrichtern besteht: Peter Lepper (FW) als Bürgermeister des auslobenden Ortes, Petra Gräßel als leitende Baudirektorin der Bezirksregierung von Oberfranken, Norbert Giersch für die FW, Kathrin Heimann für die DEL und Oswald Werner für die CSU/ÜWG. Außerdem wird es noch einige Sachverständige ohne Stimmrecht geben. Für die Prämierung steht einen Gesamtbetrag von 27 000 Euro zur Verfügung. Außerdem wird jeder Teilnehmer noch eine Aufwandsentschädigung von 2000 Euro für seine Unkosten, etwa die Herstellung der einzureichenden Pläne und der Modelle, erhalten. Die Gesamtkosten des Realisierungswettbewerbes werden sich für die Gemeinde Effeltrich auf circa 130 000 Euro belaufen. Nach dem bayerischen Städtebauförderungsprogramm "Innen statt außen" (Unterstützung für Neubauten oder Renovierungen im Ortsinneren statt Ortserweiterungen) sind 60 bis 80 Prozent der Summe förderfähig.
Eine eindeutigere Darstellung im Entwurfstext im Hinblick auf die Nutzung des neuen Areals wünschten sich insbesondere Bettina Brechelmacher (DEL) und Christine Bertholdt (CSU/ÜWG). Sie bestanden darauf, als zur sozialen Daseinsvorsorge gehörend nicht nur Wohnungen für Senioren und Tagespflegeeinrichtungen vorzusehen, sondern auch eine vollstationäre Pflegeeinrichtung, wie sie etwa die Caritas oder die Diakonie betreiben. Geschäftsstellenleiter Mario Kühlwein wies darauf hin, dass man derartige Wohlfahrtsverbände nur gewinnen könne, wenn fertige Planungen vorlägen. Bürgermeister Lepper versprach, dass die Verwaltung sich zu gegebener Zeit darum kümmern werde.
Neue Wohnungen
Bei den im Entwurf aufgelisteten Wohnungsneubauten auf dem Rathausgrundstück wollten alle Räte, dass die Option "Reihenhäuser" gestrichen werde. Es wurde auch betont, dass die Baumreihe im Bereich des ehemaligen Festplatzes wie auch der Solitärbaum - die mächtige Platane auf dem Grundstück hinter dem Ärztehaus - unbedingt erhalten bleiben sollten. Das Problem der Autostellplätze wurde ebenfalls angesprochen: Einerseits sollen die barrierefrei mit den angrenzenden Straßen und Wegen verknüpften Freiflächen nicht zu stark durch Parkplätze eingeschränkt werden, andererseits müsse man aber beachten, so Quaas, dass entsprechend der Zahl der Neubauten Parkplätze vorhanden sein müssen und der Bau einer Tiefgarage viel zu kostspielig sei. Auch in dieser Hinsicht erhoffe man sich interessante Vorschläge von den Wettbewerbsteilnehmern.
Der Zeitplan
Nach dem Zeitplan befragt, teilte Ingo Quaas mit, sein Büro plane, den Wettbewerb in der dritten Januarwoche 2021 im Europäischen Amtsblatt bekannt zu machen und zur Bewerbung einzuladen. Die Preisgerichtssitzung könnte dann zwischen dem 12. und 16. Juli 2021 stattfinden. Anschließend würden die Ergebnisse der Öffentlichkeit in einer Ausstellung bekannt gemacht. Vorbehaltlich der diskutierten Änderungen sprach sich der Gemeinderat einstimmig für den vorgelegten Entwurf aus.