Erster Glühwein aus Portwein kommt aus der Fränkischen Schweiz

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Richard Fruntz, Christian Fruntz und Michael Stark (v. l.) präsentieren Portweine aus Porto, vorne in der Mitte die Flasche "Winter Port" aus eigener Herstellung. Foto: Thomas Weichert
Richard Fruntz, Christian Fruntz und Michael Stark  (v. l.) präsentieren Portweine aus Porto, vorne in der Mitte die Flasche "Winter  Port" aus eigener Herstellung.   Foto: Thomas Weichert
Eine Flasche "Winter Port", hergestellt in Gößweinstein Foto: Thomas Weichert
Eine Flasche "Winter Port", hergestellt in Gößweinstein Foto: Thomas Weichert
 
Eine Flasche "Winter Port", hergestellt in Gößweinstein Foto: Thomas Weichert
Eine Flasche "Winter Port", hergestellt in Gößweinstein Foto: Thomas Weichert
 

In einem Urlaub 2018 in Portugal fing alles an - jetzt gibt es den weltweit ersten Port-Glühwein - hergestellt in Gößweinstein. Drei junge Männer haben die Geschäftsidee umgesetzt.

"Verrückt nach Portwein" - so würden sie ihren Zustand beschreiben, sagen die Brüder Richard und Christian Fruntz und ihr Cousin Michael Stark aus Gößweinstein. Sie haben den weltweit ersten Glühwein aus Portwein kreiert und nennen diesen "Winter Port". "Glüh-Port" hieß er ursprünglich, als sie ihn erstmals beim Gößweinsteiner Weihnachtsmarkt 2018 ausschenkten. Das Getränk kam so gut an, dass sie nun in Gößweinstein eine kleine Firma als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) mit dem dem Namen "Irgendwasmitport" gegründet haben. Angefangen hatte alles im Sommer 2018, als die drei jungen Männer Urlaub in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon machten. "Da sind wir das erste Mal mit Portwein in Berührung gekommen, und wir waren vom Geschmack sofort begeistert", sagt der Ingenieur für Elektrotechnik, Christian Fruntz. Sein Bruder Richard, von Beruf Industriemechaniker, und sein Cousin Michael, angehender Zimmermeister, stimmen zu. Von Lissabon aus reisten sie nach Porto weiter. Denn nur dort wird der Portwein produziert. Sie klapperten Winzer in Porto ab, probierten roten und weißen Portwein und sogar Rosé, den es noch nicht so lange gibt. Und sie waren begeistert von der Vielfalt des Portweins und den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. 38 verschiedene Rebsorten gibt es, aus denen der echte Portwein hergestellt wird, haben sie in Porto gelernt. Bei den Winzern dort schmecke der Portwein ganz anders und viel besser als jener, den man im Supermarkt bekommt. Schließlich kamen sie mit fünf verschiedenen Herstellern von Portwein überein, diesen nach Deutschland zu exportieren und mit einem Onlineshop von Gößweinstein aus zu vertreiben. Inzwischen sind die drei jungen Männer gelisteter Händler für den Nischen-Wein aus Portugal, was auch nicht ganz leicht ist. Denn die Portwein-Hersteller machen nicht mit jedem Geschäfte, einfach deshalb, weil sie nicht müssen.

Nicht ganz billig

Ganz billig ist der echte Portwein nicht. Es geht ab 15 Euro los für eine Dreiviertelliterflasche. Je älter der Portwein, desto teurer ist er. Der Portwein, dem während der Gärung Weinbrand zugesetzt wird, ist nicht nur sehr vielfältig, sondern mit 19,5 Prozent Alkohol auch sehr gehaltvoll. "Aus Portwein kann man auch wunderbar Cocktails mixen", sagt Michael Stark. Pünktlich zum Weihnachtsmarkt in Gößweinstein vor zwei Jahren kamen sie dann auf die Idee, aus Portwein Glühwein herzustellen. Die Gewürze dazu lieferte Dipak Sapré, der in Pretzfeld die Firma "Rohstoffe für Spitzenküchen" mit Gewürzen aus aller Welt betreibt und diese teilweise auch selbst produziert. Auf dem Weihnachtsmarkt bauten sie eine originelle Holzbude auf, stellten einen Kessel hinein, in den sie den Portwein füllten und die Gewürze dazugaben. Alles völlig ohne Zucker, weil der Portwein süß genug ist. Dann kochten sie das "Gebräu" auf und verkauften die Tasse des ersten Port-Glühweins für 4,50 Euro an die Weihnachtsmarktbesucher. Das kam bei vielen so gut an, dass erste Nachfragen kamen, ob man den Port-Glühwein auch in Flaschen zum Mitnehmen kaufen könne. So war die Idee geboren, ihren Port-Glühwein in Flaschen abzufüllen. Einfach war die Umsetzung dieses Vorhabens allerdings nicht. Denn in Deutschland muss alles genehmigt sein, und wenn es um ein Lebensmittel geht, wird dies auch streng überwacht. Sie mieteten daher das ehemalige Lokal "Eckla" in der Gartenstraße, das über eine Edelstahlküche verfügt und über einen Gastraum, in dem auch einmal Portwein-Seminare abgehalten werden können.

Die erste Abfüllung

2019 wurden dann die ersten 50 Flaschen ihres Port-Glühweins, den sie "Winter Port" nannten, abgefüllt und beim Weihnachtsmarkt im letzten Jahr auch schnell verkauft. Dieses Jahr wollten sie mit ihrem Port-Glühweinstand auf mehreren Weihnachtsmärkten in der Region präsent sein. "Denn nur wer ihn persönlich probiert hat, der wird vom einzigartigen Geschmackserlebnis begeistert sein und unseren Winter-Port dann auch in Flaschen kaufen oder bestellen", sagt Richard Fruntz. Corona machte dem aber nun einen Strich durch die Rechnung, weil die Weihnachtsmärkte abgesagt wurden. Die drei jungen Männer suchen auch Vertriebspartner. Allerdings ist für den Vertrieb in einem Supermarkt ihr Grundprodukt zu teuer, da sie mindestens 13,99 Euro pro Flasche verlangen müssten. In Österreich hätten sie einen Partner gehabt, sagt Richard Fruntz. Doch die Österreicher verlangen 80 Prozent Steuern für die Einfuhr pro Liter. Das Geschäft rechnet sich dann nicht mehr, da eine Flasche in der Produktion neun Euro kostet. Der "Winter Port" made in Gößweinstein ist ein reines Naturprodukt - im normalen Glühwein sind Flüssigaromen enthalten.

Mehr im Netz:

www.irgendwasmitport.de