Ermreuther bedankt sich literarisch bei seinen Helfern

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Erich Merz hat ein Erinnerungsbuch geschrieben.Foto: Malbrich
Erich Merz  hat ein Erinnerungsbuch geschrieben.Foto: Malbrich

Der gebürtige Ermreuther Erich Merz hat in seinem Leben immer wieder auf Menschen zählen können, die ihm im Notsituation geholfen haben. In seinem Buch errichtet er ihnen ein literarisches Denkmal.

Es sind immer Menschen, die Geschichten erleben, Geschichten schreiben und sie so als etwas Unvergängliches bewahren. Menschen wie Erich Merz, der über das Früher und das Heute das Buch "Mein Opa kommt aus Franken" geschrieben hat. Das Buch, das Merz im Eigenverlag herausgegeben hat, ist inzwischen restlos ausverkauft.

Bei seiner Lesung im Ermreuther Gasthof "Zum weißen Lamm" nannte er den Besuchern die Gründe, die ihn zum Schreiben animiert haben. Eines Tages habe er mitbekommen, dass seine Enkelin einen Aufsatz über ihn, ihren Opa schreibt. "Das hat mich erstaunt. Sie kannte doch meine Geschichte gar nicht." Ein anderer Grund seien die vielen Menschen, denen er in seinem bewegten Leben begegnet sei. Jeder erzählte überall seine Geschichte. Nur seine kannte keiner.

Dabei hat Erich Merz in seinen 77 Jahren viel erlebt. Schon früh, mit 16 Jahren, verließ er sein Elternhaus und lernte in Nürnberg den Beruf des Druckereikaufmanns.

Klugheit und Solidarität


Merz zog er weiter nach Offenbach, und bekam dort in einer Großdruckerei schnell Handlungsvollmacht. Allerdings war Merz zu dem Zeitpunkt bereits schwer an einem Tumor erkrankt. "Mein Chef hat alles dafür getan, dass ich wieder gesund wurde. Er hat sogar den Arzt privat bezahlt", erinnert sich Erich Merz bewegt an diesen Momenten. Dankbarkeit ist wahrscheinlich ein zu kleines Wort für das, das Merz für seinen ehemaligen Chef empfindet. Umso tragischer war es, dass sein Chef nur wenige Monate später seinen einzigen Sohn verloren hat. An dieselbe Erkrankung, unter der auch Merz gelitten hat. Sein Chef ist Jude gewesen: "Die Klugheit und das soziale Verhalten der Juden haben mich beeindruckt", sagt Merz. Das Unrecht, das an den Juden in Ermreuth begangen worden waren, beschämte und belasteten Merz.

Geld für zwei Religionen


Er kann sich dabei auf die Erinnerungen und Erzählungen seiner Mutter stützen. In seinem Buch schildert Merz das Leben der jüdischen Nachbarn in den Jahren der Naziherrschaft. "Es waren tüchtige Kaufleute, die die Fahrdienste des Vaters öfter in Anspruch nahmen. Deshalb wurde der Vater aus der SA geworfen. Um die Sicherheit der Familie zu bewahren, trat die Mutter in die Frauenschaft ein. Eines Nachts drangen die Nazis bei einer Familie in der Nachbarschaft ein, zerrten den Hausherrn aus dem Bett und verprügelten ihn. Er starb an den Folgen. 15 andere jüdische Mitbürger wurden aus dem Ort deportiert und umgebracht. Fünf gelang die Flucht nach Amerika", heißt es in dem Buch beispielsweise.

"Mit der Synagoge haben wir etwas Besonderes", freut sich Merz. Deshalb spendet er nicht nur der evangelische Kirche, sondern auch der Ermreuther Kirche 1180 Euro, die aus dem Verkauf seines Buchs stammen.