Haba-Krise: Spielzeugladen-Chef sieht klare Ursache - "seitdem geht alles den Bach runter"
Autor: Daniel Krüger
Forchheim, Donnerstag, 31. August 2023
Ralf Mall, Chef des Forchheimer Spielzeug-Markts Hobauer, wartet seit Monaten auf Ware von Haba. Für die Probleme des Konzerns gebe es "nur einen Grund", sagt er. Auch das Unternehmen äußert sich.
- Forchheim: Spielzeug-Markt Hobauer wartet seit Jahresbeginn auf Haba-Ware
- "Einzig und allein der Grund": Chef berichtet von plötzlichen Lieferproblemen
- "Weinerliches Gehabe": Heftige Kritik an Verhalten des Konzerns
- "Interne Umstellung": Bad Rodacher Spielwaren-Gigant äußert sich
Der fränkische Spielzeug-Hersteller Haba aus Bad Rodach sorgte in den vergangenen Monaten mit wirtschaftlichen Problemen für Schlagzeilen. Nachdem der Konzern bereits im April 2023 bekannt gegeben hatte, alle Standorte seiner "Digitalwerkstatt" zu schließen, kam es im Juli zum Paukenschlag: Man müsse einen "massiven Stellenabbau vornehmen", ließ Haba verlauten. Anfang August gab das Unternehmen bekannt, auch die Traditionsmarke "Jako-o" einzustellen. Gründe für die Probleme seien "Umsatzeinbrüche, insbesondere im Endkundengeschäft". Für den Geschäftsführer des traditionsreichen Forchheimer Spielzeugmarkts Hobauer, Ralf Mall, ist allerdings klar: An sinkender Beliebtheit liege die Krise bei Haba nicht, wie er auf Anfrage von inFranken.de erklärt.
"Hätte Blinder mit Krückstock erkannt": Forchheimer Spielzeugmarkt-Chef mit heftiger Kritik an Haba
"Wir sind seit langer Zeit Kunden der Firma Haba", sagt Mall. "Im Dezember haben wir eine Mail von Haba erhalten, dass das Unternehmen seine Software auf den Anbieter SAP umstellt, wodurch es zu kurzfristigen Lieferengpässen von Mitte Januar bis Ende Februar kommen könne. Es wurde empfohlen, sich frühzeitig mit genügend Ware einzudecken", erinnert sich der Geschäftsführer. "Dann haben alle natürlich wie verrückt bestellt, wodurch Haba auch ein extrem positives viertes Quartal 2022 verzeichnen konnte", sagt der 55-Jährige.
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"Dann kam die Einführung von SAP. Seitdem geht alles den Bach runter", berichtet der Forchheimer Geschäftsführer. "Ich warte seit Februar auf bestellte Ware, nur eine Teillieferung haben wir erhalten, die wichtigsten Produkte fehlen." Teils besorge Mall Haba-Ware über andere Online-Händler, doch blieben die entsprechenden Regale in seinem Markt weitestgehend leer. "Haba ist eigentlich beliebt bei Kunden, denn sie produzieren schöne Ware in guter Qualität", berichtet der Laden-Chef.
Was er scharf kritisiere, sei "das Verhalten der Firma Haba selbst und ihre Darstellung gegenüber Presse und Bevölkerung". Die Probleme bei Haba seien "hausgemacht", so die Sichtweise Malls. "Jetzt auf die Tränendrüse zu drücken und theatralisch die Einstellung von Marken wie Jako-o bekannt zu geben, ist ein reiner Marketing-Schachzug, um die Bevölkerung auf die Marke Haba aufmerksam zu machen", findet er. "Das weinerliche Gehabe ist für mich als Händler kaum mehr zu ertragen", schimpft der 55-Jährige. "Die Probleme, die Haba jetzt hat, hätte ein Blinder mit Krückstock frühzeitig erkennen können", glaubt er.
"Es kam zu Lieferverzögerungen": Bad Rodacher Spielzeug-Gigant äußert sich zu Softwareproblemen
Auf Anfrage von inFranken.de äußert sich eine Unternehmenssprecherin von Haba. "Richtig ist, dass es aufgrund von internen Umstellungen gerade Anfang des Jahres zu Lieferverzögerungen kam. Diese sind zu großen Teilen nunmehr behoben und werden final abgearbeitet", heißt es aus Bad Rodach. Dass es sich konkret um ein SAP-Problem handelt, bestätigt das Unternehmen nicht. Dies seien "Firmeninternas, zu denen wir keinerlei Stellung nehmen". Die Lieferprobleme hatten laut dem Konzern "ihren Ursprung in einer internen Umstellung, den allein die Haba Familygroup zu verantworten hat".
Sie hingen demnach "jedoch nicht allein mit der Software zusammen, sondern insbesondere einem Mangel an Bauteilen und Komponenten, der – wie in vielen Bereichen der internationalen Lieferketten – nicht zuletzt auch mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängt", so die Haba-Sprecherin weiter. Dass es sich bei der aktuellen Kommunikation um einen "reinen Marketing-Schachzug" handle, wie es Händler Mall sieht, weist Haba als "falsch" zurück. "Die Gründe für die aktuellen Probleme der Haba Familygroup sind vielfältig", so die Sprecherin.