Julia Kaul aus Oberehrenbach hat einen Faible für Südkorea. Um die Sprache richtig zu lernen, ist sie alleine in das weitentfernte Land geflogen.
Viele Menschen kennen Seoul, die Hauptstadt Südkoreas, nur aus dem Fernsehen. Sportfreunde wissen, dass 1988 die Olympischen Sommerspiele und 2002 einige Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft dort stattfanden.
Doch wie kommt eine junge Frau aus
Oberehrenbach dazu, alleine nach Seoul zu fliegen und dort für vier Monate eine Schule zu besuchen? "Ich interessiere mich schon seit 11 Jahren für Korea, besonders für die Musik", erzählt die 21-jährige Julia Kaul aus Oberehrenbach. Nach der Mittleren Reife machte Julia in Nürnberg eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Ihr nächstes Ziel war es, das Abitur nachzuholen.
Korea, der große Traum
Neben den Vorbereitungen zum Abitur lernte die Fränkin auch noch Japanisch und Chinesisch. Ihr Traum war allerdings, Koreanisch richtig und im täglichen Leben zu erlernen. "Wir haben ihr geraten, dass sie gleich nach dem Abitur nach Korea fliegt, wenn sie das schon unbedingt machen will", erzählt Mama Roswitha Kaul und sagt auch, dass sie sich in der Zeit ein wenig Sorgen machte.
"Ich wollte eigentlich mit Freundinnen fliegen, aber irgendwie kam da nichts zusammen. Dann habe ich mich halt alleine auf den Weg gemacht", erinnert sich Julia Kaul. Im Internet hatte sie sich über Angebote in Korea informiert und eine Sprachenschule in Seoul gefunden. "Eigentlich wollte ich bei einer Gastfamilie wohnen, aber das Zimmer im Wohnheim war günstiger", berichtet Julia. Im Dezember 2015 ging es von München aus los; nach zehn Stunden landete die damals 20-Jährige mit einem schweren Koffer am "Incheon Gukje Gonghang", dem "Internationalen Flughafen Incheon" in Seoul.
Die Menschen hier sprechen nicht nur eine andere Sprache, sondern die Schriftzeichen sind ebenfalls andere. "Der Flughafen ist riesig, aber die Leute sind total nett. Als ich auf meine U-Bahn wartete sprach mich eine junge Koreanerin an, die von ihrer Mutter und Tante abgeholt wurde. Die haben mir dann gleich ein ,Gimbap' zum Essen geschenkt", erinnert sich Julia. "Gimbap" ist ein typischer koreanischer Snack: Reis mit Gemüse und Omelettstreifen in Seetang gerollt. Und auch mit ihrem schweren Koffer halfen ihr Passanten.Die Schule liegt im reichen Stadtbezirk Gangnam. "Erst gab es einen Einstiegstest, dann wurde uns alles erklärt", erinnert sich Julia. Beim Test kam sie in die Stufe für fortgeschrittene Anfänger "Beginners II". Vormittags war Unterricht, nachmittags gab es weitere schulische Aktivitäten, aber auch freie Zeit für Besichtigungen, Einkaufen, Essen gehen, sich mit Freunden treffen oder lernen.
Viel unterwegs
"Wir haben im Unterricht, aber auch wenn wir unterwegs waren, immer koreanisch gesprochen", erzählt Julia und sie schwärmt immer noch von den Straßenständen und den vielen typischen Gerichten mit Hähnchen, Nudeln oder schwarzer Bohnenpaste. Am Wochenende war sie mit Freunden unterwegs, die sie in der Schule und im Wohnheim kennengelernt hatte - junge Leute aus der ganzen Welt. Julia besuchte ruhige Tempel mitten in der sonst hektischen Stadt, den Palast, den nahen Freizeitpark, das Umland und freute sich im Dezember über die grelle, bunte Weihnachtsdekoration. In der Schule gab es auch Tests. "Da bin ich dann nach einiger Zeit in die Stufe der Fortgeschrittenen gekommen", berichtet Julia.
Im März ging es dann wieder zurück nach Franken. "Da musste ich ihr gleich eine Brotzeit machen", erzählt Roswitha Kaul, die täglich mit ihrer Tochter in Korea über das Internet Kontakt aufnahm. "Seoul hat übrigens das schnellste Internet der Welt" sagt Julia Kaul, die jetzt im Amt für Migration in Nürnberg arbeitet. Sie spricht Englisch, Spanisch und Koreanisch perfekt; und ein wenig Japanisch und Chinesisch.
Immernoch verliebt in Korea
Wenn koreanische Bands nach Europa kommen fährt sie zu den Konzerten. "Beim letzten Konzert in Paris hat plötzlich jemand meinen Namen gerufen", erzählt Julia. War das doch eine Französin, die ebenfalls die koreanische Schule besucht hatte. "Die Welt ist klein", meint Julia lachend und freut sich auf Oktober, denn da macht sie Urlaub - in Korea.