Eine Chance fürs "Lettenfeld"?

Es ist jetzt 25 Jahren her, dass die Mühlbachwiesen als neues Baugebiet mit 27 Parzellen ausgewiesen wurden. Da aber die Grundstückseigner an keine Bauverpflichtung gebunden waren, sind hier inzwischen nur 14 Grundstücke bebaut worden. Wenn man durch den Ort geht, sieht man durchaus freie Grundstücke. Diese stehen jedoch, wie zu hören ist, aus verschiedenen Gründen nicht zum Verkauf, sei es, dass der gebotene Preis zu niedrig ist - der offizielle Bodenrichtwert liegt bei 250 Euro pro Quadratmeter, inoffiziell werden mindestens 450 Euro pro Quadratmeter genannt - , sei es, dass man das wertvolle Bauland behalten will, bis Geld auf der Bank wieder Zinsen bringt.
Aber viele Grundstückseigner wollen gar nicht verkaufen, weil sie an ihre Kinder und Enkel denken, denen sie die bebaubaren Grundstücke hinterlassen wollen. Ein nachvollziehbarer Gedanke, der aber junge Familien in Schwierigkeiten bringt, so dass sie in Erwägung ziehen, in umliegende Ortschaften abzuwandern.
Folgen für die Altersstruktur
Ein solcher Trend hat nicht nur Folgen für die Altersstruktur der Gemeinde, sondern kann auch den Weiterbestand von Kindertagesstätte und Schule in Gefahr bringen.
Betrachten wir zum Beispiel den Fall von Dominik Pinzel, der in Effeltrich bei seiner Tante zur Miete wohnt. Er steht kurz vor der Familiengründung und würde nun gerne, nach zwei vergeblichen Bauanträgen vor etlichen Jahren, auf einem Grundstück seiner Familie in der "Lettenfeld" genannten Flur bauen. Dieses eventuell mögliche Baugebiet schließt sich an den zwischen den Straßen Kirchenhölzer und Zur Zeile gelegenen Ortsteil an und reicht in einem großen linken Bogen bis zur Erlanger Straße, die nach Langensendelbach führt. Das letzte Gebäude vor der Lettenfeld-Flur ist an dieser Stelle das Autohaus Bayer.
Ein anderer Fall ist Sven Himmel, dessen Familie ein Grundstück im "Lettenfeld" besitzt; dort würde auch er gerne bauen. Derzeit wohnt der 42-Jährige mit Frau und zwei Kindern in Eggolsheim; er arbeitet aber in Erlangen. Genau wie Dominik Pinzel würde er gerne Effeltricher bleiben; hier habe er seine Wurzeln, sagt er, hier gehöre er zur Dorfgemeinschaft. Pinzel und Himmel sind Mitglieder in den örtlichen Vereinen und wirken bei der Gestaltung des Dorflebens aktiv mit. Sven Himmel meint: "Unser Dorf hat doch nur dann eine Zukunft, wenn die familiären Strukturen erhalten bleiben! Meine Eltern sind nicht mehr die Jüngsten - ich möchte mich um sie kümmern können - ich bin doch der einzige Sohn!"
Persönliches Anliegen
Anliegen wie die gerade geschilderten sind schon häufig an Bettina Brechelmacher herangetragen worden, die im Frühjahr auf der Liste der DEL zur Gemeinderätin gewählt worden ist. Für sie ist der Wohnraummangel fast ein persönliches Anliegen, hat sie doch nach ihrer Übersiedlung aus Berlin nach Effeltrich im Jahre 1993 selbst erlebt, wie schwierig die Wohnungssuche ist. Als sie und ihr Mann dann etwa ab dem Jahr 2000 nach einem passenden Grundstück suchten, um aus der wegen der Kinder zu klein gewordenen Wohnung herauszukommen, waren sie mit dem Grundstücksmangel konfrontiert worden.
Obgleich es für Bettina Brechelmacher persönlich inzwischen eine zufriedenstellende Lösung gegeben hat, fühlt sie sich als Gemeinderätin verpflichtet, nach örtlichen Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Zusammen mit ihren Fraktionskolleginnen und -kollegen von der DEL hat sie deshalb Ende August einen Antrag an den Gemeinderat formuliert. Darin wird gefordert, das schon in der letzten Legislaturperiode geplante, dann aber ausgesetzte Baugebiet "Lettenfeld" wieder auf die Prioritätenliste zu setzen und die zum größten Teil bereits abgeschlossenen, vorbereitenden Maßnahmen wieder aufzunehmen.
Weiter ergeht an den Bürgermeister die Aufforderung, dem Gemeinderat regelmäßig über die erzielten Fortschritte des Projektes zu berichten und noch im laufenden Jahr 2020 in öffentlicher Sitzung einen Zwischenbericht vorzulegen. Der Antrag enthält auch einen Hinweis darauf, dass vor dem Aufstellungsbeschluss des Gemeinderates die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden sollen. Diese Bürgerbefragung hatte, so war zu hören, zum Wahlprogramm des Kandidaten Peter Lepper gehört. Was wären nach Meinung der Antragsteller die nächsten Schritte? Der Begründung des Antrages ist zu entnehmen, dass in der vorigen Legislaturperiode mit den meisten Eigentümern Einigkeit erzielt werden konnte. Vordringlich wäre deshalb, nun mit den restlichen Eigentümern das Gespräch zu suchen und sie für die Sache zu gewinnen. Falls sich das als unmöglich erweisen sollte, wären Überlegungen darüber anzustellen, wie das Baugebiet in sinnvoller Weise verkleinert werden könnte. Inzwischen liegt die Tagesordnung der ersten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause vor. Sie wird am 14. September um 19 Uhr in der Schulturnhalle stattfinden. Der Antrag der DEL ist auf die Tagesordnung gesetzt worden.