Ein Saisonende gibt es nicht

3 Min
Cora Gundelfinger bereitet eine vegane Apfel-Wein-Torte vor. Foto: Petra Malbrich
Cora Gundelfinger bereitet eine vegane Apfel-Wein-Torte vor. Foto: Petra Malbrich
Der Bedarf an veganem Essen ist sehr groß Foto: Petra Malbrich
Der Bedarf an veganem Essen ist sehr groß Foto: Petra Malbrich
 
Jochen Gundelfinger liest begeisterte Facebook Kommentare vor. Foto: Petra Malbrich
Jochen Gundelfinger liest begeisterte Facebook Kommentare vor. Foto: Petra Malbrich
 
Cora Gundelfinger schneidet Äpfel im Akkord. Foto: Petra Malbrich
Cora Gundelfinger schneidet Äpfel im Akkord. Foto: Petra Malbrich
 
Cora Gundelfinger hat mit ihrer Lebenseinstellung eine Marktlücke entdeckt. Foto: Petra Malbrich
Cora Gundelfinger hat mit ihrer Lebenseinstellung eine Marktlücke entdeckt. Foto: Petra Malbrich
 
Die Lokführer finden den Biergarten gut Foto: Petra Malbrich
Die Lokführer finden den Biergarten gut Foto: Petra Malbrich
 
Die Lokführer halten ihr traditionelles Sommerfest in der Gräfenberg Zone ab Foto: Petra Malbrich
Die Lokführer halten ihr traditionelles Sommerfest in der Gräfenberg Zone ab Foto: Petra Malbrich
 
Dominik Fent ist die neue Bedienung. Foto: Petra Malbrich
Dominik Fent ist die neue Bedienung. Foto: Petra Malbrich
 

Der vegane und vegetarische Biergarten von Cora und Jochen Gundelfinger in Gräfenberg stößt auf gute Akzeptanz. Er wird auch im Winter offen sein.

Dass Cora und Jochen Gundelfinger mit ihrem Biergarten, in dem es ausschließlich vegetarische und vegane Gerichte gibt, eine Marktlücke entdeckt haben, ahnten sie im April, bei der Neueröffnung selbst nicht. Die Lebenseinstellung vieler Menschen ist ein Protest gegen die Tierhaltung in der Landwirtschaft. Nun, wenige Wochen vor Saisonende wissen sie definitiv: Es gibt kein Ende der Saison. Für die Wintermonate haben sie bereits viele Buchungen.


Äpfel schälen im Akkord

Fast im Akkord schält und schneidet Cora Gundelfinger Äpfel. Eine Apfel-Wein-Torte wird daraus gemacht. Wie alles völlig vegan oder zumindest vegetarisch. Sie selbst ist Veganerin und deshalb wollte sie von Anfang an dieses Essen in ihrem Biergarten, der Gräfenberg Zone im alten Bahnhofsgebäude anbieten.
Eine Woche vor Saisonauftakt des berühmten Fünf-Seidla-Steigs haben sie den Biergarten in April neu eröffnet. Die Gundelfingers profitieren vom bekannten Wanderweg, gehören aber nicht dazu. "Wir sind von den Socken. Aus unserem Vorhaben, im Winter saisonbedingt in Pause zu gehen, wird nichts. Aber wir freuen uns darüber", sagt Cora Gundelfinger, mit einem glücklichen Blick auf ihre Spülmaschine.

Die hat ihr Mann als Einrichtung vorgeschlagen, vor einem halben Jahr, als mit dem Biergarten das triste Erscheinungsbild am Gräfenberger Bahnhof aufgeschönt werden sollte. Die Leute würden noch einen Kaffee oder ein Bier trinken, wenn sie auf den Zug warten und vielleicht ein leichtes Gericht oder ein Stück Kuchen oder Torte essen. Cora Gundelfinger meinte, die paar Gläser und Teller mit der Hand spülen zu können. Inzwischen ist die Spülmaschine eines ihrer wichtigsten Arbeitsgeräte. "Mit ihrem vegetarischen und veganen Speiseangebot hat sie in ein Wespennest gestochen", meint einer der vielen Lokführer, die heute im Biergarten der Gräfenberg Zone sitzen.


Toleranz im Biergarten

Duft von gegrilltem Fleisch zieht herüber - in einem veganen Biergarten? Das nennt Gundelfinger einfach Toleranz, denn "seit zehn Jahren feiern die Lokführer traditionell unser Sommerfest am Gräfenberger Bahnhof", sagt Bernd Stadelmann, der Teamleiter der Zugführer. Normalerweise kämen die Städter heraus, um ein Schäuferle zu essen. Mit diesem Essenskonzept sei den Gundelfingers wohl etwas Besonderes gelungen, finden die Zugführer. Tatsächlich weiß Cora Gundelfinger von vielen Gästen, dass sie lange nicht mehr in der Fränkischen zum Wandern waren, da man als Vegetarier außer Kloß mit Soß' keine Gerichte fand. Als Trend möchte sie die enorme Nachfrage nach vegetarischem Essen nicht bezeichnen. "Es ist eine Lebenseinstellung. Die Leute werden immer bewusster im Umgang mit dem Körper, der Umwelt und der Gesundheit", sagt Gundelfinger. Sie ist selbst Veganerin aus Überzeugung. "Auch aus Protest der Tierhaltung gegenüber, dem männlichen Kükenschreddern bei lebendigem Leib und der Milchwirtschaft." Die Kälber schreien tagelang nach ihrer Mutter. Dabei sind die Kühe heute so hochgezüchtet, dass sie genug Milch geben, um ihre Kinder zu ernähren und um gemolken zu werden", empört sich Gundelfinger.

Dass sie mit diesem Protest und dieser Lebenseinstellung keine Sonderstellung einnimmt, zeigt die Nachfrage. "Selbst Fleischesser konnten sich überzeugen, dass es sich lohnt etwas anders zu essen", sagt Gundelfinger. So mancher Fleischesser, der zunächst negativ eingestellt war, entschuldigte sich hinterher.

Doch nicht nur das mündliche Feedback und die unglaubliche Zahl der Gäste, die Wochenende für Wochenende wegen der veganen Küche kommen, auch die Kommentare auf Facebook sind voll des Lobes, wie Jochen Gundelfinger vorliest. Schon mehrmals sei man hier gewesen, den Biergarten und die Küche könne man nur empfehlen, die nettesten Wirte des Fünf-Seidla-Steigs (obwohl sie gar nicht dazugehören) und ähnlich positiv lauten die vielen Kommentare und Empfehlungen. Die Karte besteht aus festen Gerichten und wechselnden Tagesgerichten. Ein absoluter Renner ist das indische Kokos-Curry. Auch das Kartoffelgulasch ist heiß begehrt, "darin sind Pilze, ein guter Fleischersatz und Paprika", erklärt Gundelfinger. Der marokkanische Kichererbseneintopf zählt auch zu den Spezialitäten des Hauses und als Tagesgericht stehen heute selbst gemachte Ravioli mit Kürbis-Walnussfüllung und Thymian-Orangensoße auf der Karte.


"Traumhaftes Essen"


"Wir waren gestern zum ersten Mal in der Gräfenberg Zone. Das Essen ist traumhaft und es sind so liebe Gastwirte. Wir werden künftig auch Veganer, einfach lecker", liest Jochen Gundelfinger weitere Facebook-Kommentare vor, während Dominik Fent für die Lokführer Krüge mit Bier füllt. Der junge Mann hilft als Bedienung aus. Doch auch das reicht nicht aus. "Künftig werden wir zu viert sein müssen", ist sich Cora Gundelfinger sicher und schneidet weiter Äpfel für die Stammgäste aus Nürnberg, Fürth und Erlangen, die jedes Wochenende nur für die veganen oder vegetarischen Torten und Kuchensorten zur Gräfenberg Zone zum Gräfenberger Bahnhof kommen.