Ein Brunnen in Streitberg erinnert an Jean Paul

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Der Brunnen am Dorfplatz stammt aus dem Jahr 1900 und wird zu Ostern festlich geschmückt. Fotos: Reinhard Löwisch
Der Brunnen am Dorfplatz stammt aus dem Jahr 1900 und wird zu Ostern festlich geschmückt. Fotos: Reinhard Löwisch
Der Lieselottenbrunnen wurde 1929 von Hans Hertlein an der Stelle erbaut, an der Jean Pauls "Rosensonne" stand.
Der Lieselottenbrunnen wurde 1929 von Hans Hertlein an der Stelle erbaut, an der Jean Pauls "Rosensonne" stand.
 

Einer von drei Streitberger Osterbrunnen ist der Lieselottenbrunnen, der an einen Besuch des Literaten Jean Paul erinnern soll.

Gleich drei geschmückte Osterbrunnen gibt es in Streitberg. Der kleinste davon, der "Lieselottenbrunnen" am Streitberger Berg neben der berühmten Pilgerstube besitzt die größte Geschichte. "Vergiss vor Streitberg unseren Rosenhof und die Rosensonne nicht; sie blühen vielleicht dieses Jahr und Du kommst wohl morgen Abend hin", sagte Hermine, die Geliebte von Jean Paul mit leiser, wankender Stimme. Sie erinnerte damit an den gemeinsamen Besuch Streitbergs 1797. Auf einer Anhöhe dort betrachteten beide einen glutroten Sonnenuntergang. Zur Erinnerung daran steckte Jean Paul Rosensamen im Kreis um ihren Standort: innen weiße und am Rand rote Rosen, die zusammen die untergehende Sonne symbolisieren sollten.
Am Ostersonntag 1798, es war ein 3. April, ging Jean Paul mit seinem Diener Florian Stuß auf Wanderschaft.
Über Berneck und Bayreuth kam er auf alten Postkutschenwegen in das Muggendorfer Gebürg und näherte sich seinem Tagesziel. Er schreibt darüber: "Es war gegen Abend, der Tag mit seinen Quellen des Scheines in Wassern und auf den Auen versiegte allmählich, das Sonnenlicht rückte von den Gipfeln auf die Bergspitzen und ergoss sich schon halb in den blosen durchsichtigen Himmel hinein. Wir gingen den dunklen Berg eiliger hinauf, um die tiefe Sonne noch auf der Küste des Streitberger Thales liegend anzutreffen."
Als sie endlich die Aussicht erreichten und die himmlische Ebene mit Hügeln und Bäumen wie flatternde Zauberschlösser eines Feuerwerkes sahen, und als Jean Paul "endlich mit zitterndem Herzen" vor seine unzerstörte Rosenpflanzung kam und sie voll harter Knospen und weicher Dornen fand, "so kam mir das Leben, hell und leicht und wie eine dämmernde erfrischende, blumige Sommer-Nachmitternacht vor, und alle Türen des zweiten lichten Morgen standen schon offen".