EGF-Sanierung: Finanziell ist Feuer unterm Dach

2 Min
Die Dächer des Ost- und Westflügels am Ehrenbürg-Gymnasium werden durch Neu-Konstruktionen ersetzt. Foto: Archiv/Gerhard Launer
Die Dächer des Ost- und Westflügels am Ehrenbürg-Gymnasium werden durch Neu-Konstruktionen ersetzt.  Foto: Archiv/Gerhard Launer

Architekten überraschen die Mitglieder des Kreis-Bauausschusses mit einer Hiobsbotschaft. 3000 Quadratmeter Dachfläche des Ehrenbürg-Gymnasiums entsprechen weder Brandschutz noch Statik- oder Wärmeschutzvorgaben.

Bei der Sanierung des Ehrenbürg-Gymnasiums sind im Zuge der Umsetzung des Brandschutzkonzeptes gravierende Mängel an der Dachkonstruktion zu Tage getreten. Das teilte Stefan Götz den Mitgliedern des Kreis-Bauausschusses mit. "Ein richtiges Desaster", urteilte Götz, denn Brandschutz, Wärmedämmung und Statik griffen so ineinander, dass eine Sanierung höchst kompliziert und extrem kostenaufwendig sei. Die Alternative: ein komplett neues Dach.

Nach den Ausführungen der Architekten Florian Schmeußer, Alois Lunz und Alfred Lang erklärte Landrat Hermann Ulm (CSU): "Jetzt muss ich erstmal schlucken." Brandschutz-Experte Schmeußer hatte herausgefunden, dass es überall Spalte und Fugen gebe, durch die bei einem Brand die Flammen auf die hölzerne Dachkonstruktion übergreifen könnten. Die Stoßfugen der Stahlbetondecke seien nicht vergossen. Der Hohlraum unter dem Dach, zu dem nur eine winzige, einen Meter hohe Tür führe, müsse mit einer Brandmeldeanlage überwacht werden. Da die Treppenhäuser höher seien als das Dach, könnte ein Feuer auch auf das Treppenhaus überschlagen. "Man hat sich damals offenbar wenig Gedanken um den Brandschutz gemacht", resümierte Schmeußer.


Am Material gespart

Statiker Alois Lunz bemängelte, dass bei der aufgesetzten Holzkonstruktion extrem am Material gespart wurde. "Normalerweise sind bei den Brettlaschen, mit denen die Balkenkonstruktion stabilisiert wird, 18 Nägel vorgeschrieben. Gefunden habe ich zwei. In anderen Fällen waren es drei, vier oder fünf, aber 18 waren es nie." Das wiederhole sich ständig, und zwar im Ost- und Westflügel.

Die Handwerker hätten die Dachkonstruktion auf die alte Dämmung einfach draufgesetzt. Teilweise hätten sie sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Verpackung zu entsorgen. Die liege unter dem Dach. Im Fachklassentrakt hätten sich zwischen den Auflagepunkten der Pfetten sieben Millimeter tiefe Spalte gebildet. "Ein Zeichen, dass hier Kräfte am Werk waren", meinte der Statiker.

Die Verankerung der einzelnen Bauelemente sei nicht in Ordnung, da heute wesentlich höhere Anforderungen an die Belastbarkeit gestellt würden. Andererseits stellte Lunz auch klar: "Wenn früher richtig gebaut worden wäre, hätten wir heute die Probleme nicht."


Gesundheitsgefährdende Stoffe

Bei der Untersuchung des Dämm-Materials hatte er festgestellt, das gesundheitsschädliche Stoffe verwendet wurden. Folglich müsse die Dämmung komplett ausgetauscht werden.

Das Dach des Fachklassen-traktes könne überhaupt nicht ertüchtigt werden. Da muss eine neue Konstruktion her. In diesem Zusammenhang könnten auch die Dächer des Ost- und Westflügels abgebaut und durch eine neue Konstruktion ersetzt werden, die den statischen, wärme- und brandschutztechnischen Anforderungen entspricht. Kostenpunkt: 830 000 Euro. Die Alternative: eine Sanierung, die aber ebenfalls mindestens 800 000 Euro kostet. Das Dach des Fachklassentrakts schlägt mit 540 000 Euro zu Buche und für die vorgeschlagene Begrünung der neuen Dachkonstruktion im Ost- und Westflügel sind 77 000 Euro veranschlagt. Weitere 52 000 Euro kostet die Dachbegrünung des Fachklassentraktes.


Versteckte Mängel

Gerhard Amon (CSU) wunderte sich, dass diese gravierenden Mängel nicht schon viel früher erkannt wurden. Die rund 1,5 Millionen Euro seien nicht im Budget enthalten. "Das hätte man früher wissen müssen", kritisierte Amon. Richard Gügel (FW) und Sebastian Körber (FDP) sahen sich mit ihrer Ansicht bestätigt, dass ein Ersatzbau günstiger gewesen wäre. Die Kostenmehrung mit den versteckten Mängeln sei die Folge der einmal getroffenen Entscheidung. "Jetzt müssen wir mit den Konsequenzen leben", sagte Körber. Jürgen Schleicher (JB) wehrte sich dagegen, dass die Räte darauf "hingeführt werden sollten, einer kompletten Dacherneuerung zuzustimmen".

Reinhold Otzelberger (SPD) erinnerte, dass die Sanierung des Ehrenbürg-Gymnasiums günstiger kalkuliert war als die Sanierung jeder anderen Schule. "Manchmal sieht die Wirklichkeit eben anders aus, als man sich das am Schreibtisch gedacht hat", unterstrich Otzelberger.

"Wenn schon, denn schon", argumentierte Lisa Badum (Die Grünen) und forderte, auf dem neuen Dach auch eine Photovoltaikanlage anzubringen. Gegen die Stimmen von Jürgen Schleicher und Hermann Greif (CSU) stimmte das Gremium der Dach-Erneruerung plus Begrünung sowie der Option einer Photovoltaikanlage zu.