Warum Kultur alle toll finden, aber viele glauben, sie dürfe nichts kosten - das diskutierten Künstler und Organisatoren im Jungen Theater Forchheim.
An diesem Abend sollte alles kostenlos sein - "aber hoffentlich nicht umsonst", wie Rundfunkjournalistin Corinna Mielke am Donnerstag im Jungen Theater Forchheim (JTF) anmerkte.
Kostenlos war der Eintritt zu dieser Podiumsdiskussion, kostenlos waren die Getränke für die Zuhörer - und kostenlos war auch der Auftritt der Moderatorin Corinna Mielke und ihrer Gäste Wolfgang Buck (Liedermacher), Dieter George (Forchheims Kulturbeauftragter) Ursula Albuschkat (Kreisjugendpflegerin) und Lorenz Deutsch (Programmchef des JTF).
"Kultur ist toll, darf aber nichts kosten", lautete das Motto. Die Gesprächsrunde stellte sich der Frage, was die Kunst wert sei? Und ob fehlende finanzielle Mittel durch ehrenamtliches Engagement ausgeglichen werden können?
Diese Fragen haben in der Forchheimer Kulturpolitik aktuelle Brisanz. Denn das JTF kann sein ambitioniertes Programm ehrenamtlich nicht mehr stemmen und ringt seit Monaten um die Unterstützung der Kommune. Gleichzeitig wolle die Stadt, wie JTF-Vorsitzender Wolfram Weltzer bei der Begrüßung sagte, als "Kultur-Player in Nordbayern mitmischen".
Warum ist Kultur toll? Schon die "Aufwärmfrage" von Corinna Mielke machte klar, dass die Gäste auf dem Podium mit ihrer grundlegenden Auffassung von Kultur nicht weit auseinander lagen. Von der "Zweckfreiheit" der Kultur, die "wesentlich aber nicht fassbar" sei, sprach Dieter George. Von der Kultur als Spiel, das nicht fragen müsse, "ob es nützlich ist", schwärmte Wolfgang Buck. Als "riesiges Feld, um Möglichkeiten zu erkunden und Spaß zu haben", schilderte Lorenz Deutsch die Kultur; während Ursula Albuschkat heraushob, dass es
die Kultur gar nicht gebe; stattdessen "viele Facetten einer Kultur", die etwa auch die Chance zum Engagement eröffne.
Nun denn, sagte Moderatorin Mielke: Für die Zweckfreiheit und den Spaß genüge es doch, Laien und Hobbykünstler auftreten zu lassen. "Warum, Herr Deutsch, engagieren sie dann einen Liedermacher wie Wolfgang Buck? " Der JTF-Programmchef betonte, dass das Theater zwar aus dem Laienspiel gewachsen sei und dass hier ein "riesiges Potenzial" liege. "Aber wir wollen auch sehen, was außerhalb liegt, was noch möglich ist."
Blick hinter die Kulissen Von nun an gab die Diskussion den Blick hinter die Kulissen frei - und dadurch auf die Nöte der Kulturschaffenden.
Zwar gebe es keine "Benefiz-Ärzte", sagte Buck, aber Benefiz-Konzerte würden als selbstverständlich angesehen. Die Annahme, Kultur sei gratis, scheint weit verbreitet, bestätigte Lorenz Deutsch, der sich seit fünf Jahren mit einem "400-Euro-Job ohne Stunden-Angabe" für das Theater engagiert. Obwohl es gelungen sei, mit Ehrenamtlichen professionell zu arbeiten, sei einfach zu wenig Geld für Veranstaltungen da. "So überträgt sich die prekäre Situation der Veranstalter auf die der Künstler, die teilweise mit Stundenlöhnen von fünf Euro auftreten", warnte Deutsch.
Natürlich könnte auch er innovativer sein, sagte Dieter George, wenn er mehr als 50.000 Euro für die Kultur im Jahr zur Verfügung hätte. Die Stadt sei dem Prinzip der Subsidiarität verpflichtet, Kultur in Forchheim sei ein Gemischtwarenladen. "Ehrenamtlichkeit ist das Salz und die Hefe der Provinz", sagte der Kulturreferent; betonte aber auch: "Ehrenamtlichkeit ist kein Ersatz für eine Professionalität, die man sich nicht leisten kann."
Die spannende Frage, was die Arbeit des JTF der Stadt Wert sein muss, war letztlich nicht zu klären. Ursula Albuschkat propagierte eine "Anerkennungskultur", die ehrenamtliches Engagement "durch professionelle Begleitung wertschätzt". Dieter George, der das Theater neben der Kaiserpfalz als zweites Kulturzentrum hervorhob, sprach sich für eine professionelle Unterstützung des JTF aus - "aber unter der Obhut der Gemeinde". Das höre er schon lange, erwiderte Lorenz Deutsch - "aber das konkrete Modell fehlt".
Und obwohl das Modell an diesem Abend nicht gefunden wurde, zeigte sich JTF-Vorsitzender Wolfram Weltzer am Ende zuversichtlich: "Die Stadt und wir haben eine gemeinsame Auffassung von Kultur. Aber die Übereinkunft über die Inhalte muss finanziell unterfüttert werden, sonst beginnt für das Junge Theater eine Abwärtsspirale."