"Die Macher des Theatersommers wissen nicht, was in Forchheim läuft"

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Vorhang auf, und schon beginnt das Lampenfieber. Foto: Junges Theater
Vorhang auf, und schon beginnt das Lampenfieber. Foto: Junges Theater

Zur Debatte um die Ansiedlung des Fränkischen Theatersommers in Forchheim äußeren sich die Kulturbeauftragte & der Vorsitzende des Jungen Theaters.

Am Tag nach der Debatte um die Ansiedlung des Fränkischen Theatersommers äußerten sich am Freitag auch die Forchheimer Kulturbeauftragte Katja Browarzik und Hubert Forscht, der Vorsitzende des Jungen Theaters Forchheim (JTF). Forscht meinte, die Debatte habe "gezeigt, dass die Macher des Theatersommers nicht wissen, was in Forchheim läuft. Wer so tut, als gäbe es hier gar kein Theater, ignoriert die gewachsene Kulturarbeit in Forchheim, die von der Bürgerschaft hervorragend genutzt wird."

Hubert Forscht verweist darauf, dass die seit 23 Jahren in der Kasernstraße ansässige Bühne jährlich um die 100 Musik-, Theater- und Kabarettveranstaltungen in den eigenen Räumen und an anderen Spielorten in Stadt und Landkreis auf die Bühne bringt. "Damit erreichen wir mehr Besucher als der Fränkische Theatersommer."
Durch die Ansiedlung entstünde eine kulturpolitische Schieflage: "Die Stadt schafft es bis heute nicht, unsere allseits anerkannte Arbeit so zu fördern, dass der Bestand des JTF gesichert ist. Es kann nicht sein, dass angesichts dieser Situation große Summen für die Ansiedlung einer neuen Bühne in die Hand genommen werden."


Verbindliche Zusage vermisst

Dass es um viel größere Summen als beim Jungen Theater gehe, ist sich Forscht sicher: "Wenn die Vertreter des Theatersommers selbst sagen, sie würden Hollfeld verlassen, weil die Stadt nicht genügend Geld hat, dann zeigt das, dass sie darauf hoffen, mit Hilfe Forchheims ihre wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Das kann Forchheim aber nicht." Zudem wäre es widersprüchlich, keinen Kulturentwicklungsplan aufzustellen, weil Räume und Finanzen fehlten, dann aber ein Großprojekt wie den Theatersommer in Angriff nehmen zu wollen. "Auch wir sehen den Theatersommer eigentlich positiv. Wenn es der Stadt gelingt, den hier ansässigen Kulturschaffenden die nötige Unterstützung zu geben und verbindlich zuzusagen." Dies gelte, betont Forscht, "nicht nur für das JTF, sondern für alle Kulturträger".

Er sei optimistisch, dass die Gremien der Stadt diese Probleme erkannt haben und entsprechende Beschlüsse fassen. Das JTF sei im übrigen bereit, noch deutlich mehr für das kulturelle Angebot zu tun. "Mit einer entsprechenden Förderung können wir das auf professionellem Niveau und dennoch deutlich günstiger als andere. Das haben wir in den letzten Jahren bewiesen", sagt Forscht.


Browarzik sieht neue Chancen

Die Kulturbeauftragte Katja Browarzik dagegen ist der Meinung, dass die Verlegung des Produktions- und Logistikstandorts des Fränkischen Theatersommers nach Forchheim "mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer verstärkten Spieltätigkeit des Vereins am Ort führen". Dies würde für die Forchheimer "ein deutlich breiteres Theaterangebot bedeuten, als es heute durch den Verein Junges Theater Forchheim allein bewerkstelligt werden kann". Zudem, so Browarzik, würde die Ansiedlung einer durch den Freistaat geförderten Landesbühne die überregionale Sichtbarkeit Forchheims als Kulturstandort erhöhen. Gerade die starke Vernetzung einzelner Akteure des Fränkischen Theatersommers mit Kulturschaffenden anderer Kommunen in Franken könnte zu einer besseren Wahrnehmung Forchheims in der nordbayerischen Theaterszene führen.

Während der Produktionszeit für das Jahresprogramm wären immer wieder Gastschauspieler in der Stadt, wodurch es "zu einem lebendigen Austausch mit ortsansässigen Kulturschaffenden kommen könnte", meint die Kulturbeauftragte. Daraus könnten Ideen und Konzepte für künstlerische Produktionen oder Kooperationen entstehen. "Auch was die Beantragung von Fördermitteln angeht, könnte ein professioneller Partner wie der Fränkische Theatersommer neue Möglichkeiten für heimische Kulturschaffende eröffnen", hofft Katja Browarzik.