Die Igensdorfer pfeffern, was das Zeug hält

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Jörg Schleifer (l.) und Matthias Wiedemann beim Pfeffern
Jörg Schleifer (l.) und Matthias Wiedemann beim Pfeffern
Ein Pfefferer der alten Schule: Hans Pickelmann
Ein Pfefferer der alten Schule: Hans Pickelmann
 

In der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag ziehen wieder einige Igensdorfer von Tür zu Tür. Dabei haben sie einen Besen - und nur die allerbesten Absichten.

In der sogenannten Rauhnacht, vom ersten Weihnachtsfeiertag auf den zweiten, sind sie wieder unterwegs: die Pfefferer. Mit einem frisch gebundenen Birkenreiser ziehen etwa zwanzig Burschen durch die Straßen von Igensdorf. Sie klingeln an den Häusern und streichen den Bewohnern das Birkenreisig um die Beine. "Schmeckt der Pfeffer, schmeckt der Pfeffer", fragen sie dann so lange, bis die Leute endlich antworten: Ja, der Pfeffer schmeckt."

Wer den Brauch nicht kennt, wird etwas verwundert sein, denn die Pfefferer haben eines bestimmt nicht dabei: einen Pfeffer. "Die Rute und eine Leiter waren unsere Werkzeuge", erinnert sich der 85-jährige Hans Pickelmann. "Dem Saft der Birke wird eine heilende Wirkung bei Rheuma nachgesagt und die Leiter brauchte man, um zum Fenster des angebeteten Mädchens zu kommen", erzählt Pickelmann.
Jetzt gehe man gleich zur Haustür hinein, lachen die jungen Pfefferer.
Sie haben diesen Brauch vor vier Jahren neu aufleben lassen, der vor allem dazu dient, Gesundheit zu wünschen. "Wer richtig gepfeffert wurde, hatte in dem nächsten Jahr keine Gehprobleme", weiß Konrad Pickelmann. Er ist der Sohn des Pfefferers der ersten Generation.

Jede Generation übernimmt diesen alten Weihnachtsbrauch. Nur, dass manchmal einige Jahre pausiert werden muss, bis die jungen Burschen mindestens sechzehn Jahre alt sind. " Seit über 100 Jahren wird hier schon gepfeffert", sagt Hans Pickelmann und blättert in der Ortschronik.
Dort, unter dem Kapitel "Das Volkstum unseres Dorfes" lautet der Pfeffererspruch: Eitz schickt mi mei Vora (Vater) affs Pfeffan, und wos i dapfeffa, kaiat mei. Und dau haut ma mei Moura (Mutter) a Säckl mitgehm, dau dou i mein Pfeffalou nei."

So erhielten die Pfefferer von den Hausbesitzern Plätzchen, Schnaps oder Geld und von den Mädchen, denen das Pfeffern besonders galt Zigaretten, Zigarren oder andere Aufmerksamkeiten. "Als wir rumgelaufen sind, hat jeder aufgemacht. Oft ist es zu einem Plausch gekommen und man ist länger geblieben", erzählt Pickelmann von der Erlebnissen vor 65 Jahren.

Noch lange Jahre danach gingen auch die Kinder zum Pfeffern los, allerdings erst am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages. Auch sie schlagen mit den Birkenruten um die Beine der Gepfefferten und erhielten als Dank für die gehörige Abreibung Plätzchen und Süßigkeiten oder auch ein wenig Geld.

Ein guter Zusammenhalt

In der Ortschronik heißt es weiter, dass dieser Brauch wohl ein Überbleibsel, ein Gesundheitszauber aus uralten Zeiten sei. Wann er hier erstmals genau ausgeübt wurde, weiß keiner der Pfefferer zu sagen.
Allerdings ist auf der Internet-Seite von Wikipedia die Rede von einem Brauch, der besonders im europäischen Raum große Bedeutung habe und während der Rauhnächte ausgeübt werde. Die Bezeichnung Rauhnacht könne auf das traditionelle Beräuchern der Ställe mit Weihrauch durch Priester oder den Hofbauern hergeleitet sein. Weihrauch steht ja für Gesundheit.

Mancherorts werden diese Rauhnächte auch als Glöckelnächte bezeichnet: also das von Tür zu Tür Ziehen und Anläuten, um einzukehren. Das ist nicht immer einfach, denn viele der nicht alteingesessenen Bewohner kennen diesen Brauch nicht, obwohl er in dieser Region auch in anderen Ortschaften wie beispielsweise in Sollenberg ausgeübt wird.

Hier in Igensdorf setzen sich die Kerwaburschen für den Erhalt dieser Traditionen ein. "Wir haben dadurch einen richtig guten Zusammenhalt", sagt Matthias Wiedemann.