Die Forchheimer rüsten auf

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Bei Waffen-Höhnlein in Forchheim gibt es Schusswaffen auch in Pink. Foto: Josef Hofbauer
Bei Waffen-Höhnlein in Forchheim gibt es Schusswaffen auch in Pink. Foto: Josef Hofbauer
Was ist eine Schreckschuss-Pistole, was ist eine scharfe Waffe? Die Colts sehen sich täuschend ähnlich. Scharf ist nur die mittlere. Foto: Josef Hofbauer
Was ist eine Schreckschuss-Pistole, was ist eine scharfe Waffe? Die Colts sehen sich täuschend ähnlich. Scharf ist nur die mittlere. Foto: Josef Hofbauer
 

Im Landratsamt Forchheim wurden in den ersten Wochen dieses Jahres fast genauso viele kleine Waffenscheine beantragt wie im gesamten vergangenen Jahr. Dieses gestiegene Sicherheitsbedürfnis spiegeln auch die Verkaufszahlen der Waffenhändler wider. In Forchheim ist Pfefferspray derzeit komplett ausverkauft.

Das Waffengeschäft boomt. Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Forchheim 69 "Kleine Waffenscheine" ausgestellt, mehr als doppelt so viel wie noch ein Jahr zuvor. In den knapp drei Wochen dieses Jahres wurden 32 kleine Waffenscheine ausgestellt, 31 weitere beantragt.

Während ich mir im Waffengeschäft Höhnlein am Marktplatz in Forchheim den Unterschied zwischen Kleinem und Großem Waffenschein erklären lasse, kommen zwei Kundinnen in den Laden, um Pfefferspray zu kaufen. "Leider alles ausverkauft", bedauert Verkäuferin Monika Förstel.


Riesige Nachfrage

Inhaber Horst Höhnlein bestätigt einen sprunghaften Anstieg bei der Nachfrage nach Selbstverteidigungswaffen, angefangen von Reizgas bis zu den Schreckschusspistolen, die es sogar mit rosafarbenem Schaft gibt. Über die Hintergründe mag Horst Höhnlein nicht spekulieren. Die rapide gestiegenen Umsatzzahlen seien Aussage genug, findet er.

Bemerkenswert: Jeder darf sich eine Waffe kaufen, ohne dafür eine Eignung nachweisen zu müssen. Lediglich der Gebrauch oder das Tragen der Waffe in der Öffentlichkeit sind strafbar - unabhängig davon, ob der Kunde dafür einen Kleinen oder einen Großen Waffenschein benötigt. Der Waffenexperte erklärt das so: "Für Schreckschusspistolen mit Reizgas oder Treibladungen braucht man einen Kleinen Waffenschein. Bei den Waffen, bei denen ein Projektil aus der Mündung des Laufes austritt, ist ein Großer Waffenschein notwendig."

Allerdings dürften nur besonders gefährdete Personen wie Staatsanwälte oder Richter solche scharfen Waffen in der Öffentlichkeit mit sich führen. Für Jäger und Sportschützen, die Waffen zum Hochsitz oder zum Schießstand transportieren müssen, gelten Ausnahmeregelungen. Horst Höhnlein weiß das, weil er auch Waffenkunde-Lehrgänge durchführt. Im Landkreis Forchheim gibt es derzeit 4291 gültige Waffenbesitzkarten und 13 270 angemeldete erlaubnispflichtige Waffen. Diese Zahlen teilt Regierungsinspektor Mario Saß vom Landratsamt mit.

Auf Grund des gestiegenen Sicherheitsbedürfnisses rechnet Horst Höhnlein mit einem Run auf die Internationale Waffenausstellung (IWA) vom 4. bis 7. März im Messezentrum Nürnberg. Dies ist die wichtigste internationale Branchenschau für Jagd- und Sportwaffen, Outdoor-Ausrüstung und Sicherheitsausstattung. Sie kommt offenbar gerade zur richtigen Zeit.


Waffenschein

Abwehr: Der Große Waffenschein (gültige im Kreis: 6) wird benötigt für alle scharfen Waffen, bei denen ein Projektil aus dem Lauf austritt.

Abschreckung: Der Kleine Waffenschein (gültige im Kreis: 740) ist ein Waffenschein, der zum Führen von sogenannten Schreckschusswaffen mit dem Siegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig berechtigt.

Erlaubnis: Wer einen Kleinen Waffenschein beantragt, muss mindestens 18 Jahre alt sein. Bei Antragstellung wird auch Zuverlässigkeit der Person und die Eignung überprüft.

Gesetzliche Regelung: Wer die Waffe in der Öffentlichkeit anwendet, macht sich strafbar.


Kommentar

Die Angst geht um. Waffenhändler reiben sich die Hände, denn immer mehr Menschen fühlen sich erst sicher, wenn sie einen Colt - zumindest aber ein Pfefferspray oder Reizgas - in der Tasche haben. Die sprunghaft angestiegene Zahl der Waffenscheine spricht eine eindeutige Sprache.

Bleibt die Frage: Steigt damit wirklich die Sicherheit? Wie einst im Wilden Westen die Waffe in Cowboy-Manier am Gürtel-Halfter zu tragen, ist sowieso nicht erlaubt. Das schränkt das Abschreckungspotenzial bereits deutlich ein.

Wozu braucht man dann eine Waffe? Wer wird abgeschreckt, wenn jemand im Koffer einen Colt versteckt hat?
Klar können Waffen auch hilfreich sein: So kann sich ein Verunglückter im Gebirge mit Leuchtmunition bemerkbar machen. Doch kaufen sich die wenigsten aus diesem Grund einen Revolver.

Apropos Waffen: Wer den Umgang mit Schusswaffen nicht gewohnt ist, kann im Extremfall sich und andere gefährden. Da ist es doch besser, auf die Sicherheitskräfte zu vertrauen - auch wenn die nicht unfehlbar sind.