Die 3,4-Millionen-Euro-Taste

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Lukas findet Geschmack an der Brötchentaste, die 30 Minuten kostenloses Parken für schnelle Einkäufe ermöglicht. Foto: Josef Hofbauer
Lukas findet Geschmack an der Brötchentaste, die 30 Minuten kostenloses Parken für schnelle Einkäufe ermöglicht.  Foto: Josef Hofbauer

Seit 2007 hat die Stadt Forchheim den Autofahrern Riesensummen zur Verfügung gestellt, damit sie kostenlos parken können.

Als die Brötchentaste im Dezember 2007 eingeführt wurde, war sie als "befristetes Experiment" gedacht. Die Idee, den Autofahrern die ersten 30 Minuten Parken im Zentrum gratis anzubieten, kam aus den Reihen der Werbegemeinschaft unter ihrem damaligen Vorsitzenden Stefan Schick. Längst ist das Experiment zur festen Einrichtung geworden und gilt als "Umsatzbringer" für den Innenstadt-Handel.

Daher schluckte Stefan Schick, als sich der Finanzausschuss am Mittwoch mit den "Auswirkungen der Brötchentaste" beschäftigte. Schick hat zwar seinen Vorsitz in der Werbegemeinschaft längst abgegeben und ist mittlerweile von der CSU- in die FDP-Fraktion des Stadtrates gewechselt; aber ein glühender Anhänger der Brötchentaste ist er nach wie vor.


Freiwillige Millionen-Leistung

Daher wollte Stefan Schick auch nicht die Zahlen akzeptieren, die Roland Brütting (Leiter im Straßenverkehrsamt) den Finanzexperten des Stadtrates vorlegte: Durch die freiwillige Leistung der Brötchentaste habe die Stadt Forchheim seit 2008 auf Einnahmen in Höhe von 3,4 Millionen Euro verzichtet, rechnete Brütting vor.

Die Zahlen kamen auf den Tisch, weil Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) im Rahmen der bevorstehenden Etatberatungen sämtliche Ressorts aufgefordert hatte, Sparmöglichkeiten zu prüfen. Wobei Uwe Kirschstein die "klare Empfehlung" aussprach, bei der Brötchentaste "den Status Quo zu erhalten". Er wolle mit den Zahlen aber zeigen, betonte Kirschstein, dass die Stadt sehr wohl etwas leiste für den Handel der Innenstadt.

Ohne die Brötchentaste müssten die Autofahrer 50 Cent zahlen. 22 Automaten gibt es. Aus den Zahlen für die kostenpflichtig gelösten Parkscheine rechnete Roland Brütting hoch, was sich die Autofahrer sparten, weil die ersten 30 Minuten nicht in Rechnung gestellt wurden. Stefan Schick zweifelte Brüttings "Plausibilitätsprüfung" an. Dazu müssten auch die Einnahmen der Jahre 2006 und 2007 betrachtet werden, also jener Zeit, als es noch keine Brötchentaste gab.


Frequenzbringer

Stefan Schick warnte davor, die Brötchentaste abzuschaffen: "Das wäre ein Sargnagel für den Handel in der Innenstadt." Oberbürgermeister Uwe Kirschstein stimmte mit Schick und der Mehrheit der Stadträte darin überein, dass die Brötchentaste als "Frequenz-Bringer" benötigt werde. Annette Prechtel (FGL) erinnerte aber auch an die Schattenseiten der Brötchentaste. Die Aussicht auf ein 30-minütiges kostenloses Parken sorge für einen erhöhten "Parksuchverkehr" in der Innenstadt. Doch vor allem die düstere Finanz-Situation der Stadt war aus Sicht der Grünen Stadträtin ein Grund, das kostenlose Parken in Frage zu stellen: "Wir haben nur wenige Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Einnahme-Seite der Stadt zu verbessern." Annette Prechtel legte nahe, über die Parkgebühren die Finanzlage der Stadt zu optimieren: "In anderen Städten wird viel mehr Geld verparkt - warum nicht bei uns?"