Der mit der Jugend tanzt

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Den Kerwaburschen und -mädchen zeigt Gerhard Arzt, wie man richtig Walzer tanzt. Foto: privat
Den Kerwaburschen und -mädchen zeigt Gerhard Arzt, wie man richtig Walzer tanzt. Foto: privat
Gerhard Arzt (Zweiter von links) in der Schule. Foto: privat
Gerhard Arzt (Zweiter von links) in der Schule. Foto: privat
 
Gerhard Arzt und seine Freunde gründen den Club 72. Foto: privat
Gerhard Arzt und seine Freunde gründen den Club 72. Foto: privat
 
Gerhard Arzt als Freyer Bauer Foto: privat
Gerhard Arzt als Freyer Bauer Foto: privat
 
Der 72-Jährige mag die Geselligkeit, hier mit Ehefrau Marie bei der Kerwa in der Disco. Foto: privat
Der 72-Jährige mag die Geselligkeit, hier mit Ehefrau Marie bei der Kerwa in der Disco. Foto: privat
 
Gerhard Arzt bei den Vorbereitungen für den Osterbrunnen. Foto: privat
Gerhard Arzt bei den Vorbereitungen für den Osterbrunnen. Foto: privat
 
Gerhard Arzt als kleiner Bub mit seinem Vater Johann Foto: privat
Gerhard Arzt als kleiner Bub mit seinem Vater Johann Foto: privat
 
Der Oberehrenbacher mit seinem ersten Auto Foto: privat
Der Oberehrenbacher mit seinem ersten Auto Foto: privat
 
Der gelernte Maler hat in seiner Freizeit viele Kirchenfiguren und andere sakrale Gegenstände restauriert, so auch diesen Fronleichnamsaltar. Foto: privat
Der gelernte Maler hat in seiner Freizeit viele Kirchenfiguren und andere sakrale Gegenstände restauriert, so auch diesen Fronleichnamsaltar. Foto: privat
 

Gerhard Arzt aus Oberehrenbach ist in seinem Heimatort vielseitig engagiert. Ein Blick auf seinen Lebensweg.

Im vergangenen Dezember wurde Gerhard Arzt aus Oberehrenbach von Bürgermeister Florian Kraft (FW) für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. "Ich bin halt, wie ich bin", meint Gerhard Arzt bescheiden und winkt ab: Nur kein Aufsehen machen.

Geboren ist Arzt, der von Kollegen auch "der Doktor" genannt wurde, in Oberehrenbach. Hier lebten seine Eltern Kunigunda und Johann, ein Schuster, in einfachen Verhältnissen. "Wir waren vier Kinder und der Vater der Alleinernährer", erzählt Arzt. Sein Vater kam verwundet aus dem Krieg und nahm später eine Arbeit in einer Fabrik an.

"Ich gebe zu, wir haben als Kinder viel angestellt. Aber wir haben nichts kaputt gemacht", erinnert sich der "Doktor" und räumt ein, dass er der Ideengeber für viele Streiche war. "Wir hatten ja keine Spielsachen so wie die Kinder heute. Früher mussten wir unsere Phantasie bemühen", erzählt der heute 72-Jährige. Und die Spiele waren draußen an der frischen Luft - mit viel Bewegung. Die Kinder spielten Verstecken, Räuber und Gendarm oder ließen Reifen mit einem Stecken springen. "Wir vier Kinder hatten gerade mal ein gemeinsames Spielzeug: einen Holzgaul. Und dem fehlte sogar ein Bein", erinnert sich Arzt.

Im Winter kamen die Nachbarn ins Haus und die Mütter strickten. Dabei wurden Witze erzählt und alle sangen gemeinsam Lieder. "Wir hatten ja nur einen Volksempfänger, kein Radio und schon gar kein Fernsehen. Das können sich die Jungen von heute gar nicht vorstellen. Aber die Zeit war schön und ich möchte sie nicht missen", meint er nachdenklich. Außerdem spielte er gern Theater - schon als kleiner Bub.

Später dann traf man sich in den "Rockerstuben". Das waren Treffen in den größeren Wohnzimmern am Ort. Hier wurde ein altes Grammophon aufgezogen und die älteren Schwestern brachten ihren Brüdern das Tanzen bei.


Harte Strafe für einen Streich

In der Schule versteckte Gerhard Arzt einmal einen alten, aufgezogenen Wecker im Pult seines Lehrers. Der hörte das Ticken, fand den Wecker und zwang "den Übeltäter" sich zu stellen. Der wurde dann prompt mit dem Stecken geschlagen. "Das hat mich geärgert, weil der Lehrer meinte, das sei der schönste Lausbubenstreich gewesen, den er je erlebt hat. Deshalb verstehe ich bis heute nicht, warum die Strafe so hart gewesen ist", meint Gerhard Arzt und erinnert sich lachend daran, dass er und seine Freunde nach dem Kommunionunterricht Kracher von Silvester in einen alten Baum gelegt und angezündet haben, so dass ein großer Ast abgebrochen ist.
Eigentlich wollte Gerhard Arzt den damals seltenen Beruf des Radiomechanikers erlernen. Leider fand er keinen Ausbildungsplatz und lernte stattdessen Maler. "Mein Ausbilder war streng und mehr Künstler. Von ihm habe ich zum Beispiel das Vergolden gelernt", erzählt Gerhard Arzt.

Einige Jahre arbeitete er bei Siemens und dann als Maler beim Landratsamt. "Hier durfte ich eine Wand mithilfe der Spachteltechnik marmorieren. Da waren die Leute begeistert", erinnert sich Arzt. In seiner Freizeit gründete er mit seinen Kumpels den "Club 72 - Fränkische Geselligkeit". Hier war er auch gleich Gründungsvorstand. Noch heute engagiert er sich, wenn der junge Vereinsvorstand Hilfe braucht. Zum Beispiel bei der Kerwa oder im Fasching. Er gibt auch mal einen Tanzkurs für die jungen Kerwaburschen, damit sich diese beim "Betznaustanzen" nicht zu sehr blamieren.


Neue Flügel für die Engel

Bei der Freiwilligen Feuerwehr war er Führungskraft, besuchte Schulungen und gab sein Wissen weiter. Seit Jahren ist Gerhard Arzt für den VdK tätig. Seit dem vergangenen Jahr ist er als Wegewart für die Gemeinde Leutenbach unterwegs. Von 1993 bis 2007 war Arzt Mitglied im Gesangsverein "Germania Weingarts". Seit Mai 2004 ist er Rentner. Doch langweilig wird dem "Doktor" nicht, denn nach wie vor restauriert er Altäre oder Figuren. Da bekommt schon mal ein Jesus neue Arme oder Engel ihre Flügel. "Die Leute sind oft überrascht von dem, was ich mache. Viele reden nur und wissen alles besser. Ich unternehme lieber etwas", meint Gerhard Arzt.
Gute Ideen hat er nach wie vor, er ist gern mit anderen Menschen zusammen, freut sich, wenn er unterwegs sein kann und lässt sich den Spaß am Leben nicht nehmen: "Ich bin halt, wie ich bin."