Der lange Weg in die virtuelle Stadt Forchheim

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Immerhin hat die Interessengemeinschaft der "Innenstädter" schon entschieden, die Online-Plattform der Forchheimer Einzelhändler auf der städtischen Internet-Seite (im Bild) erscheinen zu lassen. Doch noch ist die Plattform leer. Foto: Josef Hofbauer
Immerhin hat die Interessengemeinschaft der "Innenstädter" schon entschieden, die Online-Plattform der Forchheimer Einzelhändler auf der städtischen Internet-Seite (im Bild) erscheinen zu lassen. Doch noch ist die Plattform leer. Foto: Josef Hofbauer

150 Forchheimer Gewerbetreibende sind eingeladen, eine Online-Plattform zu beleben. Bislang steht sie leer.

ForchheimDer Weg ins virtuelle Forchheim führt über viele Umwege. "Wer da nicht mitmacht, der hat das Recht verwirkt, über die Innenstadt zu klagen." Das hatte CSU-Stadtrat Hans-Werner Eisen gesagt, als der Forchheimer Wirtschaftsförderer Viktor Naumann und Claudius Bähr (Betreiber der Werbeagentur Claudius Bähr & friends) das Geschäftsmodell einer Online-Plattform den Stadträten vorstellte. Das war Mitte Februar.

Zuvor hatten Einzelhändler, Banken-Vertreter und die Wirtschaftsförderer eineinhalb Jahre an dem Konzept gearbeitet. 20 000 Euro gibt die Stadt aus, um den Händlern die Online-Plattform zu ebnen. Jetzt wird Wirtschaftsförderer Naumann die rund 150 Gewerbetreibende (Händler und Gastronomen) nochmals einladen: "Ich möchte den Leuten separat die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild zu machen." Claudius Bähr werde das Thema als Marketingfachmann präsentieren.

Naumann spricht von einer "Kritischen Masse von 20", die sich beteiligen müssten. "Für den Einzelhändler hat sich eine neue Welt aufgetan, die er vor fünf Jahren noch nicht kannte. Wer online nicht präsent ist, wird auch stationär nicht wahrgenommen. Ein bisschen schade, dass manche das nicht wahrnehmen."

Seit der Präsentation des digitalen Stadtbummels im Februar hat Michael Csépai (Chef der Werbegemeinschaft) nicht den Eindruck, dass die rund 60 Händler unter dem Dach der Werbegemeinschaft "groß drüber reden". Aber eine "vernünftige Geschichte" sei das zweifelsohne. "Die Händler sollten mitmachen."

Deutlich optimistischer gibt sich Manfred Schade, der Sprecher der "Innenstädter". Etwa 35 Einzelhändler sind in dieser Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Die "Innenstädter" waren es, die schon in der Planungsphase entschieden haben, die Online-Plattform über die städtische Internet-Seite www.forchheim-erleben.de laufen zu lassen. "Die kritische Masse von 20 Händlern kriegt man natürlich nicht auf einen Schlag", sagt Manfred Schade. "Doch sobald die ersten dabei sind, wird es wie ein Schneeball", ist der Buchhändler überzeugt.


Ohne Kümmerer keine Erfolge

Vergleicht man die hiesige Entwicklung mit der im restlichen Oberfranken, zeigt Forchheim kein untypisches Verhalten. Thomas Zapf ist für die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Sachen Wirtschaftsförderung und als Branchenbetreuer im Handel unterwegs. "Es funktioniert da am besten, wo man einen hauptamtlichen Kümmerer hat, ohne Kümmerer geht es nur sehr schwer."

Ein Phänomen beobachtet Zapf immer wieder: "Es gibt Händler, wo der Leidensdruck nicht groß genug ist. Sie sitzen im eigenen Laden oder sind im Alter 55 plus und schauen schon auf die Rente." Es sei bei diesem Thema durchaus üblich, "dass man die Leute zum Jagen tragen muss", bedauert Thomas Zapf. Nennt aber auch Gegenbeispiele wie die Nürnberger Meisterhändler.

Oder besser vergleichbar mit Forchheim - die Stadt Diepholz in Niedersachsen: Sie hat 16 000 Einwohner, eine Fußgängerzone und ein breites Handelsspektrum. Diepholz habe im vergangenen Jahr den Wettbewerb des Handelsverbands gewonnen, sagt Zapf.

Wer wissen will, wie digitales Stadtmarketing funktioniert, kann es auf der Seite www.stadt-diepholz.de anschauen, empfiehlt der Branchenbetreuer der IHK: "Jeder Händler hat seinen Platz auf der Plattform und kann das Seine posten." Ohne diese virtuelle Plattform werde der Einzelhandel keine Zukunft haben, ist Zapf überzeugt. Es gelte das Prinzip "Look und feel". Heißt: Der Kunde habe großes Interesse, Produkt beim kleinen individuellen Händler zu kaufen. "Aber vorher will er sich im Netz informieren."