Der Europäer aus dem Iran

2 Min
Mir Hamid Madani
Mir Hamid Madani

Obwohl Mir Hamid Madani in Iran zur Welt gekommen ist, war er Zeit seines Lebens ein überzeugter Anhänger der europäischen Idee. Die Europa Union würdigt den unlängst gestorbenen Pretzfelder als großes Vorbild.

Die Europa Union ist eine überparteiliche Bürgerbewegung, der die Integration Europas ganz besonders am Herzen liegt. Nicht erst seit gestern beobachten sie mit großen Sorgen, wie vor allem die Südländer unter ihren Schuldenlast ächzen. Das haben der Kreisvorsitzende Ernst Drummer und sein Stellvertreter Peter Schmitt ein weiteres Mal klargemacht: "Wir von der Europa Union sind Idealisten und wollen ein Europa in Frieden und Freiheit mit sozialer Gerechtigkeit".

Schmitt versteht die EU dabei seinerseits als ein erfolgreiches Modell. Er sieht aber mit Unbehagen, wie die Schulden einzelner Mitgliedsländer vergemeinschaftet werden. Begonnen habe das Übel nach Überzeugung von Schmitt und Drummer mit dem Bruch der Konvergenzkriterien.

Mit dem Spruch "Pacta sunt servanda" (Verträge sind einzuhalten) hält es dagegen Drummer. Er könnte sich deshalb auch vorstellen, dass Griechenland die EU verlässt.
Nicht einig sind sich beide Vorstände über die Folgen, die ein Austritt der Griechen aus der EU hätten. Immerhin sei Griechenland ja die Wiege der europäischen Kultur. Ohnehin sei die EU heute ja längst mehr als nur ein großer Wirtschaftsverband. "Wir fühlen uns heute den Nachbarn viel mehr verbunden. Keiner möchte mehr die Großzügigkeit der offenen Grenzen missen", betont Schmitt.

Die Bedeutung der Sprache

Schmitt wünscht sich eine deutliche größere Bürgernähe der EU-Abgeordneten. Sie müssten öffentlicher präsenter sein und nicht nur in Wahlkampfzeiten für die europäische Idee werben. Populistische Bewegungen wie Pegida halten Drummer und Schmitt für schädlich. "Natürlich wissen wir alle, dass die Flüchtlingssituation eine große Herausforderung für Deutschland und die EU sind", sagt Drummer. Dennoch plädiere die Europa Union für die Zuwanderung - allein schon aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland.
Das ändere aber nichts daran, dass Zuwanderer das Erlernen der deutschen Sprache unbedingt ernstnehmen sollten.

Der Traum von Deutschland

In diesem Zusammenhang erinnern Schmitt und Drummer an Mir Hamid Madani. Das aktive Mitglied der Europa Union ist vor Kurzem gestorben. Schmitt und Drummer nannten ihn ein "Musterbeispiel einer bereichernden Integration".

Madani, der 1931 als Sohn einer Adelsfamilie im iranischen Rascht geboren worden ist, machte sein Abitur in Teheran. Dort besuchte er auch die Militärakademie und studierte später Literatur- und Staatswissenschaften. 1958 verwirklicht er seinen Traum und reiste nach Deutschland.

Von Deutschland hatte schon sein Vater geschwärmt. In Tübingen lernte Mir Hamid Madani innerhalb eines Jahres Deutsch und studierte Volkswirtschaft, Orientalistik und Soziologie. Aber auch er musste gemeinsam mit seiner deutschen Frau Marlis zunächst mit den Vorurteilen vieler Deutscher fertig werden. 1967 zog es Mir Hamid Madani an die Universität Erlangen. 1979 ließ er sich mit seiner Frau in Pretzfeld nieder. Pretzfeld sollte bis zuletzt seine Heimat bleiben.

Die dortige Landschaft erinnerte ihn stark an seine Heimat in Nordiran, hier fühlte er sich bestens aufgenommen. "Hier verbrachten wir eine glückliche Zeit", erinnert sich seine Witwe.
Der damalige Bürgermeister Franz Och, ein heimatverbundener, aber auch weltoffener und toleranter Mann, erkannte schnell die Chancen, die sein neuer Bürger mitbrachte. Er ergriff die Initiative und gewann Madani für die Mitarbeit in der Europa Union.

Dort setzte sich Madani für Frieden zwischen den Völkern ein. Für sein Engagement wurde er vom bayerischen Landesverband mit der Nadel in Bronze geehrt. Zu seinem 80. Geburtstag schenkte die Europa Union Mir Hamid Madani eine Rose. Madani pflanzte sie in seinen Garten und nannte sie die Europarose. Dazu muss man wissen, dass Rosen in der iranischen Kultur eine besondere Rolle spielen. "Wenn du noch genug Rial hast, dann kaufe für die Hälfte Brot und für die andere Rosen", zitierte Marlis Madani oft einen beliebten Spruch. Von Madani ging ein Leuchten aus. Er besaß eine tiefe Spiritualität sowie eine sprühende, lebensbejahende Begeisterung für Menschen, Kulturen und auch die Natur.

Christentum und Islam

Mit Mir Hamid Madani konnte man immer auch diskutieren, was Islam und Christentum verbindet und vielleicht auch trennt.
Nicht von ungefähr bezeichnet der Pretzfelder Altbürgermeister Och Mir Hamid Madani als "den Europäer aus dem Iran". Madani verband unterschiedliche Kulturen in einer wunderbarer Form. Menschen wie ihn würde sich die Europa Union mehr wünschen.