Die Preisabsprachen in der Branche lassen die lokalen Brauer kalt. Sie sehen die Industrie-Biere kaum als Konkurrenz.
Es sind gar nicht die Preisabsprachen, über die sich Fritz Hebendanz ärgert: "Man geht auf die Brauereien los und keiner schaut auf die Mineralölkonzerne", kritisiert der Forchheimer, dessen Familie seit 1597 eine Brauerei betreibt.
Dass "eine Firma am Markt vorangeht und die anderen dann preislich nachziehen" - das alleine sei "noch keine Absprache", betont Hebendanz. Jeder Brauer sei informiert über die Preise der Konkurrenz und jeder Brauer müsse den Bierpreis den steigenden Rohstoff-Kosten anpassen.
Schleuderpreise am Jahresende Was Fritz Hebendanz den Bierkonzernen aber massiv vorwirft, sind deren "Schleuderpreise", die meist zum Jahresende auftauchten. "Weil die riesigen Industrieanlagen bestimmte Mengen ausstoßen müssen, wird das Bier, damit die Bilanzen stimmen, immer wieder bei Billig-Aktionen verschleudert."
Das Bier der vom Kartellamt angeklagten Firmen Bitburger, Krombacher und Warsteiner ist aktuell (in einem Forchheimer Getränkemarkt) für einen Preis von 13 bis 14 Euro pro Kasten zu haben. Bei Hebendanz zahlen die Kunden, je nach Sorte, zwischen 12,50 und 13,60 Euro pro Kasten. Bei Gerhard Först, dem Betreiber der gleichnamigen Brauerei in Drügendorf, sind es "zwischen elf und dreizehn Euro pro Kasten".
Mit anderen Worten: Unabhängig von Sorte und Hersteller ähneln sich die Preise. Und das, "obwohl es in der Region bestimmt keine Absprachen gibt", sagt Gerhard Först. Seine Drügendorfer Brauerei produziert seit 1525, und Först hat den Laden 1980 übernommen. Der Preispoker der Großbrauereien lässt Gerhard Först kalt. "Die sind überhaupt keine Konkurrenz für uns". Mit "uns" meint er jene Brauer, die ausschließlich Wirtschaften und Getränkemärkte im Umkreis beliefern.
Keine große Konkurrenz Während Fritz Hebendanz das sogenannte "Modebier" als "gelegentliche Konkurrenz" zu den regionalen Bieren sieht, glaubt Gerhard Först nicht, dass die Industrie-Biere im regionalen Wettbewerb eine besondere Bedeutung spielen: "Die Fernseh-Biere trinkt bei uns kaum einer." Das sei auch in den Getränkemärkten rund um Eggolsheim zu beobachten: "Da sind regionale Biere vorn."
Ähnlich die Einschätzung von Hilmar Reichold, der seit 1986 die gleichnamige Brauerei (1906 gegründet) in Aufseß führt. In den lokalen Getränkemärkten seien die Industrie-Biere zwar zu finden, der Kasten zu etwa 13 Euro. "Aber bei uns haben sie keine Chance. Die Kundschaft ist regional und sie kauft regional. Viele sagen, die großen Biere schmecken alle gleich." Rei chold verlangt pro Kasten elf Euro. Dabei orientiere er sich bei der Preisgestaltung auch an den anderen: "Mehr gibt der Markt nicht her." Schließlich sei die lokale Konkurrenz groß - "und der Bierkonsum insgesamt geht zurück".