Unter schönen Früchten stellt sich Beerenbauer Tom Bertelshofer aus Niedermirsberg etwas anderes vor. Die Früchte auf einem Feld sind total verkümmert. Schuld daran hat das Hochwasser.
Auf ein Kilogramm Erdbeeren pro Quadratmeter Anbaufläche hatten Birgit und Tom Bertelshofer aus Niedermirsberg gehofft. Doch statt 20 ernten die Beerenbauern heuer nur etwa fünf Tonnen. Der Grund: das Hochwasser. "Auf zwei unserer Erdbeerfelder sind die Enten geschwommen", erzählt Birgit Bertelshofer.
Erdbeeren gehören mit einem Verzehr von drei Kilo pro Kopf zum beliebtesten Obst in Deutschland. Sie sind ein Frischprodukt. Für die Beerenbauern, die das Obst auch veredeln ein Problem. "Erstens brauchen wir Erdbeeren in Demeter-Qualität, zweitens haben die Kollegen, die liefern könnten, ihre Produktion so ausgelegt, dass sie nur für den Frische-Markt produzieren", sagt Birgit Bertelshofer.
Nahezu Totalausfall Dabei sah im Mai alles so gut aus. Die Erdbeerpflanzen standen propper da, saftig-grüne Blätter, große Früchte.
Und die Himbeeren, eine ertragreiche Sorte mit großen Früchten, waren perfekt. Jetzt bilden zwei Erdbeerfelder ein Bild des Jammers. Eine Jungpflanzung ist nahezu ein Totalausfall. Das Feld sieht aus wie eine Wüste. Außer Disteln und Quecken wächst kaum was. Vereinzelt fristet eine verkümmerte Pflanze ihr Dasein. Das zweite überschwemmte Feld, das für die Hauptproduktion gedacht war, kann Tom Bertelshofer immer noch nicht mit dem Traktor befahren, ohne metertiefe Spuren zu hinterlassen. Die Blätter der Erdbeerpflanzen haben gelb-braune Flecken; statt großer, aromatischer, saftiger Früchte hängen kleine, verkümmerte Beeren an den Fruchtständen. "Wir haben die Früchte sofort im Labor untersuchen lassen, ob wir sie verkaufen dürfen.
Zum Glück war das Ergebnis unbedenklich", informiert Tom Bertelshofer.
Kein Sauerstoff "Der Reifungsprozess ist eine Stress-Situation für die Pflanze", erklärt Birgit Bertelshofer. In den letzten fünf, sechs Tagen seien einige Pflanzen regelrecht zusammengebrochen. "Sie sind erstickt", erklärt Beerenbauer Tom, der sich auch Sorgen um die Himbeeren macht. "Die sind sehr empfindlich gegen Hochwasser und Bodenverdichtung. Die Flut hat feinen Sand angeschwemmt, so dass die feinen Wurzeln nun regelrecht 'einbetoniert' sind. Den Pflanzen fehlt Sauerstoff." Mangelnde Belüftung war auch der Grund für das Desaster bei den Erdbeeren. Zwei, drei Tage können die Pflanzen unter Wasser durchhalten, länger nicht. "Auf unseren Feldern stand das Wasser eine Woche lang.
Ich weiß noch gar nicht, ob das Bewässerungssystem, ein 15 Zentimeter unter den Pflanzen verlaufender Tropfschlauch, noch funktioniert", ist Tom Bertelshofer skeptisch. Das Wasser müsste die steinharte Erde regelrecht sprengen. Wie schwer das wird, zeigte sich beim Auflockern der Erde. "Normal fahre ich da im zweiten Gang, diesmal hab ich den ersten Gang und das Sperrdifferential benötigt", erklärt Bertelshofer mit sorgenvoller Miene.
Mittlere Kirschen-Ernte Besser geht es den Kirschenbauern. Hier hat die Ernte begonnen. "Wir haben die ersten fünf Kilo hereinbekommen", bestätigt Herbert Hubmann von der Obstverwertung Igensdorf. Hubmann erwartet keine Rekorde. "Ich geh' von einer mittleren Ernte aus", so der Vermarktungsexperte.