Braucht Forchheim sofort 550 Wohnungen?

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Auf dem ehemaligen Brauhaus-Areal entstehen luxuriöse Wohnungen. Zudem bräuchte Forchheim rund 500 Wohnungen im "niedrigpreisigen Segment", sagt Alexander Dworschak, der Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWS. Foto: Ekkehard Roepert
Auf dem ehemaligen Brauhaus-Areal entstehen luxuriöse Wohnungen. Zudem bräuchte Forchheim rund 500 Wohnungen im "niedrigpreisigen Segment", sagt Alexander Dworschak, der Chef der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWS. Foto: Ekkehard Roepert

Das Pestel-Institut hat den Landkreis auf den "Wohn-Prüfstand" gestellt und behauptet, dass der Bedarf im Jahr 2015 bei 830 Wohnungen liegt. Wohnungsexperten in der Kreisstadt Forchheim gehen von anderen Zahlen aus.

Matthias Günther, der Leiter des Pestel-Instituts, hat eine Formel, um Wohnraum zu ermitteln, und die funktioniert so: Von 100 Flüchtlingen bleiben 40.

Mit diesem sogenannten "Königsteiner Schlüssel" gerechnet, kommt das Institut in Hannover zu folgender Wohn-Prognose für den Landkreis Forchheim: Von den 1380 Flüchtlingen, die am Ende dieses Jahres in den Kreis gekommen sein werden, würden etwa 550 bleiben.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Institutes beziffern den Gesamt-Bedarf des Landkreises Forchheim im Jahr 2015 auf 830 Wohnungen: Wo genau wie viele neue Wohnungen benötigt werden, darüber sagt die Untersuchung nichts.

"Es wäre sinnvoll, dies zu differenzieren", meint Frank Unkroth, Geschäftsbereichsleiter für Bauen und Umwelt am Landratsamt. Natürlich gebe es bei der Behörde eine "vorbereitende Bauleitplanung" und einen Blick auf die Einwohnerentwicklung. Doch Zahlen über einen "prognostizierten Bedarf" stünden dem Landratsamt nicht zur Verfügung.

Keinesfalls nachvollziehbar sei die Pestel-Zahl der angeblich benötigten 550 Wohnungen für Flüchtlinge, betont Frank Unkroth: "Das ist unrealistisch." In diesem Jahr gebe es bislang 60 Anerkannte", erinnert Unkroth, "und selbst die bleiben nicht alle."


Experten schätzen anders

Erstellt wurde die Untersuchung von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt; sie hat die Wohnungsmarkt-Analyse gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) in Auftrag gegeben.

Die Einschätzungen der Forchheimer Experten für Bauen und Wohnungen decken sich jedoch nicht mit den Zahlen aus Hannover. Alexander Dworschak, der Geschäftsführer der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GWS, weist ebenfalls darauf hin, dass es aktuell nur 60 anerkannte Asylbewerber im Landkreis gibt. Und nur 19 sogenannte "Fehlbeleger" - das sind Flüchtlinge, die vorübergehend noch in Asylunterkünften bleiben dürfen, weil sie keine Wohnung auf dem freien Markt gefunden haben.

Die Zahlen seien demnach "äußert moderat", sagt Dworschak. Er betont, dass er selbst noch am Beobachten sei und daher keine Prognosen abgebe. Niemand könne bislang sicher sagen, wie viele der rund 1200 Flüchtlinge anerkannt werden und im Landkreis blieben - und wie viele wiederum nach Forchheim kämen. Sowohl für die These der Abwanderung in große Städte als auch für die These, dass sich einige hundert integrieren könnten, gebe es Belege.

"Wir schwimmen selber", sagt Alexander Dworschak. Fakt sei, dass sich "die Zahlen stark verändert haben". Seit Juli sei die Zahl der einheimischen Wohnungssuchenden im Haus der Wohnungswirtschaft von 350 auf 500 gestiegen. Forchheim sei eine Wachstumsregion und könnte "500 Wohnungen im niedrigpreisigen Segment gut brauchen".

Auch Gerhard Zedler, der Forchheimer Bauamtschef, rechnet mit ganz anderen Zahlen als das Pestel-Institut. Alleine in Forchheim fehlten rund 450 Wohnungen, "aber für Einheimische, die längst hier wohnen und auf der Suche sind".


"Wohnungsengpass offenkundig"

Das sei seine und auch die Einschätzung von Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). "Was die Asylberechtigten betrifft, so sind es vielleicht 300, die wir in den nächsten Jahren unterbringen müssen", schätzt Zedler. Dass insgesamt also ein "Wohnungsengpass" herrsche, sei offenkundig.

Die Pestel-Statistiker weisen auf die "im Schnitt lediglich rund 340 Wohnungen pro Jahr" hin, die in den vergangenen Jahren im Landkreis Forchheim fertiggestellt worden seien. Deshalb "warnt" das Institut vor einem "Weiter so".

Wenn es bei einem starken Flüchtlingszuzug bleibe, "muss sich der Landkreis Forchheim auch in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass noch mehr Wohnungen gebraucht werden", sagt Institutsleiter Matthias Günther. Zu den "Mangelerscheinungen" gehöre nicht nur der Wohnungsmangel im Landkreis Forchheim: "Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Vor allem aber Sozialwohnungen."