Die Visionen für eine Grundschule der Zukunft in Neunkirchen am Brand erarbeiteten Vertreter der Politik, der Verwaltung, der Vereine und der Bildung.
Ein interaktiver Wissenschaftsplanet, eine konstruktive Freundeslounge, eine Basis, von der aus die Kinder abgeholt werden, und eine Traumoase - all das sind Visionen, die in Neunkirchen bald Realität werden könnten. Aus einem Schulvisionenspiel sind diese Gedanken entstanden. Hintergrund ist der anstehende Neubau der Grundschule mit schulnahem Hort. Noch befindet sich das Ganze in der Phase Null. "Aber diese Phase ist wichtig, damit die Pädagogik mit der Raumplanung verzahnt wird", erklärt Rektorin Beate Kuen, worum es in dem Arbeitstreffen in der Zehntscheune ging.
Berliner Bildungsforscher
Zunächst lud der Berliner Bildungsforscher Jörg Ramseger ein, sich an den eigenen ersten Schultag zu erinnern. Sehr positive Erinnerungen hatte Bürgermeister Heinz Richter (FW). Die Schule war neu und modern - vor 57 Jahren, als Heinz Richter eingeschult wurde. Nun sollen auch die jetzigen und künftigen Schüler ihre neue Grundschule lieben, sollen gern zur Schule gehen und sich dort wohlfühlen. "Wir sind aufgerüttelt worden, auch darüber nachzudenken", sagte Gastgeber Heinz Richter. Nachzudenken, wie die neue Schule aussehen könnte. Noch nicht räumlich, sondern pädagogisch, denn es gilt, auch alle beteiligten Nutzer des neuen Schulgebäudes einzubeziehen.
Schule des 21. Jahrhunderts
Wie diese Schulen des 21. Jahrhunderts aussehen können, zeigte Ramseger auf. "Wie müssen die Schulen konzipiert sein, um der Pädagogik, den gesellschaftlichen Anforderungen und der Digitalisierung gerecht zu werden?", fragte Grundschulrektorin Beate Kuen. Das herauszufinden, half Susanne Hofmann mit ihrem Team. Die Architektin und Professorin gründete die "Baupiloten", ein Projekt, bei dem die künftigen Nutzer eines Gebäudes in die Planung einbezogen werden. So waren auch in der Zehntscheune nicht nur der Bürgermeister, Gemeinderäte, Mitarbeiter der Verwaltung und die Lehrer der Grundschule vor Ort, sondern auch die Vertreter der Kirchen, der Vereine, der Volkshochschule und der Bücherei. Sie durften sich in Gruppen am Schulvisionenspiel beteiligen. Diese Visionen hatten dann auch dementsprechend visionär klingende Bezeichnungen.
Gemeinsam kochen und frühstücken
So erarbeitete eine Gruppe, dass in der konstruktiven Freundschaftslounge gemeinsam gekocht und gefrühstückt werden könnte. Es gebe einen Bereich zum Toben, in dem auch Ausstellungen stattfinden können. Im inspirierenden Wissenschaftsplaneten fänden Naturbeobachtungen statt. Ein Elterncafé sei der attraktivere Ort, um mit Lehrern zu sprechen. Eine andere Gruppe sieht hier auch die Möglichkeit zur Öffnung nach außen. Den Schwerpunkt setzte diese Gruppe auf den Ankunftsbereich, der einem Hafen gleiche. Hier wäre das Café untergebracht, das von verschiedenen Generationen genutzt werden könnte und verbinden würde. "Gemeinsam miteinander leben und lernen" ist das Motto der Visionen dieser Gruppe.
Die Traumoase
Die Traumoase findet der Bildungsforscher wichtig. "Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen", erklärte er. Manche Gruppen möchten viele geschlossene Klassenzimmer, nach klassischer Art, andere weniger Klassenzimmer oder nur zum Teil geschlossene. "Es müssen auch Leistungsnachweise erstellt werden", erklärte ein Gruppenteilnehmer. Andere lehnten das ab, finden es beschwerlich, wenn Kinder in das Zimmer gehen müssen, mit dem Wissen, immer hier Prüfungen ablegen zu müssen. Doch das Klassenzimmer habe Vorteile, biete es doch einen geschützten Raum, einen Rückzugsort, um sich vor Lärm der Mitschüler zu schützen. Mancher brauche eben Ruhe zum Arbeiten. Susanne Hofmann sieht durchaus Synergien. "Es sind noch zu viele Grenzen in unserem Denken", wirft Hofmann in den Raum. Ein Lehrer aus Berlin bestätigt das. Dass die Öffnung nicht Vereinfachung sein müsse, zeigte Jörg Ramseger auf. Mit einem ganzen Packen Visionen reisten die "Baupiloten" wieder ab. Sie werden die Vorschläge auswerten und diese in die nächsten Workshops einbeziehen. Als nächster und hauptsächlicher Nutzer sind die Kinder an der Reihe. Das wird wohl im Januar der Fall sein. Das Schulmotto jedenfalls steht bereits fest: "Gemeinsam leben und lernen in Freude und gegenseitiger Wertschätzung."