Bauland in Forchheim gesucht: "egal, was es kostet"

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Rund 70 Bewerber wollen eines der 18 Grundstücke im Gebiet Dorfäcker haben: Die städtischen Grundstücke kosten hier 190 Euro pro Quadratmeter; für die privaten Flächen müssen mindestens 250 Euro pro erschlossenem Quadratmeter bezahlt werden. Foto: Barbara Herbst
Rund 70 Bewerber wollen eines der 18 Grundstücke im Gebiet Dorfäcker haben: Die städtischen Grundstücke kosten hier 190 Euro pro Quadratmeter; für die privaten Flächen müssen mindestens 250 Euro pro erschlossenem Quadratmeter bezahlt werden. Foto: Barbara Herbst

Forchheim benötigt dringend Bauland. Aber die Stadtpolitik hat noch keine Lösung gefunden, um an Flächen heranzukommen.

Als die Bauplanung für das Gebiet Dorfäcker bekannt wurde, erhielt Holger Lehnard "sehr viele Anrufe von Leuten, die dort wohnen möchten". Der CSU-Rat lebt selbst im Stadtteil Burk und verfolgt seit langem mit Sorge die verfahrene Baupolitik in Forchheim: "Das Bedürfnis nach Bauland, das ist Wahnsinn. Aber wir haben zurzeit nichts. Ich höre immer wieder: Wo kann ich bauen? Egal was es kostet, ich brauch ein Grundstück..."

Wenn schon jene, die jeden Preis zahlen, keinen Bauplatz finden - was sollen da die weniger Betuchten Bauwilligen sagen? Für sie wurde einst das Bauland-Modell geschaffen, aber es funktioniert nicht mehr, darin ist sich der Stadtrat fraktionsübergreifend einig. "Das alte Konzept muss auf neue Beine gestellt werden, das ist Konsens", sagt Reinhold Otzelberger (SPD).

Mit seinem CSU-Kollegen Udo Schönfelder teilt er die Überzeugung, dass zügig gehandelt werden müsse, weil viele Bauwillige in andere Kommunen ausweichen. "Das ist für die Stadtpolitik nicht ideal, außerdem generiert es Fahrstrecken und ist umweltpolitisch fragwürdig", sagt Otzelberger. Und Schönfelder spricht von einem "bescheuerten Stillstand".

Die Niedrigzinspolitik nennt Otzelberger als Hauptgrund, warum sich das Bauland-Modell überholt habe: "Die fehlende Geldanlage-Gelegenheit hat dazu geführt, dass viele private Bauherrn Schlange stehen, aber wenig Bauland auf den Markt kommt, weil Grundstücke gehortet werden."


Wer gibt Flächen her?

Genau das, sagt Udo Schönfelder, sei die "spannende Frage - wie kommt man an Flächen ran?" In diesem Zusammenhang wirft er Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) vor, die Baugebietes-Ausweisung "auf Eis" gelegt zu haben, "bis er sein Bauland-Modell reformiert hat". Längst könnte die Stadt mit einem neuen Bauland-Modell aktiv sein, ist Schönfelder überzeugt: "Das sogenannte Stuttgarter Modell wäre konsensfähig." Bei diesem Modell blieben dem Eigentümer größere Flächen, betont Schönfelder.

Bisher galt folgende Regelung: Wer 1000 Quadratmeter besaß, das zu Bauland werden sollte, der behielt 550 Quadratmeter für sich; 150 Quadratmeter musste er für die Erschießung hergeben - und die restlichen 300 Quadratmeter kaufte die Stadt für 75 Euro.

Uwe Kirschstein hatte sich schon im OB-Wahlkampf vehement von dieser Vergabe-Praxis distanziert. Er ist überzeugt, dass das alte Bauland-Modell "wegen der Invest-Möglichkeiten nicht mehr funktioniert" und dass es "anders geregelt werden muss, um einen fairen Preis aufzurufen". Substanziell könne die Lösung erst gelingen, wenn die Frage nach der Bauverpflichtung beantwortet und "juristisch integriert" sei. "Also die Frage, in welcher Zeit wird aus dem Bauland wirklich Baugebiet."


Kein Bevorratung

Uwe Kirschstein betont, dass "wir den Beschlussvorschlag zur Zeit vorbereiten". Dann geht das Thema in den Stadtrat. Der müsse die politische Fragestellung der Preisgestaltung beantworten. Gleichzeitig signalisiert der Oberbürgermeister, dass er Forchheim in der Baulandpolitik nicht im Wettbewerb mit anderen Kommunen sehe: "Das ist schwerlich vergleichbar. Manche Kommunen kaufen Bauland-Flächen an, so wie wir es mit den Gewerbeflächen machen." Eine Bevorratung mit Bauland habe er nicht im Sinn.

Udo Schönfelder befürchtet, Kirschstein könnte sich für einen Bau-Zwang (innerhalb von drei Jahren) für jenen Teil der Grundstücke entscheiden, die beim Eigentümer verbleiben: "Diese Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer zu fordern, das wäre eine große Hürde. Das wäre ein Stillstand, das wäre dramatisch schlechter als bisher." Holger Lehnard ist überzeugt, dass die Stadt nicht vorankommt, indem sie versucht, Eigentümern Land abzukaufen: "Mit Geld lockt man keinen hervor. Es müssen Ausgleichsflächen angeboten werden."