Immer wieder gibt es Unfälle an den Gleisen. Jetzt soll eine Schranke den Bahnübergang der Wiesenthau auf der Wiesenttalbahn von Forchheim nach Ebermannstadt sicherer machen. Das Verfahren läuft.
Immer wieder hat es am Bahnübergang Wiesenthau gekracht. Um künftig Kollisionen zwischen Autofahrern und dem Zug der Wiesenttalbahn zu vermeiden, soll im kommenden Jahr mit dem Bau einer Bahnschranke begonnen werden. Dies bestätigt auf Anfrage Michael Kredel, Leiter Regionalnetzwerk Franken der DB-Netz-AG.
"Noch haben wir die Baugenehmigung nicht", warnt Kredel vor zu großen Erwartungen. Aber die Beteiligten, Bahn und Straßenbauamt seien sich einig, dass hier eine Bahnschranke für mehr Sicherheit sorgen kann. Das Genehmigungsverfahren liege nun beim Eisenbahn-Bundesamt.
Spätestens 2017 sollen sich am Bahnhof Wiesenthau die Bahnschranken senken. Dieses Plus an Sicherheit ist aber nicht billig. Eine Bahnschranke kostet mindestens eine halbe Million Euro, informiert der Leiter Kommunikation der Bahn, Oliver Schumacher. Ob eine Bahnschranke installiert wird, hängt von der Art der Strecke ab (Haupt- oder Nebenbahn) und richtet sich nach der Geschwindigkeit der Züge.
Behörden prüfen vor Ort
Vertreter von Polizei, Bundespolizei des Eisenbahn-Bundesamtes , der Bahn sowie des Landkreises Forchheim beziehungsweise Freistaates prüfen, ob die Sicherung für die örtlichen Gegebenheiten angemessen ist. "Die sichersten Bahnübergänge", sagt der Pressesprecher der Bahn, "sind jene, die aufgelassen wurden."
So sei in Bayern die Zahl der Bahnübergänge in den letzten 25 Jahren von 7000 auf 3500 halbiert worden. Auf der 15 Kilometer langen Strecke der Wiesenttalbahn von Forchheim nach Ebermannstadt gibt es derzeit noch 49 Bahnübergänge, von denen drei durch Andreaskreuze und Warnblinkanlagen gesichert sind. In Kirchehrenbach sorgen Bahnschranken für Sicherheit.
Weniger Pfiffe
Die Gemeinde hat auch dafür gesorgt, dass das Pfeifkonzert der Lokomotivführer weniger geworden ist. Dort, wo der Lokführer genügend Sicht hat, muss er nicht mehr pfeifen. Dafür haben neben Kirchehrenbach auch Ebermannstadt und Forchheim gesorgt: 24 Bahnübergänge wurden in den letzten Jahren aufgelassen. Als die Strecke 1891 eröffnet wurde, gab es im Durchschnitt alle 179 Meter einen Bahnübergang.
Dennoch stehen auch heute noch 68 Tafeln mit den Buchstaben "LP" neben den Gleisen, die signalisieren: "Lokführer, pfeifen." In den 90er-Jahren gab es 135 Pfeif-Tafeln. Und die Bahn hätte gegen eine weitere "Flurbereinigung" nichts einzuwenden.
Weniger Bahnübergänge
Dass dies funktioniert, zeigt die Gräfenbergbahn. Auf der 28 Kilometer langen langen Strecke von Nürnberg-Nordost nach Gräfenberg gibt es nur 34 Bahnübergänge. Und in Unterfranken reichen auf der Saaletalbahn zwischen Gemünden am Main und Bad Kissingen ganze 15 Bahnübergänge. Der Bahn-Statistik ist zu entnehmen, dass es 2012 an den 3477 Bahnübergängen in Bayern 57 Unfälle gab. "In über 90 Prozent der Fälle - ein Fünftel davon mit tödlichem Ausgang - wären diese Kollisionen vermeidbar gewesen", erklärt der Pressesprecher der Bahn, die deshalb auf Aufklärung setzt.
Laut einer Studie des Unternehmens "Infas" schätzten die Befragten das Risiko an Bahnübergängen völlig falsch ein. Jeder Vierte der 2500 Probanden verglich das rote Blinklicht am Bahnübergang mit dem Gelb an der Ampel. Sie wären nicht stehen geblieben! Ein oft tödlicher Irrtum.
Auch tödliche Unfälle
Beispiele, die zeigen, dass eine Bahnschranke in Wiesenthau kein Luxus ist, gibt es genug. So im März 2014 auf der Wiesenttalbahn: In Pretzfeld erfasste ein Triebwagen das Fahrzeug eines 78-Jährigen, schleifte es 30 bis 40 Meter vor sich her. Der Autofahrer starb noch an der Unfallstelle. Er hatte das blinkende Rotlicht übersehen.
Am unbeschrankten Bahnübergang beim Friedhof in Kirchehrenbach krachte 2012 ein Zug in die Beifahrerseite des Fahrzeuges, das eine 79-jährige Frau gelenkt hatte. Der 47-jährige Beifahrer wurde lebensgefährlich verletzt. Ein tragisches Ende nahm die Fahrt einer Nürnbergerin, die im Mai 2011 am Ortsende von Gosberg auf einen Feldweg abbiegen wollte und dabei frontal mit einem Zug kollidierte. Das Fahrzeug wurde 150 Meter weit mitgeschleift, die 43-jährige Frau starb auf den Gleisen. Nur mit Glück überlebte 2005 ein 85-Jähriger, der am unbeschrankten Bahnübergang bei Pretzfeld mit seinem Mercedes auf einen Triebwagen der Bahn geprallt war. Der Mann lag acht Tage im Koma.
Wie durch ein Wunder kam ein 60-jähriger Mercedes-Fahrer, dessen Fahrzeug 2005 am Bahnübergang Wiesenthau mit der Frontseite von einem Zug erfasst wurde, mit dem Schrecken davon. Mindestens einen Schutzengel als Beifahrer hatte im gleichen Jahr der 35-jährige Autofahrer, der das rote Blink-Signal am Bahnhof Wiesenthau übersehen hatte und mit einem Zug kollidiert war. Die Lok bohrte sich in die Beifahrerseite des Wagens, der völlig zerstört wurde. Der Autofahrer blieb unverletzt.
So verhalte ich mich richtig
Blinklicht: Nicht nur heruntergelassene Schrankenbäume, auch rotes Blinklicht am Bahnübergang bedeutet "Halt!". Es ist nicht mit gelbem Blinklicht an einer Ampel gleichzusetzen, wie viele glauben. Auch wenn die Schranken noch oben sind, muss bei Rot angehalten werden. Sind die Schranken wieder geöffnet, darf erst weitergefahren werden, wenn das Lichtzeichen erloschen ist. Und: Bei einer Rotphase können auch mehrere Züge den Bahnübergang passieren.
Fußgänger: Ein sicherer Warteplatz ist nicht an oder auf der Schranke, sondern vor dem Andreaskreuz. Denn überbreite Ladung eines Güterzugs und der Luftsog stellen für Passanten auch neben der Fahrspur eine Gefahr dar.
Lebensgefahr: Bei stockendem Verkehr niemals auf die Gleise oder in den Bereich zwischen den Schranken fahren. Wer dort nicht weiterkommt, schwebt in Lebensgefahr. Bei einer Fahrzeugpanne auf den Gleisen nicht in Panik geraten. Wenn kein Zug in Sicht ist, das Auto mit Hilfe von Passanten wegschieben. Kommt ein Zug, müssen alle Fahrzeuginsassen sofort aussteigen und sich in Sicherheit bringen - in diesem Fall bleibt ihnen nichts anderes übrig.
Wenn ich den Zug sehe, frage ich mich immer, wer den finanziert. Nur die Fahrgäste können es nicht sein. Selten sind in dem Zug mehr als 20 Fahrgäste.
Wäre ein Bus, der in den Orts-Mittelpunkten hält, nicht die bessere Alternativere. Speziell in Pinzberg und Wiesenthau? Eine Buslinie könnte die benötigte Transportkapazität sicher besser abdecken