24 Künstler stellen ihre Werke bis zum 29. September in der alten Mälzerei der Klosterbrauerei Weißenohe aus.
Zu allem Überfluss - into the Bargain" heißt die Ausstellung über zeitgenössische Kunst im Kunstraum (alte Mälzerei) der Klosterbrauerei in Weißenohe. 24 Künstler stellen dort ihre Werke aus, um auf den Wandel aufmerksam zu machen, denn "man hat ein vollständiges Bild von der Welt, wenn man es aus der Sicht der Kunst betrachtet", wie Ausstellungsleiter Lutz Krutein hervorhebt.
Schon die ersten Schritte in dem geschichtsträchtigen Gebäude zeigen die eigenen Charaktere der Räume, die - gefüllt mit facettenreichen künstlerischen Darstellungen - auf eine Reise der Kulturen, Weltanschauungen, des Abbruchs, aber auch des Aufbruchs führen.
So wird der Besucher gleich zu Anfang von roten Laserlinien in dem finsteren Raum gefesselt. Laser, ein Sinnbild für Kontrolle, der auf viele Spiegel trifft. Unkontrollierbar, wenn sie zerbrechen.
Die Parallele ist hier durchaus der Überfluss, versucht der Künstler Jürgen Rosner doch die gezielte Steuerung durch Unternehmen umzusetzen, die vielfältige Warenangebote präsentieren, um attraktiv zu erscheinen und nach Ladenschluss alles Übriggebliebene in den übergroßen Müllcontainer werfen.
Von diesem Spiegel des eigenen Konsumverhaltens trifft der Besucher auf die alte Maya- Kunst, die die westliche Gesellschaft doch mehr als nur auf spiritueller Ebene berührt. Maya heißt Mais und aus diesem Getreide sind auch die unterschiedlichen Schriftzeichen der Maya-Kultur in Übergröße auf dem Boden gelegt. Früher wurde in dem Raum der Brauerei Gerste eingeweicht, heute zeigt das Getreide die daraus resultierenden Probleme.
Probleme plastisch umgesetzt Der Künstler Janusz Radtke, der sich mit der Maya-Kultur beschäftigt, weiß, dass sich das wissenschaftliche Agrar dort entwickelt hat. Aus dieser Kultur stammen nicht nur die Kartoffeln, sondern auch Mais. Gentechnik, Biosprit oder Monokulturen sind die damit assoziierten Schlagworte, die nicht nur dem Menschen "zu allem Überfluss" gewaltige Probleme bereiten.
Hunger, bedrohter Frieden und die einfache Stellungnahme zum Alltag setzen alle Künstler auf ihre Weise plastisch um. Was für den einen Müll ist, hat für einen anderen durchaus Wert. Fülle oder totale Leere oder wenn ich alles habe, habe ich nichts mehr? Die Empfindungen des Besuchers bei der erklärenden Kunstführung sind unterschiedlich und die Erklärungen Kerngedanke der Vernissage.
"Man muss den Besucher in die Lage versetzen, sich selbst zu orientieren, einen virtuellen Bildungsweg zu entwickeln", meint Edgar Kucharzewski, der selbst als Künstler zwei Werke ausgestellt hat.
"Der Ozean wartet" heißt sein Werk, auf dem Kunststoffreste aus Überraschungseiern im blaugefärbten Gips schwimmen. Das andere Bild "Südfrüchte - Das Ende vom Anfang oder der Anfang vom Ende" drückt die 1989 entstandene Südfrüchtephobie aus, als für fünf Mark an jeder Ecke Ananas zu kaufen war.
Die fast unscheinbar wirkende Zwiebel, ebenfalls aus Terrakotta gestaltet, zeigt nur, dass irgendetwas Tränen in die Augen treiben muss.
Besondere Verfahrenstechniken, wie sie Michael Zirn anwendet, um damit Kunst wieder auf traditionelle Weise herzustellen - anstatt Computertechnik zu verwenden -, zeigen eine ebenso ansprechende Wirkung wie die Arbeiten Hermine Golds, die Künstlerin der Täuschung, die aus löchrigen Socken (mit Gips und Wachs verstärkt) interessante Plastiken entstehen lässt.
Einen Spiegel hält Georg Baier den Leuten vor die Nase. Textpassagen von absurden Slogans, auf Bilder von absurden Figuren geklebt, heißen nichts anderes, als dass die Werbung dem Menschen zeigt, wer er ist.
Der Turm von Babel als Papier oder andere in weißes Papier geschnittene Motive und Figuren von Michaela Schwarzmann faszinieren ebenso wie Claudia Wirths Ästhetik des Mülls, ein Pendel aus Uhren, die Pixelüberflutung oder ein Drachen, der von der Künstlerin Young Hun Lee aus mit PE-Schaum ausgefüllten Kleidungsstücken und mit Wachs
überzogen angefertigt wurde.
Idole verändern sich Die Veränderung der "Idole", von Puppen zu Barbies und zu Computern und die auf dem Jahrmarkt immer größer werdenden Kuscheltiere, die aber an Weichheit verloren haben, arrangierte Tilman Oehler auf einem Teppich. Er drückt damit auch die Hoffnung aus, dass "wir von der Konsumgesellschaft geheilt werden", wie er selbst erklärt.
Wandel, mit dem vorhergehenden Abbruch und der damit verbundenen Fassungslosigkeit, bringt Stefan Koch mit seinen Fotografien zum Ausdruck. Diese Fotos halten den Niedergang, den Abriss der "Quelle" fest. Auf Spurensuche begab er sich, als er durch die fast leeren Räume der verschiedenen Quelle-Immobilien lief. Das Wegbrechen alter Strukturen ist das Thema dieser Arbeit, die ihn persönlich bewegt hat. "Quelle" war nicht nur Arbeitgeber, sondern für viele Menschen ein Teil des Lebens.
Auch Stefan Kochs Leben hat mit dem Versandhaus "Quelle" seit frühester Kindheit eine Verbindung. Durch mit seinen Eltern befreundete Grafiker bei Quelle, war der Künstler bereits mit drei Jahren als Babymodel in dem Quelle-Katalog abgebildet.
Viele kleine Bausteine bewirkten das Ende einer Sache, die viele Menschen ein Leben lang begleitet hat. Diese Zeiten des Wandels hat er auf seinen Fotos festgehalten.