Wer Senioren betreut, hat es derzeit besonders schwer: Viele Angebote können nicht aufrechterhalten werden.
Senioren gelten derzeit als "Risikogruppe", deshalb ist es für sie besonders wichtig Abstand zu halten, keine Hände zu schütteln und auch Umarmungen sollen vermieden werden. Wie schwierig die Situation aktuell ist, weiß auch Birgit Pohl von der Fachstelle für pflegende Angehörige bei der Diakonie Bamberg-Forchheim, denn sie berät viele Familien und Senioren.
"Da höre ich oft: ‚Man will uns schützen, aber eigentlich sind wir die Verlierer. Da fühlen wir uns verarscht‘", erzählt Pohl und berichtet weiter, dass die Nachfrage nach Beratungen zugenommen hat. Das gelte nicht nur für die telefonischen Beratungen, sondern besonders für die persönlichen. "Die Senioren sind froh, wenn sie besucht werden. Auch wenn wir Mundschutz tragen und Abstand halten."
Pohl führte bisher Sprechstunden in einem Besprechungsraum im Seniorenzentrum Fränkische Schweiz in Ebermannstadt durch. Mittlerweile teilt sie sich ein Büro in Streitberg mit Diana Könitzer vom Quartiersmanagement.
Sie erzählt, dass sich in den Beratungen besonders die jüngeren Angehörigen besorgt zeigen. Die Senioren äußern eher: "Wovor soll ich denn noch Angst haben?" oder "Wir haben schon viel Schlimmeres erlebt!" oder "Die machen mir das Leben schwer, wo werde ich denn da geschützt!" oder "Das ist doch so kein Leben!"
"Jetzt baut sie massiv ab"
Pohl war auch entsetzt als sie eine alte Dame besuchte, die früher die Tagespflege besuchen konnte. "Jetzt ist sie daheim. Keiner ist da, der sich richtig kümmern kann. In der Tagespflege wurde sie gefördert, aber jetzt baut sie massiv ab." Sie hatte auch den Fall, dass eine alte Dame ihren Mann, der im Sterben lag, nicht besuchen konnte.
In den ersten Wochen hätten alle die Entscheidungen der Politik mitgetragen. "Doch die Aussagen und die einseitige Berichterstattung haben nicht unbedingt zur Vertrauensbildung in die Politik beigetragen. Schließlich hat auch eine 90-Jährige ein Hirn zwischen den Ohren", sagt die Betreuerin und erzählt, dass die Senioren wegen der Einschränkungen eher Frust schieben. "Viele Senioren haben mir erzählt, dass sie Zweifel an manchen Maßnahmen haben, sich aber nicht trauen diese öffentlich zu äußern, da sie dann als Verschwörungstheoretiker bezeichnet werden."
Verunsicherung macht sich breit
Wolfgang Mehrer ist Vorsitzender der Seniorenvertretung 55plus Ebermannstadt. Auch er hat viel mit Senioren zu tun, die sich beispielsweise fragen, ob die Maskenpflicht Sinn macht. Denn zunächst hatten Virologen geäußert, dass Masken nichts bringen. "Mittlerweile warten unsere Senioren sehnsüchtig, dass sie wieder raus dürfen und etwas unternehmen können."