Abgesagtes Annafest: Große Stille auf den Podien

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Heuer gibt es traurige Gesichter am Greif-Keller-Musikpodest: Dieter Zimmerer, Eva Knorr und Daniel Saffer sind zur Untätigkeit gezwungen. Foto: Leo Hühnlein
Heuer gibt es traurige Gesichter am Greif-Keller-Musikpodest: Dieter  Zimmerer, Eva Knorr und Daniel Saffer sind zur Untätigkeit gezwungen. Foto: Leo Hühnlein
So sieht es aus, wenn das Trio mit der Formation "Sheila likes Tequila" samt Fans feiert. Foto: Ulli Raab
So sieht es aus, wenn das Trio mit der Formation "Sheila likes Tequila" samt Fans feiert. Foto: Ulli Raab
 

Kein Annafest 2020 - wir stellen die Gesichter des Forchheimer Traditions-Events vor und erzählen, was sie bewegt. Normalerweise sorgen Livemusiker für eine einzigartige Stimmung im Kellerwald - etwa die Band "Sheila likes Tequila".

Kenner und Fans des Forchheimer Volksfestes wissen, das eigentliche Annafest-Feeling beginnt erst am Abend. Das wirkungsvolle Ambiente unter dem Blätterdach entfaltet sich erst dann so richtig, wenn sich der Schein bunter Glühbirnen darunter fängt. Gepaart mit der auf sechs Podien verteilten Livemusik wird eine Stimmung erzeugt, die einzigartig ist. Tagsüber und beim Frühschoppen ist eher Blasmusik angesagt, danach sind Unterhaltungs- oder Rockmusik auf den Podien Trumpf.

Auf eben jenen fühlt sich auch Dieter "Schalke" Zimmerer inzwischen daheim, wie im eigenen Wohnzimmer. Seit einem Vierteljahrhundert spielt der 54-Jährige nun schon in verschiedenen Formationen auf den Bühnen im Kellerwald Gitarre und singt dazu, und das meist mehrfach während der Annafestwoche: "Wenn man 25 Jahre mit geschätzten 70 bis 80 Auftritten am Buckel hier verbracht hat, dann ist das wie eine Sucht, von der man immer mehr will. Wir haben schon alle Podeste bespielt und diese tolle Atmosphäre gibt es nur hier im Kellerwald."

Der zweifache Familienvater ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied und Kopf der in der Königsstadt und im Landkreis äußerst populären Band "Sheila likes Tequila", die sich auch mit Auftritten am Altstadtfest einen Namen machte: "Zum Sheila-Stamm gehören fünf Musiker. Eva Knorr, Daniel Saffer und meine Wenigkeit sind als Trio auch in der Formation ,Eve' unterwegs, außerdem gehören noch die beiden Berufsmusiker Martin ,Filter' Scherl sowie Eddie Ben Sari dazu."

Über die beiden macht sich der hauptberuflich als IT-Leiter eines Forchheimer Süßwarenfabrikanten beschäftigte Bandleader derzeit Gedanken: "Zwar sind Eva, Daniel und ich im Sinne des Wortes Hobbymusiker und haben zudem einen festen Beruf, aber unser Anspruch war schon immer, unsere Musik mit einem professionellen Ansatz zu spielen. Dazu verhelfen uns Martin und Eddie als Profis natürlich enorm, jedoch haben die beiden seit Beginn des Lockdowns gar keine Einnahmen mehr."

Auf Tour mit "Schalke"

In die gleiche Kerbe schlagen Sängerin Eva Knorr, die seit nun 20 Jahren mit "Schalke" tourt und zudem in der vierköpfigen Schwesterband "Sheilas Little Sister" dabei ist, sowie Daniel Saffer. Die gebürtige Reutherin ging anfangs gelassen mit der Situation um: "Als Physiotherapeutin hatten wir ja bald für ein paar Wochen Berufsverbot. Da dachte ich mir erst: Schön, dann hab' ich jetzt ja Zeit für andere Dinge." Doch bald schon stellt die 39-Jährige fest, dass ihr die Kollegen nicht nur fehlen.

Denn auch die Bandproben mussten ja sofort auf Eis gelegt werden. Das Schicksal ihrer beiden Mitmusiker lässt sie nicht los: "Sie müssen, wie viele aus dem Berufsstand der Künstler, von der Hand in den Mund leben. Das ist eine sehr schwierige Situation für sie und ihre Familien." Sie vermisst das Leben auf den Podien im Kellerwald: "Wir sind da oben ja ein wenig privilegiert und der letzte Annafesttag am ,Greif' ist für mich ein unbeschreibliches Erlebnis."

Ähnlich sieht es auch Daniel Saffer, ein gebürtiger Kauernhofener, der seit fünf Jahren bei "Eve" und im "Sheila"-Stamm dabei ist und beruflich bei einem weltweit tätigen Erlanger Konzern im Bereich Medizintechnik zu tun hat.

Der 39-jährige zweifache Familienvater findet besonders bitter, dass die staatlichen Hilfen relativ gering ausfallen und meist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind: "Wir sind beruflich und finanziell doch irgendwie aufgefangen, unsere freiberuflichen Kollegen aber leider nicht. Was allen abgeht, ist die gemeinsame Zeit mit und nach den Proben beim Feierabendbierchen. Bleibt zu hoffen, dass die Leute in der Krise vernünftig bleiben und wir allesamt mit einem hellblauen Auge davonkommen."

Das Schlusswort bleibt "Schalke" überlassen, dem die Feierstimmung während der Festwoche - wie wohl allen Musikern und Bands - enorm fehlen: "Wir brauchen diese Glücksgefühle. Eines der schönsten Komplimente bekamen wir von einem befreundeten Musiker nach einem Anna-Abschlusskonzert am Greif-Keller. Er rief uns zu: Oleg, a ganze Band voller Rampensäu."

"Annafest, deine Menschen": Bisher erschienen sind folgende Teile