Abgesagtes Annafest: Die Brauwastl aus Forchheim kontern mit Humor

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Das Trio um Fritz Zirnsack, Thomas Schramm und Jürgen Matern präsentiert sich 2020 mit dem Slogan "Nix wor`s - A annas Fest". Foto: Leo Hühnlein
Das Trio um Fritz Zirnsack, Thomas Schramm und Jürgen Matern präsentiert sich 2020 mit dem Slogan "Nix wor`s - A annas Fest".  Foto: Leo Hühnlein

Kein Annafest 2020 - wir stellen die Gesichter des Forchheimer Traditions-Events vor und erzählen, was sie bewegt. Wie die Hobbybrauer der Brauwastl. Sie nehmen die Absage mit Humor und sind bis 3. August im Kellerwald anzutreffen - als "letzte Tankstelle vor der A 73".

Die Hobbybrauer vom Brauwastl-Keller sind inzwischen eine feste Größe am Annafest und eine Bereicherung für die Biervielfalt. Das Trio um Fritz Zirnsack, Thomas Schramm und Jürgen Matern schenkt eigenes Bier im Kellerwald aus. Neben der Braukunst wird von Gästen vor allem ihr Hang zum oft bissigen Humor geschätzt, mit dem gesellschaftliche wie politische Themen karikiert werden, die wiederum jährlich plakativ das Annafest-T-Shirt zieren.

Diese sind längst zu Sammelobjekten geworden und heiß begehrt wie das "Bieraten"-Motiv 2014 oder das von 2015 ("Vambiere"). Der trockene Humor hat dem Brauwast-Team seit Beginn ihrer Annafest-Ära 2012 auf dem Gelände des früheren Kupfer-Kellers eine stattliche Fangemeinde beschert. Oft nimmt sich das Team selbst auf den Arm wie im Vorjahr, als das Thema "Metallzäune im Kellerwald" Fahrt aufnahm und sich das Trio samt Helfer in einen selbst aus Bauzäunen gestellten Käfig zum Foto einsperrte, mit dem Hinweis: "Bitte nicht füttern".

Aber "Alla Dooch Annafest" wird es heuer nicht geben, "Kaan Dooch Annafest" ist angesagt. Der Festabsage thematisch angelehnt gestaltet sich das Motiv des Brauwastl-T-Shirts, in fränkischer Mundart lautet der Slogan "Nix wor's" und daneben: "A anners Fest" statt Annafest.

Fritz Zirnsack gibt zu, dass auch ihm und seinen Kollegen direkt nach Bekanntwerden der Absage ganz und gar nicht nach Lachen zumute war: "Unsere Stimmung nach dem Aus war sprichwörtlich im Felsenkeller. Enttäuschung weit und breit, da blieb kein Auge trocken. Nur unsere Kehlen. Aber wir haben uns gesagt, was soll`s?".

Schon bald nach dem Lockdown ging der Blick nach vorne. Denn wie jedes Jahr waren Hopfen und Malz für das Brauwastl-Annafestbier bereits ausreichend geordert und mussten schließlich verarbeitet werden. Der erste Ausschank des Jahresbiers erfolgt üblicherweise zum Kellerauftakt am Hauptplatz, der heuer ebenfalls flachfiel. Dort wird ein Schaubrauen im Kessel vorgeführt und das Wochen vorher erzeugte Bier kann kostenlos probiert werden, so erklärt Zirnsack: "Die meisten werfen einen Obolus in die Sammelbüchse, deren Gesamterlös wir einem guten Zweck zuführen. Das Prozedere des Auftakts ist streng getrennt vom gewerblichen Zweig am Annafest und eine Art Werbevorführung von uns."

Die Idee, selbst Bier zu brauen, entstand beim Trio aus reinem Hobby und nicht, um damit Geld zu verdienen: "Wir drei stehen ja glücklicherweise beruflich in Lohn und Brot und haben nicht die Situation, dass wir vom Bierverkauf leben müssen", erklärt Zirnsack. Ein großer Teil des Annafest-Budgets fließt in die Infrastruktur. Zapfanlage und Krüge. Aber auch die Sanierung der Toiletten verschlang im Vorjahr Geld. "Wir freuen uns auf jeden Fall, dass wir uns doch noch am Keller sehen. Vor ein paar Wochen sah es ja noch anders aus", meint Fritz Zirnsack.

Wer sich eines jener T-Shirts zulegen möchte, kann dies am Kellerhäuschen ordern, das bis zum 3. August geöffnet ist, so lange wie das Annafest gedauert hätte. Vielleicht sogar länger: Je nachdem, wie das Angebot angenommen wird und vor allem das Wetter mitspielt, bleiben die Hobbybrauer eventuell eine Woche länger da.

Laut ihrer Facebook-Seite sind die Öffnungszeiten für Samstag und Sonntag von 14 bis 22 Uhr geplant. Von Montag bis Freitag öffnet der Keller ab 16 Uhr bei gleichem Zapfenstreich. Dazu steht in forchheim-fränkisch: "Kaan Dooch Annafest, aber mir ham offen" und "Bringt euer Brotzeit mit, mir ham des Bier".

Der Keller am südlichen Ausgang des Waldes ist leicht zu finden. Ein Banner darüber warnt heimkehrende Besucher: "Letzte Tankstelle vor der A73". Typisch Brauwastl.