Nach der Winterpause nutzen viele Motorradfahrer die Gelegenheit, sich bei einem Fahrsicherheitstraining in Höchstadt fit für die Zweiradsaison zu machen.
Langsam fahren kann doch jeder! Sollte man meinen - stimmt aber nicht. Jedenfalls nicht mit dem Motorrad. Wie sagen doch die Biker: "Ab 30 Stundenkilometern fährt das Motorrad immer geradeaus - wenn man sonst nichts macht!" Aber darunter ist's nicht einfach, denn bei zu wenig Speed neigt die Maschine zum Kippen.
Das langsame Fahren bei Schrittgeschwindigkeit ist daher eine wichtige Übung im Sicherheitstraining. Am Wochenende war es wieder einmal so weit: Die Verkehrswacht Höchstadt mit Siegfried Nürnberger an der Spitze führte in Zusammenarbeit mit Gerhard Wust und seinem Team von der Verkehrswacht Neustadt/Aisch ein Fahrsicherheitstraining für Motorradfahrer durch. Mehr als hundert Teilnehmer, darunter zwanzig Damen, wurden auf dem Baxter-Gelände im Höchstadter Gewerbegebiet jeweils einen halben Tag in Theorie und Praxis geschult.
Die meisten kommen jedes Jahr, wenn es zum Saisonbeginn darum geht, das Motorrad aus dem Winterschlaf zu holen. Die Nummernschilder zeigen, dass die Fahrer aus dem weiten Umkreis, aus Bamberg, Nürnberg, Forchheim oder Unterfranken kommen. Nach der langen Winterpause wollen sich die Fahrer wieder an ihre Maschinen gewöhnen. Trainiert werden Blicktechnik, Lenkimpulstechnik, Kurvenfahren, Geschicklichkeit, oder - wie gesagt - Slalom mit Schrittgeschwindigkeit. Ein besonderes Kapitel ist das Fahren in Schräglage. "Damit man sich auch traut, in Schräglage zu fahren, ist Training nötig", findet Nürnberger. Bei der Verkehrswacht kann das geübt werden.
Was bekommen kleine Kinder, wenn sie das Radfahren lernen sollen? Richtig - Stützräder! Genauso läuft es auch beim Training mit dem Motorrad ab. Weit ausladende Stützräder geben dem Fahrer Sicherheit.
Kaum zu spüren sind sie aufgrund ihrer Leichtigkeit, vermitteln aber dennoch ein sicheres Gefühl. So kann der Fahrer testen, ob er seine Maschine tatsächlich beherrscht. Ganz ähnlich ist es beim Bremsen "auf den Punkt genau". Alltägliche Verkehrssituationen sind dafür eher nicht geeignet. Beim plötzlichen Auftauchen eines Hindernisses kann dies aber lebensrettend sein.
"Unsere Leute passen genau auf und erklären dem Fahrer, was er noch verbessern kann und was bereits okay ist", sagt Nürnberger. Gerade der Bremstest muss immer wieder geübt werden. So gesehen war es sogar von Vorteil, dass es am Samstag leicht geregnet hat. Die Fahrer konnten so ausprobieren, wie ihr Motorrad bei nasser Fahrbahn reagiert.
Und noch viel mehr lernen die Motorradfreaks: Über Fahrzeugtechnik und Ausrüstungsvorschriften klärte die Dekra Erlangen auf, die seit drei Jahren mit im Boot ist.
Notarzt Roland Maeumbaed und Peter Baierl vom Roten Kreuz sorgten für Auffrischung in Erster Hilfe. "Der Helm muss runter, weil der Verunglückte sonst ersticken könnte", weiß Siegfried Nürnberger. Der Motorradhelm sitze "knallhart, wie eine zweite Haut". Zudem wird gezeigt, wie ein Defibrillator zu handhaben ist. "Defis gibt es heute fast überall." Aber kaum jemand kenne sich mit der Anwendung aus, sagt Nürnberger.
Besonders dankbar ist er, dass seit acht Jahren kostenlos das Betriebsgelände des Unternehmens Baxter genutzt werden kann: "Wenn du auf einem Parkplatz übst, stehst du halt den Tag lang in der Sonne oder im Regen." Auf dem Firmengelände gebe es die Möglichkeit, mal kurz zu verschnaufen. Es gibt eine Teeküche, die zum Kaffee trinken genutzt werden kann und Toilettenanlagen.
"Mit den Teilnehmerzahlen sind wir für eine Tagesveranstaltung an unseren Grenzen angelangt", sagt Nürnberger. 15 Personen seien von früh morgens bis abends im Einsatz, alle ehrenamtlich. Bereits zum zehnten Mal wurde das Training durchgeführt - eine Jubiläumsveranstaltung sozusagen - mit alljährlich steigenden Teilnehmerzahlen. Er habe bereits Leute abweisen müssen.