Im Landkreis Erlangen-Höchstadt wurden vielerorts Schulgebäude erst vor wenigen Jahren kostspielig saniert und stehen jetzt teilweise leer. Die betroffenen Gemeinden suchen händeringend neue Nutzungsmöglichkeiten.
In zwei Jahren wird es in Adelsdorf voraussichtlich keine Mittelschule mehr geben. Nur eine siebte und eine achte Klasse sind noch dort. Schon jetzt steht ein ganzer Trakt mit sechs Klassenzimmern leer. Denn das Haus wurde für 800 Schüler gebaut und jetzt werden nur mehr um die 250 Kinder unterrichtet. Die Gemeinde hat viel Geld in die Schule gesteckt: in den Brandschutz, in Feuertreppen und in eine energetische Sanierung. "Mir blutet das Herz", sagte Bürgermeister Karsten Fischkal (FW), "wenn ich überlege, wie viele Millionen Euro wir verbaut haben."
Nun sucht die Gemeinde zusammen mit dem Arbeitskreis Schule, dem neben Gemeinderatsmitgliedern die Schulleitung sowie Siglinde Pörner und Anja Apelt vom Elternbeirat angehören, nach einer schulverträglichen Nutzungsmöglichkeit. Wohnraum zu schaffen wurde wegen der hohen Umbaukosten verworfen.
Gewerbe, vielleicht ein Gründerzentrum? Da der Durchgang zur Schule offen ist, hat man wegen des Publikumsverkehrs Bedenken wegen der Sicherheit der Schüler.
Ein Ergotherapeut hat wegen der Anmietung von Räumen bei der Gemeinde vorgesprochen, ebenso eine Tanzschule. Die VHS ist sowieso schon im Haus. Wenn belastbare Zahlen vorliegen, will die Gemeinde einer Nutzung aus dem Bereich Schule, Bildung, Förderung näher treten.
In Zentbechhofen steht ein ganzes Schulhaus leer Nicht nur Adelsdorf hat leere Schulräume. Im Höchstadter Ortsteil Zentbechhofen steht ein ganzes Schulhaus leer, allerdings nicht renoviert. Denn hier war schon seit längerem abzusehen, dass der Schulstandort der Mittelschule Mühlhausen wegfällt, weil insgesamt die Schülerzahl zurückging. Die Stadt hat das Gebäude zum Verkauf angeboten.
Interessenten für Gewerbenutzung oder Wohnbau meldeten sich schon, sagt Höchstadts Geschäftsleiter Günter Brehm. Aber keiner biss an. "Unser Problem ist die abseitige Lage von Zentbechhofen."
Eine Art Bürgerhaus sieht er auch nicht als Lösung, auch wenn derzeit der Musikverein dort probt und der Kindergarten die Turnhalle nutzt. Dafür ist der Ort zu klein, sagt er. Zudem gibt es zwei Gastwirtschaften und ein Feuerwehrhaus für Zusammenkünfte.
In dieser Hinsicht ist es in Vestenbergsgreuth schlechter bestellt. Deshalb hat sich die Kommune zum Rückbau des Grundschulgebäudes entschlossen. Nachdem zeitweilig alle Kinder nach Lonnerstadt gingen, gibt es jetzt wieder zwei Klassen im Ort. Ein Kinderhort wurde untergebracht. Aus der leeren Turnhalle und deren Nebenräumen soll ein "Haus der Begegnung" werden. Für die Sanierung der Räume will Vestenbergsgreuth in Förderprogramme kommen.
"Jedes Ende bietet die Chance für einen Neuanfang", urteilt Bürgermeister Helmut Lottes (CSU/UB) optimistisch.
"Wir müssen überlegen, was wir machen", sagt Lonnerstadts zweite Bürgermeisterin Regina Bruckmann (FW). Dort steht eine "halbe" Schule leer. Mit 660.000 Euro Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II konnte die Gemeinde vor einigen Jahren die energetische Sanierung des Hauptschultraktes mit Gesamtkosten von über 700.000 Euro stemmen. Nur ein Jahr lang wurden in Lonnerstadt noch Mittelschüler nach der Gründung des Schulverbunds mit Höchstadt unterrichtet. Die Sanierung kommt nun den Grundschülern zugute, denn sie zogen nach dem Wegbrechen der Mittelschule vom Altbau in den Neubau um.
Den Leerstand bot Lonnerstadt der aus allen Nähten platzenden Realschule Höchstadt an. "Es hätte für einen ganzen Jahrgang ausgereicht", weiß Bruckmann. Doch die Auslagerung passt nicht ins Konzept der Realschule, bei dem die Lehrer ein festes Klassenzimmer haben und die Schüler zu ihnen kommen.