Wie wird die Ernte heuer?

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Letzte Woche hat die Erntezeit begonnen. Der Bauernverband informierte bei einem Treffen auf dem Hof von Wilfried Funke in Neuhaus über die Erträge. Neben dem Wetter spielt der Weltmarkt für die Landwirte eine große Rolle.

Just zum Gesprächstermin über die diesjährigen Ernteerträge, hat es am Freitagvormittag zu regnen begonnen. "Na wollen wir doch mal hoffen, dass das jetzt nicht der Anfang einer dauerhaften Regenperiode ist", sagt Wilfried Funke beim Blick aus seinem Fenster. Mit am Tisch sitzen Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), vom Amt für Landwirtschaft und Forsten sowie Funkes Kollegen Hans Walter Förtsch und Stefan Groß. Auch der Adelsdorfer Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) ist gekommen.
"Für den Mais ist Regen momentan ja gar nicht so schlecht, da er gerade bei vollem Wuchs ist", sagt Robert Ort, BBV-Kreisobmann. Aber andauernde Nässe sei vor allem für das Einbringen des Getreides katastrophal. "Wir wollen ja trockene Körner ernten."
Letzte Woche hat die Erntezeit begonnen. Die Landwirte haben sich zu einem Gespräch über die aktuelle Lage auf dem Hof von Wilfried Funke in Neuhaus getroffen.
Sofort beginnen die Männer mit dem Vergleichen. "2004 hatten wir Top-Erträge und ein Top-Erntewetter. Da werden wir aber heuer weit davon entfernt sein, so viel lässt sich jetzt schon sagen", meint Ort. Es bleibe auch fraglich, ob es wieder so eine gute Maisernte wie in 2011 gebe.

Unterdurchschnittliche Ernte


Landwirt Funke kann nur zustimmen: "Bei uns im Betrieb wird es keine katastrophale, aber schon eine unterdurchschnittliche Ernte." Ein Grund sei die Dicke der Schneedecke im Winter gewesen. Sie schützt den Boden vor dem Frost. Zwar habe sie im Höchstadter Umland im Vergleich zu anderen Gegenden - beispielsweise in Ansbach - für die meisten Kulturen ausgereicht. Andernorts seien Wintergerste und Raps quasi ausgefallen. Aber die empfindlichen Heil- und Gewürzpflanzen, wie die Zitronenmelisse, die Funke anbaut, sind zu 50 Prozent ausgefallen.
Der Herr der Statistiken ist Horst Krehn, Geschäftsführer des Amts für Landwirtschaft in Fürth. Er weiß, was und wie viel im Landkreis wächst und gedeiht (siehe Zahlen unten).
Und er wagt eine vorsichtige Prognose, auch wenn natürlich keiner weiß, wie das Wetter in den nächsten Wochen zur Ernte ausfällt: "Vor allem beim Getreide werden wir wohl mit einem blauen Auge davon kommen."

Trockenheit im Frühsommer


Die extreme Frühsommertrockenheit habe aber schon zu Problemen geführt. "Der Winterweizen ist ausgesprochen dünn, da hätte es mehr Niederschlag gebraucht", sagt Krehn. Auch er sieht das momentane Regenwetter für den Mais als nützlich, allerdings nur, wenn es nicht die ganze Erntezeit lang feucht bleibe.
Gute Maispreise seien für viele Milchbauern und Biogasanlagenbetreiber allerdings auch ein Fluch, da sich so auch die Kosten für Futtermittel und Biomasse erhöhen. Beim Raps hätten die Stürme der letzten Wochen Schäden angerichtet. Stellenweise habe der Wind Äste abgerissen und in die Felder geweht. Dabei platzen die Schoten des erntereifen Rapses auf und der Ertrag sinkt. Grundsätzlich seien die Unwetter aber für die Bauern glimpflich verlaufen, auch wenn das von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sei, meint der BBV-Kreisobmann.
Neben dem lokalen Ernteertrag schneiden die Landwirte auch weltwirtschaftliche Themen an. Ereignisse wie die Flutkatastrophe in Russland sind auch für die hiesigen Bauern relevant, da sie die Preise auf dem Weltmarkt beeinflussen. Und der gilt auch in Neuhaus. So seien etwa die Weizen- Exportquoten der Ukraine, einem wichtigen Anbauland, tagesaktuell nach unten korrigiert worden, sagt BBV-Mann Ort. "Preislich sieht's zur Zeit ganz gut aus." Der Raps etwa habe die 50-Euro-Marke für den Doppelzentner durchbrochen.
Je nach Sorte fällt die Ernte also durchwachsen aus. Auch das Wetter der kommenden Wochen wird noch eine Rolle spielen. Und die Landwirte können hoffen: Zum Ende des Termins hat der Regen aufgehört und ein paar Sonnenstrahlen fallen in den Hof von Wilfried Funke.


Anbau im Landkreis

Flächennutzung Im Landkreis beträgt die landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt 19 300 Hektar. Davon sind rund ein Viertel Grünland und drei Viertel Acker. Der Anbau verteilt sich auf die folgenden Kulturen:

Weizen 3200 Hektar (16,5 %)
Silomais 2544 Hektar (13 %)
Wintergerste 1900 Hektar
(10 %)
Raps 1236 Hektar (6,4 %)
Roggen 1100 Hektar (5,6%)
Körnermais 194 Hektar (1%)
Sommergerste 190 Hektar (0,9 %)
Hafer 144 Hektar (0,7 %)
Obst 95 Hektar (0,4 %)
Kartoffel 68 Hektar (0,3 %)

Teiche 1300 Hektar (6,7 %)