Wie sich ihr Wald auch in der Zukunft in dieser Weise entwickeln kann, lernten interessierte Waldbesitzer aus der Region.
Schmelzende Gletscher und Hitzesommer - die Anzeichen sind deutlich: Das globale Klima wird wärmer und trockener. Auch für den Wald vor unserer Haustür bedeutet das eine zusätzliche Belastung. Wie muss er aussehen, damit er auch noch in 100 Jahren seine Funktionen erfüllen kann? Wie kann man den Auswirkungen des Klimawandels durch eine nachhaltige Forstwirtschaft rechtzeitig entgegenwirken?
Um diesen Fragen gemeinsam nachzugehen, lud das Forstrevier Wachenroth interessierte Waldbesitzer zu einem Vortrag und einer Exkursion ein. Gerhard Hofmann, der Leiter des Reviers Wachenroth, und Forstanwärter Axel Serwotka erwarteten die rund 30 Teilnehmer an der Kapelle in Bösenbechhofen. Von dort aus ging es unter den Strahlen der Morgensonne in den nahegelegenen Wald.
Nährstoffarme Böden
"Die Böden in diesem Gebiet sind insgesamt sauer und nährstoffarm", erklärt Serwotka. "Und im Vergleich zum Rest Bayerns ist es hier verhältnismäßig warm und trocken. Das wird sich durch den Klimawandel noch verstärken. Es kann zu heftigeren Stürme kommen und im Winter starke Niederschläge geben. Insgesamt werden die Wetterextreme zukünftig zunehmen", fasst der Forstanwärter zusammen.
Eine Baumart gilt dabei als besonders gefährdet: Die Kiefer. Schon jetzt leidet sie unter einer Mehrzahl an Bedrohungen. "Die letzten beiden Jahre waren besonders trocken. Dadurch ist die Kiefer weniger widerstandsfähig und wird noch leichter von Schädlingen angegriffen", erläutert Serwotka und zeichnet an einem Stück Rinde einer abgestorbenen Kiefer das Vorgehen der Borkenkäfer nach.
Auch Pilzkrankheiten und Misteln machen den Kiefern zu schaffen. In vielen Fällen wachsen rund um die Bäume Heidelbeersträucher, die den Boden zusätzlich versauern lassen und Moose, die das Regenwasser auffangen, noch bevor es die Wurzeln der Kiefern erreichen kann. Um ihre Bestände zu stärken, lohnt es sich deshalb, kleine Buchen zwischen die Kiefern zu pflanzen.
Die Laubbäume stellen keine Konkurrenz zu den Kiefern dar, weil sie ein anderes Lichtspektrum nutzen und im Schatten gut wachsen können. Wenn sie im Herbst ihre Blätter verlieren, versorgen sie den Boden nicht nur mit Nährstoffen, sondern bedecken auch die Heidelbeeren und Moose, die unter diesen Umständen nicht mehr gedeihen können.
Mischung aus Theorie und Praxis
Dieses Vorgehen nennt sich Unterpflanzen und kann in Kombination mit der Durchforstung für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes eingesetzt werden.
Außerdem erhielten die Teilnehmer auf ihrem Weg durch Waldwege, Unterholz und Torfmoose praktische Tipps, die den Umgang mit ihrem Baumbestand erleichtern. Mit einer kleinen Bohrung kann zum Beispiel das Alter der Bäume bestimmt werden und ein Stück Faden mit einer speziell geformten Platte hilft dabei, die Masse der Bäume abzuschätzen. "Ich bin erstaunt, mit welchen einfachen Mitteln man den Nutzholzbestand messen kann", berichtet Thomas Schmidt aus Simmersdorf. "Ich möchte auch in meinem Wald die Unterpflanzung in Angriff nehmen und mich nochmal beraten lassen." Auch Dorothea Herbing konnte neues Wissen sammeln: "Durch die Lichtmessung ist mir bewusst geworden, wie dunkel es im Wald sein kann und wie wichtig es ist, für jeden Baum den richtigen Platz zu finden." Und ihr Mann Rudolf Herbig fügt hinzu: "Die Mischung aus Theorie und Praxis ist sehr informativ und die beiden Leiter zeigen ein außergewöhnliches Engagement."
"Unser Ziel ist ein stabiler, risikoarmer und ertragreicher Wald. Die Grundlage dafür ist der Boden. Ende der 90er Jahre gab es hier eine Standorterkundung, bei der die Bodenbeschaffenheit bestimmt wurden", sagt Revierleiter Hofmann und zeigt eine Karte, die das Gebiet in ein buntes Mosaik aufspaltet. Zusammen mit eigenen Bodenproben, die gemeinsam gesammelt wurden, zeigte er, wie verschieden die Voraussetzungen für die Forstwirtschaft sind. Die Basis für einen robusten Wald sieht er im Mischwald. Die Bäume verschiedener Arten sind nicht nur weniger durch spezialisierte Insekten gefährdet, sondern können sich gegenseitig auch bereichern und stärken.