Eva-Maria Wild behandelt als Assistenzärztin an der Uni-Klinik Erlangen kranke Kinder und Jugendliche. Im gleichen Krankenhaus besiegte sie im Alter von zehn Jahren die Leukämie - und traf dann eine Entscheidung.
Von der Leukämiepatientin zur Kinderärztin: Basteln, spielen und vor allem Mut machen - einmal im Monat besuchen ehemalige Patientinnen und Patienten des Kinderonkologischen Zentrums des Uniklinikums Erlangen die Station 2c: die Kinderonkologie. Die Besucherinnen und Besucher, die heute selbst krebsfrei sind, seien zuvor in speziellen Seminaren zu Mentorinnen und Mentoren ausgebildet worden, berichtet die Uniklinik in einer Pressemitteilung.
Eine dieser "Ehemaligen" sei Eva-Maria Wild. Im Alter von sieben Jahren erkrankte sie demnach an akuter lymphatischer Leukämie, der laut Klinik häufigsten Form von Blutkrebs bei Kindern und Jugendlichen. Nach einer erfolgreichen Behandlung in Regensburg sei drei Jahre später der Rückfall gekommen - "dann folgte eine Knochenmarktransplantation in der Erlanger Kinderklinik", heißt es.
"Wollte nie wieder Klinik betreten": 28-Jährige besiegte als Kind die Leukämie - plötzlich ist ihr Berufswunsch klar
Seitdem sei die heute 28-Jährige krebsfrei. Mittlerweile sei sie nicht nur hin und wieder zu Gast, sondern in der Kinder- und Jugendklinik als Assistenzärztin angestellt - eine ungewöhnliche Geschichte, die Mut machen soll. Die zunächst ehrenamtliche Arbeit mit krebskranken Kindern und Jugendlichen in Kombination mit der eigenen Krankheitsgeschichte sei für Eva-Maria Wild letztlich der ausschlaggebende Faktor für ihren beruflichen Werdegang gewesen.
"Zwar gab es eine Zeit, in der ich mir sicher war, nie wieder eine Klinik betreten zu wollen, mein Interesse an der Medizin ist aber geblieben. Während des Medizinstudiums habe ich dann gemerkt, dass die Kinderonkologie der Bereich ist, in dem ich auch künftig tätig sein möchte", so die 28-Jährige. Nach ihrer derzeitigen Weiterbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin werde sich Wild deshalb zur Kinderonkologin weiterbilden.
"Dass ich die Situation junger krebskranker Menschen nachempfinden kann, wird mir im Beruf sicher ganz besonders helfen, die Patientenperspektive immer im Blick zu behalten", glaubt sie. Zusammen mit einer anderen ehemaligen Krebspatientin habe Eva-Maria Wild 2014 das ehrenamtliche Erlanger Mentorenprogramm aufgebaut. "Es ist unheimlich wertvoll, mit den Familien in Kontakt zu kommen. Auch für uns Mentorinnen und Mentoren ist es schön, als Gruppe zusammen zu sein und sich über die eigenen Erfahrungen auszutauschen", berichtet die junge Ärztin.
"Krebserkrankung überwindbar": Ärztin an Uniklinik Erlangen gibt Familien wieder Hoffnung
Auf die Idee, überhaupt ein Mentorenprogramm in Erlangen zu etablieren, kam Wild demnach über eine ähnliche Aktion der Deutschen Kinderkrebsstiftung: An der Fahrradtour "Regenbogenfahrt" nehmen laut Uniklinik jährlich rund 50 junge Erwachsene teil, die in ihrer Kindheit oder Jugend an Krebs erkrankt waren. "Sie besuchen kinderonkologische Stationen in ganz Deutschland, um Betroffenen zu zeigen, dass eine Krebserkrankung überwindbar ist", heißt es in der Mitteilung. "Als ich damals im Krankenhaus von Teilnehmenden der Regenbogenfahrt besucht wurde, wusste ich direkt, dass ich irgendwann selbst mitfahren möchte." Für den leukämiekranken Jacks (4) und seine Familie ist die Situation sehr schwer - es ist nicht der einzige Schicksalsschlag.
"Jetzt bin ich mittlerweile seit zehn Jahren dabei", erinnert sich die Ärztin. "Wir zeigen den Patientinnen und Patienten beziehungsweise ihren Familien, dass wir trotz einer früheren Krebserkrankung jetzt wieder Fahrrad fahren, arbeiten, Hobbys pflegen und es uns gut geht", so Wild. Damit das Angebot auch weiterhin bestehen könne, sei man "aktuell dringend auf der Suche nach neuen Freiwilligen, die selbst eine Krebserkrankung überstanden haben und sich vorstellen können, einmal monatlich die kinderonkologische Station zu besuchen, um Betroffenen zur Seite zu stehen".